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Der Chaos-Pakt

Titel: Der Chaos-Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt jr.
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Kann ich das große Westmeer in Dampf verwandeln, bis die Fische auf trockenem Land und verkohltem Tang liegen und nach Luft schnappen?« Wieder verneigte sich der Magier.
    »Ich habe Euch eine Aufgabe übertragen und bitte Euch jetzt zu gehen und erst zurückzukehren, wenn Ihr mir berichten könnt, dass Ihr sie erledigt habt.« Lephis Stimme war kalt und hart, aber die Hände packten die Armlehnen des Throns so fest, dass die Finger zitterten.
    »Sehr wohl, Euer Majestät. Ich werde also nicht mehr zurückkehren.« Triendar verneigte sich ein weiteres Mal.
    Lephi hob die rechte Hand, ließ sie wieder sinken. »Was meint Ihr damit, dass Ihr nicht mehr zurückkehren werdet?«
    »Euer Hoheit«, meinte der Weiße Magier, »wir alle sind an das gebunden, was uns möglich ist. Ihr könnt nicht fliegen. Ich kann nicht alle Meere in Dampf verwandeln und ich kann auch nicht ohne Weiße Magier, Feuer und Männer mit Fackeln und Hacken den Verwunschenen Wald aufhalten. Ihr könnt befehlen und anordnen, was immer Ihr wollt. Ihr könnt den Bogenschützen der Rationalen Sterne meinen Körper als Ziel zur Verfügung stellen, aber was ich nicht tun kann, das kann ich eben nicht tun, und ich will nicht die Illusion nähren, ich könnte es vielleicht doch.«
    Lephi packte wieder die Armlehnen, noch fester als zuvor, und ein langes Schweigen senkte sich über den Raum. Kein Flüstern und kein Seufzen war im Thronsaal zu hören.
    Schließlich ergriff der Herr von Cyador wieder das Wort. »Ihr wart immer aufrichtig und Ihr setzt Euer Leben aufs Spiel, um weiterhin aufrichtig zu sein. Ich kann nicht behaupten, dass ich erfreut bin, aber mehr als dies kann ich von einem Mann und Magier nicht erwarten.« Lephi hielt inne. »Macht mir einen Plan. Sagt mir, was Ihr mit wie vielen Magiern und wie vielen Männern erreichen könnt. Sagt mir, wie viele Ihr braucht, um den Wald möglichst für immer zu bändigen.«
    Triendar verneigte sich ein letztes Mal. »Es soll geschehen, Hoheit.«
    Als der Weiße Magier gegangen war, wischte Lephi sich die Stirn trocken, knüllte ein duftendes weißes Schweißtuch zusammen und ließ es neben dem Thron fallen, wo es lautlos von einem weiß gekleideten Mädchen aufgehoben und entfernt wurde.
    »Wenigstens ... wenigstens werde ich die Feuerschiffe und die Feuerkanonen zurückbekommen.« Er lächelte. »Und dann werden sie alle wieder das große Cyad fürchten lernen.«

 
LXIII
     
    N ylan rückte den letzten Stein des Schmiedeofens zurecht, dann legte er eine Pause ein und wischte sich mit dem Rücken des Unterarms die Stirn ab. Er sah sich zum Übungsgelände um.
    »Ich arbeite lieber hier mit Euch als da drüben, Ser«, sagte der schlaksige junge Bursche, der noch nicht lange als Mann bezeichnet werden konnte, während er den Schleifstein mit den Füßen in Gang hielt.
    »Du wirst beides zu schmecken bekommen, Sias«, erklärte Nylan seinem halb unfreiwilligen Lehrling. »Morgen wirst du zu Pferd trainieren.«
    Sias stöhnte.
    »Achte auf die Klinge«, warnte ihn der Ingenieur. »Nicht einmal ein Heiler kann einen abgeschnittenen Finger wieder anwachsen lassen.«
    Sie hatten inzwischen die meisten der kunterbunt gemischten Klingen ihrer beiden Züge geschärft. Wenn es nur genauso einfach gewesen wäre, die Fähigkeiten im Schwertkampf und die Reitkünste der Leute zu verbessern.
    Aber es musste doch möglich sein. Nylan hatte beides gelernt, wenngleich es ihm half, die Ordnungs-Felder manipulieren zu können, und dank der implantierten Reflexverstärkung, über welche die Einheimischen nicht verfügten. Allerdings hatten auch die Frauen, die nach Westwind geflohen waren, diese Vorteile nicht gehabt.
    »Sind die Weißen Dämonen wirklich sechs Ellen groß?«, fragte Sias unschuldig.
    »Du weißt genau, dass sie es nicht sind, es sei denn, sie sitzen auf dem Pferd und das Pferd steht auf einem Dach. Wer hat eigentlich diesen Unsinn erzählt?«
    »Nachts ... gibt es Getuschel.« Sias nahm das Schwert und wischte die Klinge vorsichtig mit einem geölten Tuch ab, bevor er sie in die Scheide steckte und die nächste zu schleifen begann.
    Hufschläge übertönten Ayrlyns Befehle einen Moment, als zwei Züge Rekruten und ein Trupp erfahrener Soldaten hinter Fornal die Straße hinunter in Richtung Süden ritten.
    Nylan hustete. Wie üblich war der leichte sommerliche Wind gerade kräftig genug, um den allgegenwärtigen Dreck und Staub aufzuwirbeln – im Augenblick noch verstärkt durch Fornals Streitmacht –,

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