Der Chaos-Pakt
obwohl er nur in Hosen und Lederschurz arbeitete.
Wieder hob er den Hammer und walzte die Klinge dünn aus, damit sie scharf wurde. Sollte er eine Rinne einziehen, damit das Blut besser ablaufen konnte?
Nein, das würde zu viel Zeit kosten und er würde alle Klingen nacharbeiten müssen.
»Was glaubst du eigentlich, was du hier machst?«, murmelte er.
»Ser?«, fragte Sias, der den Blasebalg bedient hatte.
»Nichts, nichts.« Nylan drehte das Schwert wieder herum und prüfte mit Augen und Ordnungs-Sinnen, wie heiß das Metall noch war.
Westlich der Koppel, wo Ayrlyn und Tonsar die Rekruten zu Pferd üben ließen, wirbelte Staub auf. Die Rekruten sollten lernen, die Bewegungen der Spiegellanzenkämpfer rechtzeitig zu erkennen und möglichst schnell zu reagieren.
»Also ... also schärft der Engelsschmied die Schwerter und die Engelsheilerin arbeitet mit den Männern?«
Nylan blickte vom Amboss auf. Fornal saß vor ihm auf dem Pferd und betrachtete die Kohlen und das dunkler werdende Stück Eisen, an dem Nylan gearbeitet hatte.
Sias, die Hände auf den Blasebalg gelegt, sah den Schmied fragend an.
»Du kannst dir etwas Wasser holen, mach nur eine kurze Pause«, sagte Nylan zu seinem Lehrling. Der schlaksige blonde Mann verneigte sich vor Fornal und ging zum Brunnen hinter dem Wohnhaus.
»Wie ich sehe, unterweist Ihr sie auch in der nötigen Höflichkeit.«
Da er wusste, dass Fornal noch eine Weile brauchen würde, ehe er zur Sache kam, legte Nylan die Klinge wieder ins Schmiedefeuer.
»Warum macht Ihr das mit dem Schwert?«
»Ich walze die Schneide aus und härte sie dabei.« Jedenfalls war es das, was herauskommen sollte, nachdem die Klinge schmaler ausgewalzt und mit einer dünnen Schicht von härterem Eisen verstärkt worden war.
»Vor zwei Achttagen hätte ich gesagt, dass es Zeitverschwendung ist.« Fornal runzelte die Stirn, als sein Hengst nervös zur Seite tänzelte. »Aber bisher hat keiner Eurer Rekruten versagt. Einige sind gestorben, aber kein Einziger ist davongelaufen.« Der Regent mit dem schwarzen Bart zwang sich zu einem Lächeln. »Ihr werdet mir ausgebildete Bewaffnete geben ... aber sie werden niemals Westwind angreifen, nicht wahr?«
Jetzt war es an Nylan, verwundert die Stirn zu runzeln.
»Sie sehen, was Ihr zwei tut, es spricht sich herum. Sie sagen: ›Die Engel lässt man besser in Ruhe.‹ Oder: ›Besser, sie sind auf unserer Seite als auf der anderen.‹«
Nylan zuckte mit den Achseln und wischte sich den Schweiß ab, bevor er ihm in die Augen lief. »Wir versuchen die Cyadoraner aufzuhalten.«
Der Regent nickte. »Vielleicht gelingt es Euch sogar, aber danach wird Lornth nicht mehr sein wie früher. Und darüber, Engel, bin ich alles andere als erfreut.« Fornal schürzte die Lippen. »Wir müssen uns zwischen den Schwarzen Engeln und den Weißen Dämonen entscheiden, aber ich mag beide nicht. Doch wie dem auch sei, Ihr haltet, was Ihr versprochen habt, und das ist weit mehr, als man über die Weißen Dämonen sagen kann.«
Nach kurzem Überlegen fragte Nylan: »Wohin wollt Ihr?«
»Wir glauben, sie wollen Jirec auskundschaften. Die Einheimischen in Yisara haben sich an Euren Rat gehalten, aber ... wenn wir die Späher beseitigen, werden die Weißen erst recht in diese Richtung vorstoßen und dann können wir dort noch mehr Dämonen bekämpfen.« Fornal lächelte leicht. »Eure Rekruten sollen morgen eingesetzt werden.«
»Wir werden bereit sein.«
»Gut.« Fornal nickte noch einmal knapp und zog sein Pferd zu den Berittenen herum, die sich bereits vor der Scheune versammelt hatten.
Nylan zog die Klinge aus den Kohlen. Wenigstens eine Hand voll Schwerter konnte er noch härten, vielleicht noch mehr, und das würde eine Hilfe sein. Vielleicht waren die Klingen dann stark genug, um noch viele Lanzen der Weißen zu zerschmettern.
LXIX
E in einzelner cyadorischer Späher lenkte sein Pferd eilig von der Straße herunter und trieb es im Galopp zur rechten Flanke der Abteilung aus Lornth, in deren Mitte Nylan stand. Vor den Hufen des Pferdes stieg der Staub auf wie eine braune Gewitterwolke, bis Nylan die anderen Trupps, die weiter links hinter der Kurve warteten, nicht mehr sehen konnte. Sonnenlicht spiegelte sich auf dem runden Schild und ließ Nylan blinzeln.
Der Engel hob die zweite Klinge zum Wurf, aber es war nicht nötig, weil Ungit und Wuerek, gefolgt von Meresat, sich dem Lanzenkämpfer entgegenstellten. Der weiße Säbel fuhr auf Ungit zu und rote
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