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Der Chaos-Pakt

Titel: Der Chaos-Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt jr.
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habe ich noch nie gehört.«
    Ayrlyn lächelte grimmig. Auch sie rutschte im Sattel hin und her.
    Der Schmied zuckte mit den Achseln. Wahrscheinlich konnte er den Eisendraht selbst herstellen. Allerdings brauchte er ein Rad zum Drahtziehen und eine Lehre aus möglichst hartem Metall, durch die das Metall beim Ausziehen laufen konnte. Aber wäre es wirklich der Mühe wert? Vielleicht wäre es ohnehin besser, in Gräben Piken aufzustellen.
    Nylan zügelte sein Pferd mehr oder weniger in der Mitte des Dorfes vor einem verlassenen Gebäude, das weder Fensterläden noch Türen besaß. Er sah sich um, während die Soldaten hinter ihm anhielten.
    Yisara zählte kaum mehr als hundert Einwohner. Es gab höchstens ein Dutzend Häuser und doppelt so viele Nebengebäude. Wie in Clynya waren die Nebengebäude überwiegend mit Grassoden gedeckt, die Häuser waren mit hellem Putz oder Stuck verkleidet, der abbröckelte oder in der Sonne ausgebleicht war und durch den allgegenwärtigen roten Staub einen rosafarbenen Schimmer bekommen hatte. »Und wohin jetzt?«
    »Das größte Gebäude?«, schlug Ayrlyn vor.
    »Da sein Besitzer am meisten zu verlieren hat? Warum nicht?« Nylan lenkte sein Pferd nach Norden zum einzigen zweistöckigen Gebäude, das quadratisch, vermutlich um einen Innenhof herum, angelegt war.
    Als die Reiter sich näherten, wurden die Läden geschlossen und ein einziges Gesicht lugte aus der halb geöffneten Vordertür heraus.
    »Hallo!«, rief der Engel.
    »Was wollt Ihr?«, fragte ein kräftiger Mann in grauem Hemd.
    »Wir wollen Euch vor den Cyadoranern warnen, vor den Weißen Dämonen. Sie kommen nach Yisara. Sie wollen Euch alles wegnehmen, was sie bekommen, und werden jeden töten, den sie finden.«
    »Und warum sollen wir Euch das glauben?«, fragte der grauhaarige Mann. »Und warum kümmert Ihr Euch überhaupt um uns? Lornth und Cyad sind weit entfernt. Ihr Herren aus Lornth habt Euch bisher noch nie um uns gekümmert, außer dass wir Rekruten für Eure Kriege und Essen für die Bergleute stellen müssen.«
    Der Mann hatte sicher nicht ganz Unrecht. Dennoch ...
    Der Engel zuckte mit den Achseln. »Wir bringen nicht jeden Menschen in der Stadt um. Das haben die Cyadoraner gemacht, als die Leute nicht gehen wollten.«
    »Ihr werdet uns nicht beschützen?«
    Nylan deutete zu den Berittenen, die hinter ihm warteten. »Wir tun, was wir können. Aber kann man damit fünfzehn Züge Lanzenreiter aufhalten?«
    »Warum sagt Ihr es uns dann, wenn Ihr doch nichts zu bieten habt?« Der Mann zuckte mit den Achseln.
    Nylan holte tief Luft. »Nichts kann Euch davon abhalten, die Stadt zu verlassen und Euch zu verstecken, wenn Ihr überleben wollt.«
    »Und was für ein Leben ist das, wenn unsere Häuser und das Korn nicht mehr da sind?«
    »Was ist das für ein Leben, wenn Euer Kopf nicht mehr da ist, wo er jetzt sitzt?«, gab Nylan zurück. »Ihr habt noch etwas Zeit, Euer Vieh und Eure Familien in Sicherheit zu bringen.«
    »Weit genug, um den Weißen Dämonen zu entgehen?« Der Mann zuckte mit den Achseln. »Das glaube ich nicht.«
    »Na gut«, sagte Nylan. »Wir haben Euch gewarnt. Wenn Ihr Euch entscheidet, hier auf den Weißen Tod zu warten, dann ist das Eure Sache.«
    »Und die Eure, Ihr Herren aus Lornth, denn Ihr habt keine Ehre, wenn Ihr Euer Land nicht schützt.«
    »Am Ende werden wir die Cyadoraner vertreiben«, sagte Nylan, »aber Lornth wurde nicht an einem Tag erbaut. Auch Cyad nicht.«
    »Wie die Dunkelheit will.« Der Mann ging ins Haus.
    »Seht Ihr? Und was hat es genützt?«, fragte Tonsar.
    »Manche Bauern sind noch schlimmer als Fornal«, murmelte Nylan.
    »Ich wette, die meisten werden sich verstecken oder weggehen«, meinte Ayrlyn. »Sie wollen dir nur nicht die Genugtuung geben.«
    »Hoffentlich. Ich hoffe es wirklich.«
    »Sie werden bleiben und sich abschlachten lassen wie die Schweine, die sie sind«, prophezeite Tonsar.
    Nylan und Ayrlyn wechselten einen Blick.
    »Mag sein«, sagte sie schließlich.
    »Wir müssen einen anderen Weg finden, sie aufzuhalten«, murmelte Nylan mehr zu sich selbst, als zu den anderen. »Es muss doch einen Weg geben ... es muss einen geben.«

 
LXVIII
     
    N ylan drehte die schwere Klinge mit der Zange herum und schlug einmal, zweimal mit dem kleineren Hammer auf die Kante des kirschrot glühenden Metalls.
    Die Sonne stand gerade erst über den Hügeln im Osten und die kühle morgendliche Brise war noch nicht abgeflaut, aber Nylan war dennoch in Schweiß gebadet,

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