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Der Chaos-Pakt

Titel: Der Chaos-Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt jr.
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nur vorkommt wie ein dunkler, undurchsichtiger Klotz.«
    Nylan zog ein Stück verschlissenes graues Tuch aus dem Gürtel und tupfte sich den Schweiß und Dreck von Stirn und Wangen. Dann verstaute er es wieder und rutschte im Sattel hin und her. Die Stute wieherte, lief aber weiterhin gemessenen Schrittes nach Norden.
    Nylan sah sich einstweilen wieder nach Süden um.
    »Es ist niemand in der Nähe«, sagte Ayrlyn. »Aber sie werden nicht mehr lange tatenlos zusehen.«
    »Die Cyadoraner?«
    »Wir haben einige ihrer kleinen Trupps erledigt. Das Leben eines Bewaffneten mag hier in Candar nicht viel wert sein, aber sogar die Cyadoraner werden früher oder später damit aufhören, in kleinen Gruppen auszureiten.« Die Heilerin stellte sich in den Steigbügeln auf und massierte sich eine Hüfte. »Ich werde mich wohl nie daran gewöhnen.«
    »Du hast dich doch schon daran gewöhnt.«
    »Nein, eigentlich nicht.«
    »Glaubst du, sie werden bald in größeren Verbänden angreifen?«, fragte der Schmied. »Mit einem ganzen Heer?«
    »Das würde ich an ihrer Stelle tun. Ich hätte schon längst damit begonnen.« Ayrlyn schloss einen Moment lang die Augen und Nylan konnte beinahe körperlich spüren, wie sie sich ein wenig entspannte.
    »Warum setzen sie eigentlich nicht die Weißen Magier ein?«
    »Vielleicht gibt es nicht sehr viele davon.«
    »Selbst das mächtige Cyador hat nur ein paar Weiße Magier«, bestätigte Tonsar. »Sie behalten die Magier lieber hinter ihren weißen Mauern. Das hat mir der Mann meiner Schwester gesagt. Er hat einmal den großen Hissl begleitet.«
    »Könnte es sein, dass auch die Weiße Magie ihre Grenzen hat?«, fragte Nylan ein wenig spöttisch. »Warum nicht? Alles hat seine Grenzen.« Nylan nickte. Aber wo genau lagen die Grenzen der Magie, Zauberei oder wie es auch hieß, sei sie nun schwarz oder weiß? Er blickte nach Norden zur staubigen Straße, die nach Kula führte ... zu Weryl.

 
LXX
     
    » G estern habt Ihr mir zehn Pferde gebracht und zehn tote Späher liegen lassen. Vor drei Tagen haben wir zwanzig niedergemacht. Seit fast drei Achttagen fügen wir ihnen jetzt Verluste zu, aber sie haben Lornth immer noch nicht verlassen.« Fornal hob die Augenbrauen und sah zwischen Lewa und Huruc hin und her, dann wandte er sich an Nylan und Ayrlyn.
    Der Kerzenstummel in der Laterne flackerte. Lewa nahm einen leeren Becher in die Hände und sah unsicher zwischen dem Regenten und den Engeln hin und her.
    »Hätten wir sie vor drei Achttagen angegriffen«, sagte Nylan leise, »dann hättet Ihr jetzt kaum noch Bewaffnete und die Cyadoraner würden nach Clynya marschieren. Falls sie es nicht schon längst besetzt hätten.«
    Fornal starrte seinen Becher an. »Warm und sauer ... sauer wie Eure Wahrheiten.« Er stellte den Becher auf den wackligen Tisch, der sofort zu schwanken begann. Auch die Schatten auf der schmutzig braunen Wand waberten hin und her. »Dann haben wir Lornth also bisher einigermaßen schützen können. Aber die Cyadoraner werden sich das nicht gefallen lassen. Was werden sie Eurer Ansicht nach tun, Engel?«
    »Früher oder später werden sie eine große Streitmacht zu uns schicken«, prophezeite Nylan. »Ihnen bleibt nichts anderes übrig.« Den Wein in seinem Becher hatte er kaum angerührt. Ein Schluck von der Flüssigkeit, die beinahe Essig war, hatte ihm gereicht, auch wenn das Gebräu den Geruch von Schweiß und Blut etwas überdeckte.
    Huruc nahm einen raschen, kleinen Schluck, ohne Nylan aus den Augen zu lassen.
    »Ich hätte längst gehandelt. Ich glaube, Ihr seht das genauso. Aber sie haben sich ruhig verhalten. Was glaubt Ihr nun, was sie tun und wann sie es tun werden?« Fornal trank noch einen Schluck aus dem Becher, verzog das Gesicht und stellte ihn weg.
    »Wenn Ihr ... wenn Ihr die Befehlshaber der Streitmacht aus Cyador wärt, wie würdet Ihr Euren Vorgesetzten erklären, dass Ihr ständig Männer und Pferde in Scharmützeln mit Barbaren verliert?«, fragte Ayrlyn. »Sie halten uns für Barbaren, so denken sie nun einmal, und sie müssen etwas unternehmen.«
    »Seid Ihr sicher?«
    »Was, glaubt Ihr, haben sie mit den Einwohnern von Kula gemacht?« Ayrlyn hob die Augenbrauen. Ihr Haar glänzte im Licht der einsamen Kerze, obwohl die Glashülle der Laterne voller Ruß war.
    »Sie haben sie getötet.«
    »Sie haben sie verstümmelt«, fügte Nylan hinzu. »Sogar die Kinder. Erinnert Ihr Euch, welche Antwort der Herrscher von Cyador auf Eure Schriftrollen gegeben

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