Der Chaos-Pakt
ziehen sich nicht weiter zurück, Ser«, meldete Piataphi. »Die Späher berichten, dass sie sich am Westufer des Flusses gesammelt haben, um die Stadt namens Rohrn zu verteidigen.«
»Der Name spielt keine Rolle.« Queras hob die Hand und ließ sie wieder sinken. »Wie alle anderen Barbarenstädte wird sie stinken. Sie stinken alle. Eine ist dem Erdboden gleich gemacht. Sobald wir das Land ganz beherrschen, werden wir eine richtige Stadt bauen. Häuser mit gekachelten Böden und Bädern und geschlossenen Abwasserkanälen. Eine Stadt, die Cyad und Seiner Majestät würdig ist.«
»Wann wird der Angriff beginnen, Erster Marschall Seiner Majestät?«, fragte Piataphi.
»Morgen.«
»Der einzige Zugang vom Ostufer her ist eine Steinbrücke. Sie haben jedoch den mittleren Brückenbogen entfernt«, gab Piataphi vorsichtig zu bedenken.
Queras runzelte die Stirn. »Die Ingenieure bauen bereits weiter stromaufwärts neue Brücken. Das dürfte kein Problem sein, das Wasser ist nicht tief. Morgen sind alle auf dem Westufer.«
Piataphi verneigte sich. »Ihr habt alles vorhergesehen.«
Queras lächelte leicht. »Die Klippen, die sie vor Angriffen aus dem Osten schützen, werden sich als Falle erweisen, weil sie nicht mehr ausweichen können. Das wird ... angenehmer sein, als die armen stinkenden Teufel über die ganze Ebene zu scheuchen.« Das Lächeln wurde breiter. »Ihr müsst wissen, Major, dass es kein Problem gibt, das nicht mit entsprechendem Krafteinsatz zu lösen wäre.«
»Ja, Ser.« Piataphi verneigte sich wieder. Tief, sehr tief verneigte er sich, damit der Marschall seine Augen nicht sah.
CXL
I n frühester grauer Dämmerung ertönte einmal, zweimal das unmelodische Alarmsignal.
Nylan sah kurz zu den Pritschen, wo Sylenia lag und Weryl leise schnarchte. Nylan hatte die meiste Zeit wach gelegen. Trotz der offenen Fensterläden war die Luft im Zimmer drückend und warm. Draußen liefen Männer über den gestampften Lehm im Kasernenhof. Ein Pferd wieherte, ein anderes antwortete. Wagengeschirr klirrte.
Er drehte sich zu Ayrlyn um, die ebenfalls die Augen geöffnet hatte. »Du hast wohl auch nicht viel geschlafen, was?«, flüsterte er.
Sie schüttelte den Kopf, beugte sich vor und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. »Ich werde froh sein, wenn alles vorbei ist.«
»Ich hoffe, ich kann überhaupt noch irgendetwas sein, wenn alles vorbei ist.«
»Pessimist.« Ayrlyn reckte sich, rollte sich herum und setzte sich auf, die Knie fast bis zum Kinn angezogen.
»Realist. Wir werden entweder tot sein oder eine gewaltige Veränderung auslösen. Aber die Leute, die so etwas tun, sind nicht sehr beliebt. Ganz besonders nicht bei denen, die unserem Freund Fornal ähnlich sind.« Nylan gähnte und setzte sich auf die Bettkante. Sein Lager war eine Mischung aus einer Pritsche und einer hölzernen Plattform. Sein Rücken war steif und er stand langsam auf und streckte sich. »Ooooh ...«
»So schlimm ist es doch gar nicht«, flüsterte Ayrlyn.
Draußen wurde noch einmal die Triangel angeschlagen.
»Da? Ahwen?« Der silberhaarige Junge setzte sich auf, die grünen Augen weit aufgerissen und die Arme ausgestreckt.
»Gleich, mein Sohn. Lass deinen alten Vater erst einmal die Stiefel anziehen.«
»Kommt man denn hier überhaupt nicht mehr zum Schlafen?«, brummelte Sylenia. Gereizt schlug sie die Decke zurück.
»Genau genommen«, sagte Nylan, »haben wir geschlafen, während du draußen warst und innige Worte mit einem gewissen Bewaffneten gewechselt hast.«
»Schlafen würde ich das nicht nennen, was Ihr gemacht habt, als ich zurückgekehrt bin.«
... das hast du verdient ... Ayrlyn schüttelte den Kopf und holte sich den Beutel mit den Vorräten.
Während sie mit dem Dolch das restliche Brot aufteilte, hackte Nylan ein paar Scheiben vom harten gelben Käse ab. Obwohl mehr als einen Achttag alt, war das orangefarbene Kürbisbrot besser als das, was die Köche der Truppen in Lornth zustande brachten. Andererseits war der Käse, auch wenn er hart war, eindeutig eine Verbesserung gegenüber den Wasol-Wurzeln.
»Der Käse ist hart.«
»Es ist nichts anderes da.« Nylan verkniff es sich, seinen Vergleich zwischen Käse und Wasol-Wurzeln laut zu wiederholen. »Das Brot ist noch gut.«
Ayrlyn grinste und reichte Weryl eine kleine Scheibe Brot. Der Junge saß inzwischen am Ende seiner Pritsche und starrte wie gebannt das Essen an.
»Es-sen.«
»Ja, das kannst du essen«, sagte Nylan zu seinem Sohn. Er biss
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