Der Chaos-Pakt
erwartete sie. Die Frau trug einen purpurnen, grün eingefassten Umhang und grüne Hosen. Das Haar wurde von einem mit Malachit besetzten Band zurückgehalten.
»Ich bin Fürstin Zeldyan. Setzt Euch bitte.« Die blonde Frau deutete zum runden Besprechungstisch. »Euer Sohn?«, fragte sie mit einem Blick auf Weryl. »Wie alt ist er?«
»Etwas mehr als ein Jahr«, erklärte Nylan.
»Kinder erforschen gern die Umgebung. Ihr könnt ihn krabbeln lassen, wenn Ihr wollt, das ist ihm sicher lieber.«
»Danke.« Nylan nahm Weryl aus dem Tragesack und setzte ihn auf den kostbaren, wenn auch abgetretenen Teppich. Dann folgte er Zeldyans Einladung und setzte sich auf den Stuhl, der seinem Sohn am nächsten war.
Weryl betastete den Teppich und schaute zu Nylan auf.
»Du kannst herumkrabbeln«, sagte der Schmied zu dem Jungen.
Nach einem Blick zur Tür, die von außen geschlossen worden war, setzte Ayrlyn sich auf den Stuhl neben Nylan.
Die blonde Frau ließ sich ihnen gegenüber nieder, den Blick auf Ayrlyn geheftet. »Ich war die Gemahlin des Fürsten Sillek. Die Grundbesitzer waren so freundlich, mich selbst, meinen Bruder Fornal und meinen Vater als Regenten für meinen Sohn Nesslek einzusetzen.« Zeldyan deutete auf zwei Krüge und einige Gläser. »Im grauen Krug ist Grünbeerensaft, im braunen Wein. Möchtet Ihr etwas trinken?«
»Ich hätte gern Grünbeerensaft«, sagte Nylan.
»Wein für mich«, antwortete Ayrlyn fast gleichzeitig.
Sie lachten beide und Zeldyan lächelte leicht, schenkte Ayrlyn den Wein und dann für Nylan den Saft ein.
»Ich heiße Nylan«, erklärte der Schmied, als ihm bewusst wurde, dass die Frau seinen Namen noch nicht kannte. »Dies ist Ayrlyn, mein Sohn heißt Weryl.« Weryl kroch gerade vom Tisch fort und näherte sich einer niedrigen Kommode. Der Junge betastete die Messingverzierungen, dann zog er sich hoch und stand einen Augenblick aufrecht. Er hielt sich an dem Möbel fest, plumpste aber gleich auf seinen Po. Davon unbeeindruckt versuchte er wieder, sich aufzurichten.
Was wollte Zeldyan von ihnen?, fragte Nylan sich.
»Die Leute hier wundern sich, dass zwei Engel ausgerechnet nach Lornth kommen.« Zeldyan trank einen kleinen Schluck Saft, ehe sie fortfuhr. »Auch ich habe mir meine Gedanken dazu gemacht, aber ich würde mich freuen, wenn Ihr selbst erklären könntet, warum Ihr hergekommen seid.«
Die beiden Engel wechselten einen Blick.
»Nun gut«, begann Nylan. »Wir gehörten zur Besatzung eines Schiffs, das durch den Himmel geflogen ist. Es war ein Kriegsschiff und wir gerieten in eine Schlacht mit den ... mit den Lichtdämonen, wie Ihr sie wohl nennen würdet. Die Kräfte, die dabei entfesselt wurden, waren so gewaltig, dass wir in den Himmel über Candar verschlagen wurden. Unser Schiff wurde jedoch beschädigt und wir mussten auf dem Dach der Welt landen. Wir waren gezwungen, uns einen kalten Ort zu suchen, weil die meisten Engel von Orten stammen, die viel kälter sind als Candar. Nur drei von uns könnten längere Zeit in den wärmeren Regionen Candars überleben. Ayrlyn stammt vom wärmsten Ort und findet das Dach der Welt im Winter beinahe so unwirtlich wie Ihr. Kaum dass wir gelandet waren, griffen die Einheimischen uns an und wir mussten uns wehren. Sie haben immer wieder angegriffen und wir haben uns verteidigt, bis wir nach der großen Schlacht im letzten Herbst endlich ein Friedensabkommen schließen konnten.« Der Schmied zuckte mit den Achseln. »Beantwortet das Eure Frage?«
»Unsere Magier haben mir mehr oder weniger das Gleiche berichtet, aber es ist gut zu wissen, warum Ihr Euch für das Dach der Welt entschieden habt. Dennoch ... warum seid Ihr jetzt hier? Habt Ihr eine Botschaft oder eine Forderung zu überbringen?«
»Schwerlich.« Nylan unterdrückte ein Seufzen. »Ihr müsst wissen, dass Ryba die Marschallin von Westwind ist. Sie ist eine mächtige Kriegerin. Und Ihr wisst sicher auch, dass es nur wenig Männer in Westwind gibt.«
»Man sagt, Ihr hättet die meisten abgeschlachtet, die zu Euch kommen wollten, obwohl es auch einige aus Lornth geben soll, die überleben durften«, sagte Zeldyan.
Nylan beschloss, nicht auf das Abschlachten einzugehen. »Es gab zwei«, erklärte er. »Einer war Narliat, der fortgegangen ist und getötet wurde, als er mit einem Magier zurückkehrte und Westwind angreifen wollte. Ryba ist nicht gut auf Männer zu sprechen und im Laufe der Zeit ist ihre Stimmung in dieser Hinsicht eher schlechter geworden. Ich bin ein
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