Der Chaos-Pakt
Mann.« Er zuckte mit den Achseln.
Zeldyan runzelte die Stirn. »Und was ist mit dem anderen Mann? Ist auch er in Ungnade gefallen? Wurde auch er abgeschlachtet?«
»Ihr meint Relyn. Auch er hat Westwind angegriffen, aber er hat überlebt.« Nylan hielt inne, weil er spürte, dass Zeldyan offenbar großes Interesse an Relyn hatte. »Er ist im letzten Herbst nach Osten gegangen.«
»Nach Osten? Wie ist er nur darauf verfallen?« Die Regentin schien verwirrt. »Und warum wurde er verschont, die anderen aber nicht?«
Nylan hätte sich am liebsten die Stirn abgewischt. »Es ist nicht so einfach. Als er Westwind angriff, versuchte er, Ryba zu töten. Sie hat ihm die rechte Hand abgeschlagen.« Der Schmied hielt inne.
»Nylan hat verhindert, dass er verblutete, und ihm später eine künstliche Hand gemacht und ihm geholfen, den Kampf mit Schwert und Messer zu lernen«, ergänzte Ayrlyn.
Nylan wollte sie berichtigen, weil er zu Relyns Ausbildung eigentlich nichts beigetragen hatte. Er hatte nur die Klammer hergestellt, mit der Relyn den Dolch halten konnte.
»Warum habt Ihr denn das getan?«, fragte die blonde Frau.
»Es schien mir richtig. Er war geschlagen und sagte, er würde nie nach Hause zurückkehren können, weil er gedemütigt sei, nachdem er von einer Hand voll Frauen besiegt wurde.« Nylan warf einen Blick zu Weryl, der gerade mit wackligen Schritten die Kommode umrundete.
»Wisst Ihr, warum er weggegangen ist?«, fragte Zeldyan.
»Ich selbst habe ihn dazu aufgefordert«, erklärte Nylan. »Ich fürchtete, Ryba könnte ihm nach der Schlacht etwas antun.« Er trank einen Schluck süßsauren Saft.
»Konntet Ihr ihn denn nicht beschützen?«
»Nylan wurde in der Schlacht verletzt«, sagte Ayrlyn. »Er hätte sich nicht einmal selbst schützen können, von anderen ganz zu schweigen. Weil er sich Sorgen um Relyn machte, empfahl er ihm, in der Verwirrung nach der Schlacht zu verschwinden.«
»Kein sehr ehrenhafter Rat«, meinte Zeldyan.
»Ich bin etwas unsicher, was hier als Ehre gilt«, erwiderte Ayrlyn. »Soweit ich gesehen habe, gilt es als völlig ehrenhaft, Menschen anzugreifen oder zu versklaven, die keinen Ort haben, zu dem sie fliehen können. Es scheint ehrenhaft zu sein, eine Belohnung auszuloben, damit sie vernichtet werden, aber es gilt als unehrenhaft, wenn man zugibt, dass sie stark genug sind, sich selbst zu verteidigen, und es gilt als unehrenhaft zu fliehen, wenn die Alternative der Tod durch die größte Kriegerin der Welt ist.«
»Die größte Kriegerin der Welt? Wer mag das sein?«
»Ryba«, erwiderte Nylan. »Nach allem, was ich bisher gesehen habe, kann ihr niemand das Wasser reichen.«
»Sie ist nicht als Herrscherin geboren?«
»Nein, sie herrscht aufgrund ihrer Fähigkeiten, besonders im Umgang mit Waffen.«
»Viele Menschen in Lornth würden das beunruhigend finden.« Zeldyan trank wieder einen Schluck Saft. »Warum habt Ihr Relyn zur Flucht geraten? Was Ihr sagt, verwirrt mich. Wusstet Ihr denn vorher, dass Ihr verletzt werden würdet? Seid Ihr eine Art Magier, der solche Dinge voraussehen kann?«
»Manche haben mich zwar einen Magier genannt«, räumte Nylan ein, »aber ich bin in erster Linie Schmied und Ingenieur. Ich wusste nicht, dass ich selbst verletzt werden würde, aber wir waren deutlich in der Unterzahl und es schien mir möglich, dass viele verletzt werden würden. Ich habe Relyn gesagt, er sollte fliehen, falls es mich treffen würde.«
»Diese Kerze spendet ein wenig Licht.« Zeldyan hielt nachdenklich inne, trank einen Schluck Saft und fragte schließlich: »Seid Ihr der Schwarze Magier, den unsere Magier in den Gläsern gesehen haben? Derjenige, der Hissl besiegt hat?«
»Ich glaube nicht, dass ich ein Schwarzer Magier bin, aber es ist wahr, dass es mir gelang, die Magier aufzuhalten.«
»Ich würde doch meinen, Ser Nylan, dass ein Mann, der drei Weiße Magier besiegen kann, ganz gewiss ein Schwarzer Magier ist«, meinte Zeldyan trocken. »Wenn Ihr so mächtig seid und es dennoch für nötig gehalten habt, aus ... aus Westwind zu fliehen, dann muss die Marschallin sogar noch mächtiger sein.«
»Sie ist eine mächtige Kriegerin«, bestätigte Ayrlyn, »und manchmal kann sie sehen, was kommen wird.«
»Ihr, Engelsfrau mit dem Flammenhaar«, wandte sich die Regentin an Ayrlyn, »glaubt Ihr, dass der Schwarze Magier Relyn gerettet hat?«
»Ja. Er hat ihm das Leben gerettet und ihm geholfen, seine Fähigkeiten zu vervollkommnen und sein Selbstvertrauen
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