Der Chaos-Pakt
wir keinen einzigen mehr. Wäre es da nicht der Mühe wert, sich die Unterstützung des Magiers zu sichern, der sie vernichtet hat?«
»Meine liebe Schwester, ich weiß ja, dass du nur das Beste für Lornth und Nesslek wünschst, aber ist es klug, einen dunklen Engel hierher zu holen, dessen Volk uns bisher nur Kummer und Tod beschert hat?«
Zeldyan schürzte die Lippen und runzelte die Stirn. »Kann es uns schaden, wenn wir mit ihnen reden? Wir wissen so wenig über sie.«
»Ein gewisses Risiko ist sicher damit verbunden, aber solange wir kalten Stahl griffbereit halten, würde ich meinen, dass wir es wagen sollten. Informationen sind nützlich ... falls man für sie keinen zu hohen Preis zahlen muss.«
»Vielleicht können wir uns sogar ihrer Hilfsbereitschaft versichern«, überlegte sie.
»Wie willst du das anfangen? Mit Hilfe deiner eigenen großen magischen Fähigkeiten?«
»Nein, sondern mit Vernunft und Freundlichkeit. Manchmal wirken diese beiden Eigenschaften so gut wie kalter Stahl.« Sie zuckte mit den Achseln. »Wenn nicht, weiß ich wenigstens deine Klinge in der Nähe. Und die meines Vaters.«
»Was soll ich sagen?« Fornal zuckte mit den Achseln. »Wir brauchen Bewaffnete und Söldner und Münzen und du würdest vielleicht einen Magier der Engel beisteuern.«
»Wir brauchen Bewaffnete und Münzen, das ist richtig«, erwiderte Zeldyan. »Aber vergiss nicht, dass die Engel auch ohne Magie und gegen vielfache Übermacht bisher noch jede Streitmacht vernichtet haben, die gegen sie ausgesendet wurde. Relyn hatte doppelt so viele Kämpfer wie sie und was man auch sonst gegen ihn sagen mag, mit der Klinge war er ein Meister. Wir können jede Hilfe gebrauchen, die wir nur bekommen können, und vielleicht haben uns diese Engel ja wirklich etwas Nützliches zu bieten. Ich werde jedenfalls nicht zulassen, dass der unvernünftige Hass der Grundbesitzer Nessleks Zukunft zerstört, so wie er Silleks Leben zerstört hat.«
»Der Magier der Engel tut mir beinahe Leid«, sagte Fornal kopfschüttelnd. »Nun gut, dann schlage aus seiner Hilfsbereitschaft heraus, was du herausschlagen kannst. Es gefällt mir nicht, aber wie du sagst ... wir haben kaum eine andere Wahl.« Er hielt inne und fügte halblaut hinzu: »Und ich habe im Grunde gar keine.«
Zeldyan runzelte die Stirn, sagte aber nur: »Es kann nicht schaden, mit Freundlichkeit zu gewinnen, was man sonst nur mit Gewalt erzwingen könnte.«
Jetzt runzelte Fornal die Stirn, aber nach einem Augenblick lächelte er. »Meine Klinge ist bereit, deine Bemühungen zu unterstützen, geliebte Schwester.«
XXXVIII
L ornth war erheblich weiter entfernt, als es den Anschein hatte, und erheblich größer. Die Sonne brach schon durch die dunstigen Wolken und stand längst über den sanften Hügeln im Westen, als die Engel und ihre Eskorte den letzten niedrigen Hügel hinter sich ließen und in die Stadt ritten.
Wie alle Orte, die Nylan bisher in Candar gesehen hatte, besaß auch Lornth keine Stadtmauer. Die Häuser, die anfangs noch vereinzelt standen, waren schließlich Mauer an Mauer gebaut, hin und wieder von Geschäften unterbrochen.
Tonsar führte sie eine Straße hinunter, die anscheinend geradewegs zu dem Turm führte, den Nylan schon von weitem bemerkt hatte. Aus der Nähe gesehen, stellte sich heraus, dass die Gebäude, die Nylan für weiß gestrichene Häuser gehalten hatte, mit Zement oder Stuck von einem zarten Hellrot verputzt waren, das aus der Ferne weiß wirkte. Manche Gebäude wie der Turm waren aus einem hellroten Stein gebaut, der an Granit erinnerte.
Die Straßen waren schmal, höchstens breit genug für drei Pferde nebeneinander oder einen einzigen Wagen. Ein unangenehmer Geruch stieg rechts neben dem Pflaster aus einem Graben auf, der im Grunde ein offener Abwasserkanal war.
Nylan sah sich naserümpfend zu Ayrlyn um.
Sie schüttelte den Kopf. »Bitte keine Vorträge über Krankheiten, die aufgrund schlechter sanitärer Anlagen entstehen.«
Tonsar sah sie verwirrt an. »Lornth ist nicht arm.«
»Nylan macht sich Gedanken wegen der offenen Abwasserkanäle«, erklärte Ayrlyn.
»Die Leute sollen sie eigentlich jeden Achttag ausspülen«, sagte Tonsar. »Wenn sie es nicht tun, müssen sie eine Geldstrafe zahlen.« Er zügelte sein Pferd, als ein zur Hälfte mit Fässern beladener Karren aus einer Gasse kam. Ein einzelner Ochse zog den Karren, der langsamer wurde, als die Räder durch den Abwasserkanal rumpelten.
Der Trupp wartete,
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