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Der Chinese

Der Chinese

Titel: Der Chinese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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tun. Es muss die Hölle für sie sein. Ich habe noch nie von etwas Ähnlichem gehört. Es wird einen Wirbel geben, der dem nach dem Palme-Mord in nichts nachsteht.« 
    »Weißt du mehr als das, was in den Zeitungen steht?« 
    »Es gibt wohl hierzulande keinen Polizisten, der nicht wissen möchte, was passiert ist. Wir reden darüber auf den Fluren. Alle haben ihre Theorien. Es ist ein Mythos, dass wir Polizisten rational und grundsätzlich phantasielos sind. Wir fangen sofort an zu spekulieren, was passiert ist.« »Und was glaubst du?«
     
    Er zuckte mit den Schultern und überlegte einen Moment, bevor er antwortete. »Ich weiß nicht mehr als du. Es sind viele Tote, es ist brutal. Aber es ist nichts gestohlen, wenn ich es richtig sehe. Wahrscheinlich ist es ein kranker Mensch, der das getan hat. Darüber, was hinter dem Wahnsinn steckt, kann man nur spekulieren. Ich nehme an, die Kollegen da oben suchen unter einschlägig bekannten Gewalttätern mit psychischen Störungen. Sie haben bestimmt schon Kontakt mit Interpol und Europol aufgenommen, um auf dem Weg eine Spur zu finden. Aber es kann lange dauern, bis das zu Ergebnissen führt. Sonst weiß ich nichts.«
     
    »Du kennst Polizisten im ganzen Land. Hast du keinen Kontakt dort oben in Hälsingland? Jemanden, den ich anrufen könnte?«
     
    »Ich habe ihren Chef einmal getroffen«, sagte Malmberg. »Einen Mann namens Ludwig. Er hat mir nicht besonders imponiert, um ehrlich zu sein. Wie du weißt, bin ich skeptisch gegenüber Polizeibeamten, die sich nie draußen am Tatort befinden. Aber ich kann ihn anrufen und mich erkundigen.«
     
    »Ich verspreche, niemanden unnötig zu belästigen. Ich will nur wissen, ob die Pflegeeltern meiner Mutter gestorben sind. Oder ob es deren Kinder waren. Oder ob ich mich ganz und gar irre.«
     
    »Das ist ein plausibler Grund. Ich will sehen, was ich tun kann. Und jetzt musst du mich entschuldigen. Ich habe ein unerfreuliches Verhör mit einem Gewalttäter vor mir.« Am Abend erzählte sie Staffan, was geschehen war. Er sagte eher beiläufig, der Arzt habe recht daran getan und sie solle sich vielleicht eine Reise in den Süden gönnen. Sein mangelndes Interesse kränkte sie. Aber sie sagte nichts. Kurz vor Mittag am folgenden Tag, als Birgitta Roslin am Computer saß und sich durch verschiedene Reiseangebote klickte, klingelte ihr Telefon.
     
    »Ich habe einen Namen für dich«, sagte Hugo Malmberg. »Es ist eine Kriminalbeamtin mit Namen Sundberg.« »Den Namen habe ich in den Zeitungen gelesen. Aber ich wusste nicht, dass es eine Frau ist.«
     
    »Sie heißt Vivian und wird Vivi genannt. Ludwig wollte ihr deinen Namen nennen, damit sie weiß, wer du bist, wenn du sie anrufst. Ich habe eine Telefonnummer.«
     
    »Ich notiere.«
     
    »Ich habe gefragt, wie sie vorankommen. Sie haben noch keine Spur. Dass es sich um einen Wahnsinnigen handelt, steht wohl außer Zweifel. Das hat Ludwig jedenfalls gesagt.« Sie spürte, dass er skeptisch war.
     
    »Aber du glaubst ihm nicht?«
     
    »Ich glaube gar nichts. Aber ich habe mir gestern Abend im Internet alles durchgelesen, was ich finden konnte. Irgendetwas an der Geschichte ist seltsam.«
     
    »Was meinst du?«
     
    »Es ist zu gut geplant.«
     
    »Auch Geisteskranke können ihre Verbrechen gut vorbereiten.«
     
    »Das meine ich nicht. Es ist mehr ein Gefühl, dass es auf eine Weise zu wahnsinnig ist, um wahr zu sein. Wenn ich an deren Stelle wäre, würde ich mir darüber Gedanken machen, ob der Täter das, was passiert ist, als das Handeln eines kranken Menschen zu tarnen versucht.«
     
    »Was könnte das sein?« 
    »Ich weiß es nicht. Warst du es nicht, die anrufen und sich als Angehörige bei ihnen melden wollte?« 
    »Danke für die Hilfe. Ich fahre übrigens vielleicht in den Süden. Warst du schon einmal auf Teneriffa?« 
    »Noch nie. Viel Glück.«
     
    Birgitta Roslin wählte sogleich die Nummer, die sie notiert hatte. Ein Anrufbeantworter forderte dazu auf, eine Nachricht zu hinterlassen. Sie begann ruhelos zu werden. Erneut griff sie nach dem Staubsauger, ohne sich jedoch zum Saubermachen durchringen zu können. Stattdessen ging sie zurück an den Computer, und nach ungefähr einer Stunde hatte sie sich für eine Reise nach Teneriffa entschieden, die zwei Tage später von Kopenhagen aus starten sollte. Sie suchte ihren alten Schulatlas hervor und begann zaghaft, von blauem Wasser und spanischem Wein zu träumen.
     
    Vielleicht brauche ich das, dachte

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