Der Clan
entbunden. Es bekam den Namen Mary. Keijo Shigeto und seine Frau Toshiko kamen in der Woche darauf in Greenwich an. Ihre Kinder sollten nachkommen, sobald ihr Schuljahr zu Ende war. Bis dahin lebten sie bei den Großeltern.
Angelo hatte Keijo direkt in Greenwich untergebracht, wo dieser ihm assistieren konnte und generell zur Hand und verfügbar war, sooft er ihn brauchte. Er bekam ein eigenes Büro in der neuen Firma Angelo Perino Incorporated, die eine Büroflucht auf der Third Avenue in Manhattan bezogen hatte.
Cindy hatte Toshiko eigentlich beim Einrichten in Greenwich behilflich sein wollen, aber der Umzug hatte sich so ergeben, daß er in die letzte Zeit ihrer Schwangerschaft fiel und eine Woche nach Marys Geburt vollzogen war. Wenigstens mußte für die Familie kein eigenes Haus gefunden werden. Darum hatte sich die Firma Shizoka gekümmert. In Greenwich gab es eine japanische Immobilienmaklerfirma. Japanische Firmen kauften Häuser und vermieteten sie an ihre eigenen oder auch an die Angestellten anderer japanischer Firmen für deren Aufenthalte in Amerika. Keijo konnte auf diese Weise ein vollmöbliertes und ausgestattetes Haus in einer Bergstraße im Stadtteil Cos Cob von Greenwich mieten und damit ohne größeren Aufwand einfach beziehen.
Es war freilich nicht die Gegend, die Cindy ihnen vorgeschlagen hätte. Keijo mußte immerhin fünf Kilometer bis zum Bahnhof fahren, um mit dem Zug nach Manhattan ins Büro zu kommen. Auch Toshiko hatte drei Kilometer Weg bis zum nächsten Einkaufszentrum oder zur Post. Schon zwei Wochen nach ihrer Ankunft hatten die Keijos deshalb zwei Wagen, einen Buick und einen Chrysler. Mit dem Buick fuhr Keijo zum Bahnhof, mit dem Chrysler Toshiko überallhin. Die großen amerikanischen Autos faszinierten sie. Sie fuhren alle beide nicht sehr gut, aber sie fuhren.
Angelo hatte ein leerstehendes Industriegelände in Danbury als mögliches Werksgelände für die Produktion des Epoxidharzes und der Karosserien des XB 2000 ausfindig gemacht. Es handelte sich nicht um Schwerindustrie. Das flüssige Material wurde in lange
dünne Platten ausgewalzt, die sich über Fiberglasformen ziehen und dabei zu Kotflügeln, Motorhauben oder Türen formen ließen, in bis zu zwanzig Lagen übereinander, jede verbunden mit Epoxidzement, was sogenannte laminierte Karosserieteile ergab, die außerordentlich hart und strapazierfähig waren und dabei federleicht.
Fertige Teile ließen sich problemlos mit speziellen Elektroscheren zuschneiden, die nicht mechanisch trennten, sondern durch Vibration. Im ganzen Werk sollte es keinerlei gefährliche Bereiche oder Werkzeuge geben und auch keine schweren Hebevorrichtungen. Vorsicht mußte lediglich mit den Chemikalien geübt werden, aber das ließ sich mit Schulung der Arbeiter zu ihrem eigenen Schutz bewerkstelligen. Wie jemand einmal bemerkte, konnte man mit dem Material, waren die Platten einmal ausgehärtet, so problemlos und sicher umgehen wie mit einer Gummimatte in der Babywiege.
Die Produktion des Epoxidharzkunststoffs ließ sich mit geschätzten hundert Arbeitskräften betreiben, jedenfalls am Anfang, und die Mehrzahl davon konnten Frauen sein. Die kleine Stadt Danbury öffnete sich enthusiastisch dem Arbeitsplätze schaffenden Unternehmen und hieß Angelo Perino und Keijo Shigeto herzlich willkommen. Man bat sie zu einem Dinner der Handelskammer und zu Essen bei den örtlichen Rotary-, Kiwani- und Lions-Clubs, wo sie überall auch zu sprechen gebeten wurden.
Angelo hatte vor, auch die Karosserien für die Prototypen gleich in Danbury zu produzieren. Nach den Tests der Prototypen des XB 2000 verschickte er die ersten Platten Epoxidharzkunststoff nach Detroit zu XB Motors zur dortigen Fertigung der Produktionskarosserien.
Die Firma für die Lizenzverwertung und die Fertigung des Materials nannte er CINDY.
5
Toshiko machte ziemlich rasch eine Amerikanerin aus sich und so total, wie es nur ging. Zum Dinner bei den Perinos erschien sie bereits in einem Schottenfaltenrock und einer dunkelblauen Strick-
Jacke über einer weißen Bluse. »Greenwich Academy«, murmelte Cindy Angelo in der Küche zu, als sie die Drinks zubereiteten.
Englisch zu sprechen, blieb allerdings noch eine hohe Hürde für Toshiko, aber die kleine Japanerin stürzte sich auch auf dieses Problem und schaffte es bald, ihre Wünsche in den Geschäften verständlich zu machen.
»Gutel Gin«, sagte sie, als sie ihren Martini probierte. »Sehl mag. Nicht sehl mag
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