Der Clan
Shots.«
»Scotch«, korrigierte Keijo sie knapp.
»Shotch.«
»Scotch.«
»Scotch. Ja. Sehl gut. Gin bessel gut.«
Um Mitternacht lagen Angelo und Cindy zusammen im Bett. Die entschlossenen Bemühungen Toshikos, Englisch zu sprechen, hatte sie amüsiert, aber Toshiko hatte ihnen auch Respekt abgenötigt mit der offenen und bereitwilligen Art, wie sie es unternahm, sich in einem fremden Land und einer fremden Kultur, die sich von ihrer Heimat so sehr unterschied, zurechtzufinden und anzupassen. Sie belächelten noch einmal einige ihrer komischen Sprachversuche, aber nicht bösartig.
Wenn sie zusammen in ihrem Bett lagen und einmal nicht erschöpft von den Anstrengungen des Tages waren, wußten sie das sehr zu schätzen. Sie hielten einander in den Armen, entspannt und einander intensiv spürend, da sie beide stets nackt zu schlafen pflegten.
»Schatz«, sagte sie.
»Ja?«
»Geht es dir gut?«
Angelo nickte.
»Mir auch. Aber vielleicht geht es uns zu gut. Hast du darüber schon mal nachgedacht? Irgendwie sind wir nicht die Typen fürs Wohlleben. Aber da liegen wir, bequem, angenehm und domestiziert. Ich hätte nie geglaubt, daß das so kommen könnte. 1963 warst du der zweitbeste Rennfahrer der Welt und wärst auch der beste geworden, wenn dieser Unfall nicht geschehen wäre, der dich buchstäblich aus dem Rennen warf. Als ich dich kennenlernte, warst du noch immer eine Berühmtheit. Ich liebte die Autorennen. Frauen durften ja nicht
Rennen fahren, aber du hast mich immerhin als Testpilotin genommen. Da lebten wir auf des Messers Schneide, jeden Tag.«
»Worauf willst du hinaus?« fragte er.
»Genau weiß ich das auch nicht, aber irgendwie kriege ich das Gefühl nicht los, daß wir so richtig in die saturierte Langeweile der mittleren Jahre hineingerutscht sind. Gut, dein Berufsleben ist abenteuerlich genug. Aber wir gehen gemütlich segeln, Bill behandelt die Jolle nicht gerade als Rennsegler. Da ist kein Zack drin in dieser Seglerei mit ihm. Ich würde ganz gerne fliegen lernen, aber als Mutter von fünf Kinder ...«
Angelo lächelte. »Ja, ja, wenn du fliegen würdest, wäre das nächste die halsbrecherische Kunstflugakrobatik. Bei mir ja auch, zugegeben. Wenn ich fliegen würde. Cindy, willst du mir schonend beibringen, daß du dich langweilst?«
»Jedenfalls ist alles so wahnsinnig genormt«, sagte sie.
»Aber du hast doch die Galerie?«
»Ja, für die sollte ich mir wirklich mehr Zeit nehmen. Ich habe Dietz alles zu sehr überlassen. Und Marcus Linicombe. Marcus ist ein guter Kunsthändler, da kann man nichts sagen, nur eben zu gut, um nur ein kleiner Teilhaber zu sein.«
»Es hindert dich doch niemand, dir mehr Zeit für die Galerie zu nehmen, oder? Die Kinder kannst du doch problemlos dem Au-pair-Mädchen anvertrauen, nicht?«
»Ja, schon. Sie ist in Ordnung.«
»Na also.«
Cindy fuhr sich mit den Händen über das Gesicht und dann über ihre Brüste, die sie hochhob. »Kannst du dich an diese Szene in Der Pate erinnern, wo Mike zu Katy sagt, sie dürfe ihm eine einzige geschäftliche Frage stellen, aber dann nie wieder eine?«
Angelo nickte. »Sie fragt ihn, ob er seinen Schwager umgebracht hat, und er sagt nein, aber das ist gelogen.«
»Richtig. Kann ich dir mal eine einzige Frage über dein persönliches Leben stellen?«
»Ja.«
»Bist du der Vater von Betsys Kind?«
Angelo zögerte nur einen kleinen Moment. Dann holte er tief Luft und sagte: »Ja.«
»Ich dachte es mir schon«, sagte Cindy ruhig. »Ich vergebe dir auch nicht, weil ich nicht glaube, daß das etwas ist, wofür du Vergebung brauchst. Ich kann es immerhin verstehen. Sie ist umwerfend schön, und sie ist clever. Und voller Leben. Und sie war verdammt oft da, wenn ich nicht dasein konnte. Obendrein ist sie eine Hardeman. Was kann man da machen. Indem du mit ihr geschlafen hast, hast du den ganzen Hardeman-Clan flachgelegt.«
»Es tut mir leid, Cindy.«
»Ich will dir zeigen, Angelo, wie sehr ich dich liebe. Ich könnte dir wegen dieser Geschichte die Hölle heiß machen. Aber ich gestehe dir statt dessen, daß auch ich ein paarmal fremdgegangen bin, ein- oder zweimal. Hättest du einen geregelte Tageslauf gehabt und wärst jeden Abend mit dem Vorortszug aus der Stadt heimgekommen, dann hätten wir alle beide keine Möglichkeit gehabt, uns um etwas anderes zu kümmern als um unsere Ehe. Aber es ist nun mal nicht so. Liebst du sie?«
»Na ja ...«
»Verdammt noch mal, hoffentlich! Du wirst ja wohl gefälligst die
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