Der Clan
Finch gehört?«
»Sie hat einen Akt von Alicia gemalt«, sagte Anne. »Was ich so höre, soll sie eine hervorragende Künstlerin sein.«
»Sie hat auch einen Akt von Cindy gemalt, als Cindy mit unserem zweiten Kind schwanger war«, sagte Angelo. »Ja, als Akt. Da war sie sechsundzwanzig und trug schon ziemlich schwer an unserer Anna. Letztes Jahr hat Amanda sie dann noch einmal gemalt. Sie ist gnadenlos in ihrem Realismus. Aber Cindy sieht aus, als sei sie höchstens ein oder zwei Jahre älter als damals, nicht mehr. Die ganzen Geburten haben ihrer Figur nichts anhaben können.«
»Sie lieben sie, wie?«
»Ja, natürlich.«
»Sie kommen aus einer liebevollen Familie, die immer Ihr Vorbild war. Ich denke oft darüber nach, wie wohl Betsy und ich wären, hätte man uns nicht als Hardemans in die Welt gesetzt. Nummer eins war ein Ungeheuer, Nummer zwei ein Schwächling und Nummer drei ist ein perverses Schwein. Außer mir wurde in jeder Generation nur ein Kind geboren. Bis jetzt. Betsy hat nun gleich drei, wenn auch nur eines davon legitim ist. Loren haßt sie deswegen.«
»Ach wissen Sie, Lorens Problem ist, daß er sich selbst haßt.«
Anne hob ihr Cognacglas und schwenkte es. Ein Lächeln spielte um ihren Mund. »Sagen Sie mir, Angelo, wie viele der Hardeman-Frauen haben Sie eigentlich gehabt?«
»Darüber kann ich doch wirklich nicht sprechen.«
Sie zählte mit den Fingern. »Nun, ganz einwandfrei schon mal Betsy, nicht? Und dann hatten sie auch Bobby, Lady Ayres.«
»Ja, aber nicht mehr, nachdem sie eine Hardeman geworden war.«
»Alicia spricht nicht so begeistert von Ihnen, daß man es mit Händen greifen kann. Und dann, ist es wirklich ein Zufall, daß jedesmal, wenn Sie in London sind, auch Roberta kommt? Ich wundere mich sowieso, daß sie jetzt nicht hier ist.«
Angelo griff nach seinem Glas und trank. »Dieses Gespräch wird ein klein wenig delikat, meinen Sie nicht?«
»Ach Gott, zu persönlich, meinen Sie? Lieber Angelo, ich bin einfach neugierig zu erfahren, was denn so speziell an ihnen allen ist. Gut, für Betsy ist es die Tragödie ihres Lebens, daß sie nicht Sie heiraten konnte. Und da hat sie eben ein bißchen getrickst, um von Ihnen geschwängert zu werden, weil sie dadurch hoffte, daß Sie sie nicht sitzenlassen.« Anne sah nachdenklich in ihr Glas und runzelte die Stirn. »Wie das, nebenbei gesagt, schon viele Ehefrauen geglaubt haben.«
»Sitzenlassen ist nicht unbedingt der richtige Ausdruck«, sagte Angelo.
»Na gut: sich von ihr trennen. Sich weigern, sie zu sehen. Ihr Ihre Liebe versagen. Es ist doch wohl mehr zwischen euch beiden als nur Sex, oder?«
Er nickte. »Ja, sicher.«
»Sie sind - wieviel? - zwanzig Jahre älter als Sie?«
»Einundzwanzig.«
Anne signalisierte dem Kellner zwei weitere Drinks. »Loren hat keinen Zweifel, daß Sie der Kindsvater sind.« »Ich habe Roberta mein Wort gegeben, daß ich es nicht sei.«
»Gut. Dieses Luder, das sich in alles einmischt. Ich wette, sie hat Sie selbst danach gefragt.«
»Hat sie, ja.«
Anne legte ihre Hand auf Angelos. »Zumindest mit meiner Mutter können Sie nicht im Bett gewesen sein«, sagte sie. »Aber doch wohl mit mindestens einer von Lorens Frauen? Meine Nase sagt mir sogar, mit allen dreien. Und nun auch noch mit seiner Tochter. Möchten Sie die Sammlung vielleicht vervollständigen, Angelo?«
»Warum sollte ich?«
»Nun, ich habe einmal Nummer eins ein paar Wahrheiten auf den Kopf zugesagt. Vielleicht mache ich das eines Tages auch mit Nummer drei. Es wäre eine gute Pointe, wenn ich dabei sagen könnte: Hör mal zu, du Nichts, weißt du auch, daß Angelo Perino sämtliche lebenden Hardeman-Frauen in seinem Bett gehabt hat?«
»Das ist aber kein sehr feines Motiv, Prinzessin. Und ich will auch solche Spielchen nicht mitspielen.«
»Na gut. Dann ein besseres Motiv. Außer den Hardeman-Frauen gibt es eine kaum endende Liste anderer, die Ihnen ins Bett gehüpft sind. Es muß also offenbar etwas ganz Besonderes an Ihnen sein. Wieso sollte allein ich nicht in diesen Genuß kommen, wenn es alle anderen durften?«
»Das würde doch bedeuten, Betsy zu betrügen, oder?«
Anne lächelte amüsiert. »Was Sie nicht sagen. Sie glauben doch wohl nicht im Ernst, Sie seien der einzige Mann, mit dem sie schläft, außer ihrem komischen Psychiater, natürlich? Wie oft sind Sie mit ihr zusammen? Ein paarmal pro Jahr. Meinen Sie etwa, sie übt zwischendurch Keuschheit? Ganz abgesehen davon, Angelo, was ist das überhaupt
Weitere Kostenlose Bücher