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Der Clan

Titel: Der Clan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Selbstverständlich rauchte er in ihr auch nur besonders aromatisierten Tabak. Es gab nicht wenige Leute, die fanden, genauso pedantisch sei er mit überhaupt allem.
    Für die Galerie war er von Vorteil. Wie Dietz richtig erkannt hatte, besaß er ein gutes und sicheres Auge für Kunst, und seinem Einfluß war es zu verdanken, daß sie inzwischen mehr und eine breitete Skala von Arbeiten verkauften als früher. Er hatte sich in die Galerie VKP eingekauft, aber trotzdem nicht verlangt, daß deren Name geändert würde, um seine Teilhaberschaft zu dokumentieren. Dietz Keyser war jetzt nur noch Angestellter, Marcus Teilhaber.
    Er galt als einer der führenden Kunstsammler der Welt für Net-suke, die dünnen Elfenbeinschnitzereien, die japanische Edelleute einst als Knöpfe an ihren Schärpen verwendeten und an die sie kleine persönliche Wertgegenstände hängten. Echte antike Netsuke waren inzwischen sehr wertvolle Sammlerobjekte. Sie waren auch mitentscheidend für den Aufstieg der Baumwollindustrie im Japan des 20. Jahrhunderts. Auch von diesen modernen Netsuke waren es einige durchaus wert, gesammelt zu werden. Netsuke-Motive waren Menschen, Tiere und Vögel. Zu den gesuchtesten und teuersten gehörten kopulierende Menschenpaare.
    Marcus stellte einen Teil seiner Sammlung in der Galerie aus und bot auch Stücke zum Verkauf an, mit genauen Herkunftszertifikaten. Cindy hatte anfangs ein wenig befürchtet, dieser Netsuke-Verkauf werde die Galerie in einen Umsatzladen nach Art der aufgedonnerten Boutiquen auf der Fifth Avenue verändern, wo pseudoorientalischer und pseudoantiker Ramsch und Kitsch als Wunderware verkauft wurde. Sie hatte dann allerdings rasch eingesehen, daß Marcus wirklich nur seriöse und echte Kunstobjekte besaß und anbot.
    Er war wie sie Erbe einer Geldfamilie, was es ihm erst ermöglicht hatte, Kunstsammler und dann auch Kunsthändler zu werden. Sein Lebensstandard brauchte sich nicht nach seinen Einkünften aus der Galerie zu richten.
    Er pflegte vorwiegend bei Bull & Bear im »Waldorf« zu speisen. Dorthin hatte er Cindy eingeladen.
    Er machte sie mit dem Geschäftsführer bekannt und sagte zu ihm: »Vergessen Sie es nicht, das ist Cindy Perino, Mrs. Angelo Perino. Sie hat jederzeit Anspruch auf meinen Tisch, auch wenn sie mal ohne mich kommt.«
    Übergroße Martinis waren die Spezialität des Hauses, und weil sie endlich einmal weder schwanger war noch stillte, genehmigte Cindy sich einen Beefeater-Martini on the rocks mit Schuß.
    Bei diesem Drink unterhielten sie sich eine Weile über eine Ausstellung, die sie gerade vorbereiteten. Linicombe benützte wie Cindy auch seine Wohnung gelegentlich als Ausstellungsraum für exklusivere Zwecke, nämlich mit besonders ausgesuchten Objekten für eine besonders ausgesuchte, mit anderen Worten betuchte, potentielle Kundschaft. Er gehörte nicht zu den Bewunderern von Amanda Finch, jedenfalls ganz bestimmt nicht so wie Cindy und Dietz, und bemerkte deshalb jetzt, er wolle bei dem Dinner, das sie planten, nichts von Amandas Arbeiten ausstellen und anbieten.
    »Gut«, räumte Cindy ein, »wir müssen sie ja auch nicht unbedingt jedesmal mitzeigen, wenn wir spezielle Kunden einladen. Aber Sie müssen auch zugeben, daß sie eine unserer Hauptumsatzquellen ist.«
    »Ein nicht zu übersehender Umstand«, nickte Marcus Linicombe.
    Cindy wußte nie genau, ob er es tatsächlich ernst oder nur sarkastisch meinte, wenn er diesen Ton anschlug. Also lächelte sie nur unbestimmt als Antwort und sagte nichts weiter.
    Er war überhaupt schwer durchschaubar und einzuschätzen. Es war immer etwas leicht Mysteriöses um ihn. Vermutlich war das sogar geplante Absicht. Sein präzises andeutungsweises Lächeln wirkte immer sehr bedeutungsvoll. Nur war selten klar, welche Bedeutung speziell es gerade hatte.
    Und eben dieses Lächeln zeigte er auch jetzt wieder. »Ich möchte Ihnen ein kleines Geschenk machen«, sagte er. »Darf ich hoffen, daß Sie es annehmen?«
    »Wie soll ich das wissen, Marcus, wenn ich nicht weiß, was es ist?«
    Er holte etwas aus seiner Jackentasche - nicht aus der mit seiner unvermeidlichen Pfeife, die sich entsprechend auswölbte, sondern aus der anderen. Es war ein verschnürtes rotes Samtetui. Er überreichte es ihr.
    Sie öffnete es und holte das exquisite Netsuke heraus, das darin lag. Es war gerade zwei Zentimeter groß und so fein geschnitzt, daß die Darstellung nicht nur genau war, sondern auch bis ins letzte Detail ausgeführt. Ein sehr

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