Der Clan
großen Fehler«, sagte Roberta unverblümt zu ihm.
»Ist mir völlig egal. Was kriege ich denn schon für diese ... Bilder?«
»Ein paar sehr interessante Dinge«, sagte Carpenter. »Bei meinem Besuch bei Mrs. Perino in Greenwich hörte ich beispielsweise, daß ihr Mann mit einer gewissen Alexandria McCullough in Houston zusammenarbeitet, einer hervorragenden Computer-Pro-grammiererin. Sie finden einen Flug nach Houston auf meiner Spesenliste. Die gefürchtete Alex McCullough ist eine notorische Lesbierin. Trotzdem sind sie und Perino sehr enge Freunde geworden.«
»Geschenkt«, sagte Loren wegwerfend, »und das Flugticket nicht wert. Ist das alles?«
»Auf der Spesenliste steht auch ein Flug nach London. Mrs. Perino war so offen, zu berichten, daß ihr Mann sich nach London begeben werde. Er hat dort die Viscountess Neville dreimal besucht.«
»Er hat ihr Kind besucht«, sagte Loren, »seinen eigenen Sohn. Und?«
»Mag sein. Aber die Viscountess besuchte ihn auch ihrerseits in seinem Hotel und verbrachte einen ganzen Vormittag mit ihm. Im Duke Hotel. Am gleichen Abend kam er nicht in sein Hotel zurück. Er verbrachte die Nacht im Savoy. In einer Suite. Mit der Prinzessin Anne Aljechin.«
»Dieser verdammte Hurenbock!«
Roberta seufzte kopfschüttelnd. »Was soll das alles, Mr. Carpenter. Klatschgeschichten, ganz informativ, aber doch nicht einen DeCombe und zwei Finch wert, von den Spesen gar nicht zu reden.«
»Also gut. Haben Sie Mr. Perino in letzter Zeit mal gesehen?«
»Erst vorgestern«, sagte Loren.
»Hatte er da schon die linke Hand verbunden? Und wenn ja, hat er Ihnen gesagt, weshalb?«
Loren nickte. »Er sagte, er hat Spiegeleier gemacht und dabei ist ihm Fett auf den Handrücken gespritzt.«
Carpenter schüttelte den Kopf. »Nicht doch. Der Viscountess Neville erzählte er in Hörweite ihres Kindermädchens, daß er sich die Hand an einer Lithiumplatte verbrannte, die Feuer fing. Lithiumhydroxid wird zur Erhöhung der Kapazität von Trockenbatterien verwendet. Das Metall selbst ist korrosiv und entflammt, wenn es der Luft ausgesetzt wird. Ausgesprochen gefährliche Substanz.«
Carpenter hatte gerade erst zwei Stunden geschlafen, als ihn das Klopfen an der Tür seines Motelzimmers wieder aufweckte.
»Wer ist da?«
»Mrs. Hardeman. Machen Sie auf.«
»Ich bin nicht angezogen.«
»Mein Gott. Ich stehe hier auf dem Außenflur eines Motels. Machen sie schon auf, verdammt!«
Er zog die Vorlegekette heraus und öffnete vorsichtig. Roberta schob ihn zur Seite und kam ins Zimmer. Sie hatte einen nassen Regenmantel über Blue Jeans an.
»Ich muß da draußen wie ein Strichmädchen ausgesehen haben«, knurrte sie. »Haben Sie einen Scotch da?«
»Leider nein.«
»Merken Sie sich eines«, sagte sie. »Wenn Sie mit uns arbeiten, haben Sie immer Scotch vorrätig zu haben.«
Es war nicht zu übersehen, daß sie bereits einige Scotch intus haben mußte. Sie knöpfte ihren Regenmantel auf und warf ihn auf das Bett. Darunter trug sie ein Sweatshirt mit dem Aufdruck »Michigan University«.
»Ich will mir nur etwas anziehen«, sagte Carpenter auf dem Weg zum Bad.
»Lassen Sie das«, sagte Roberta. »Nicht nötig. Es dauert nicht lange. Setzen Sie sich.«
Er setzte sich gehorsam.
»Was Sie da tun, muß anders werden«, erklärte sie im Befehlston.
»Wie meinen Sie das?«
»Schauen Sie, es ist uns ziemlich egal, mit wem Perino gerade ins Bett geht, da oder dort, klar? Lassen Sie das sein, danach kräht kein Hahn. Sollten Sie es selbst schaffen, seiner Frau ins Höschen zu greifen, fein. Aber dann auch dies nur zu dem Zweck, um mehr darüber herauszufinden, was er macht.«
»Nun, ich dachte doch, die Tatsache, daß er mit ...«
»Das wissen wir doch längst«, schnitt sie ihm das Wort ab. Sie holte ein Zigarettenpäckchen heraus und zündete sich eine an.
Carpenter streckte das Kinn heraus. »Sie scheinen es unmöglich
zu finden, daß ich herausfinde, mit wem er ins Bett geht? Sollte es möglich sein, daß ich in der Hinsicht etwas weiß, worüber Sie ausdrücklich nichts erfahren möchten?«
»Sachte, sachte, Mann«, sagte Roberta scharf. »Die Frage hätten Sie sich besser geschenkt. Ich sage Ihnen noch etwas zur Warnung. Da gab es einmal einen Privatdetektiv, der hinter Angelo Perino und der Viscountess Neville herschnüffelte, und der fand sich mit einem Schädelbruch im Krankenhaus wieder. Seine Partnerin, eine weibliche Privatdetektivin, kam mit einer gebrochenen Nase und einem
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