Der Clan
der Viscountess Neville gefahren. Am gleichen Tag traf dort aus Amsterdam auch Max van Ludwig ein. Das Gespräch im Hause ging nach meiner Informantin, deren Identität Ihnen bekannt ist, nicht nur vermutlich, sondern eindeutig darum, daß der junge Mann das junge Mädchen heiraten will. Sie schlafen während ihres Aufenthalts dort jedoch nicht zusammen im gleichen Zimmer.
»Mein Enkel«, schimpfte Loren, »und die Tochter dieses hergelaufenen Dreckskerls!«
»Nun ja, wir ahnten es ja schon, nicht?«
»Der älteste Sohn meines einzigen Kindes!« lamentierte Loren weiter. »Und heiratet die Urenkelin dieses Alkoholschmugglermafiosos, der meinem Großvater in der Prohibitonszeit Fusel verkaufte! Diese gottverdammte Familie hängt noch immer wie die Kletten an uns. Ich verstehe nicht, wie Betsy sich damit .«
»Ach, hör doch auf«, sagte Roberta unwirsch. Sie hatte es satt. »Nachdem du jahrzehntelang Betsy wie den letzten Dreck behandelt hast!«
»Ich? Sie hat mich wie den letzten Dreck behandelt! Sie - sie hat sich doch sogar einen Bankert von diesem hergelaufenen Dreckskerl machen lassen! Sie hat mich verklagt! Sie .«
»Sie ist deine Tochter, und du machst besser endlich deinen Frieden mit ihr!«
1991 1
Die sechs Monate, die der Vorstand Angelo eingeräumt hatte, um seine restlichen Design-Probleme zu lösen und seine endgültigen Vorschläge zu machen, liefen im Sommer aus. Sämtliche Vorstandsmitglieder - Angelo selbst, Loren und Roberta, Betsy und Tom Mason - waren bei der entscheidenden Sitzung in Detroit anwesend.
»Wir haben ein Auto«, sagte Angelo. »Die einzige Frage ist, ob Tom der Meinung ist, daß er es verkaufen kann.«
»Wie sieht das Ding denn aus, Angelo?« fragte Tom Mason zurück.
Angelo stand auf und enthüllte eine Zeichnung auf einer Staffelei. Der Wagen sah modern aus, aber keineswegs eine radikale Abwehr vom gewohnten Bild eines Autos auf der Straße. Er war klein und schlank, aber kein ausgesprochener Sportwagen.
»Die Autos vom nächsten Jahr, die 93er, werden wohl alle so ähnlich ausschauen«, sagte Tom.
»Offenbar wieder italienisches Design, wie?« fragte Loren.
Angelo nickte. »Aus Turin, von Marco Varallo.«
»Der macht auch immer das gleiche«, sagte Loren unwirsch. »Seine Stallion-Karosserie war ganz gut und erfolgreich. Aber für den Stallion S ...«
»Der Stallion S«, unterbrach ihn Betsy, »war nicht wegen seiner Karosserie kein Erfolg.«
»Na, immerhin hat man aus dem verdammten Dings nicht mal richtig rausgesehen«, winkte Loren ab.
Roberta mischte sich ein. »Müßig, darüber zu streiten. Bleiben wir bei diesem Modell hier. Wie eine Familienlimousine sieht das wirklich nicht aus.«
»Soll es auch nicht«, konstatierte Angelo trocken. »Die Familienkutsche ist tot. Schaut euch mal an, was heute auf den Straßen fährt. In der übergroßen Mehrheit der Autos sitzt ein einziger Mensch, und im Rest gerade zwei. Drei Leute in einem Auto sind bereits eine Seltenheit. Die Familienkutsche von heute ist der Kombi. Und weil wir gerade davon reden: Ich schlage vor, außer diesem Modell hier einen Kombi als Elektroauto zu bauen.«
»Sind alle technischen Probleme gelöst?« wollte Loren wissen.
»Bis auf eines, ja. Die Batterien.«
»Nur die Batterien, wie? Mann, wenn Sie keine Batterien haben, haben Sie doch überhaupt nichts!«
»Es ist eine Frage der Auswahl«, erläuterte Angelo. »Ich habe alternative Möglichkeiten für den Antrieb. Es geht nur darum, daß wir uns noch nicht entschieden haben, welches Batteriesystem das vermutlich geeignetste ist.«
»Sie riskieren eine ziemliche Menge, auf Kosten der Firma, nicht?« meinte Roberta. »Nach allem, was ich lese und höre, ist es unmöglich, mit Batterien akzeptable Leistung und Reichweite zu erzielen.«
»Alexandra McCullough hat ein Bordcomputersystem entworfen, das den Wirkungsgrad der Batterien maximalisiert. Das ist das A und O. Unser Auto wird demzufolge alle Energie aus der Batterie nützen. Verbrennungsmotoren hingegen haben bekanntlich verschwenderisch geringe Wirkungsgrade. Sie blasen bis zu achtzig Prozent der Energie ihrer fossilen Brennstoffe in die Luft. Allein die Wärmeabstrahlung ...«
»Können Sie es verkaufen, Tom?« unterbrach Roberta.
»Letzten Endes wohl«, sagte Tom. »Was bleibt uns übrig, als es zu verkaufen? Früher oder später gehen uns die fossilen Brennstoffe so und so aus, was absehbar ist. Die flüssigen jedenfalls. Mein Problem ist nur: Wie lange wird es dauern, bis die
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