Der Clan
zerbrochen und tropfend übrigblieb.
»Was bedeutet das, verehrte Zuschauer?« rief der Ausschreier im Fernseher wieder. »Hinter den Kulissen überläßt es Ihnen, das zu beurteilen! Morgen zur gleichen Zeit bringen wir Ihnen - vielleicht - die Antwort von XB Motors.«
Loren rollte sich herum und grinste Roberta vergnügt an. »Was sagst du dazu, mein Mädchen? Haben wir ihn? Haben wir ihn jetzt am Kragen, den Perino, oder nicht? Was?«
Zwei Tage nach der Erstsendung des Videobandes des explodierenden Stallion in dem Magazin Hinter den Kulissen hatten es praktisch sämtliche Fernsehstationen im ganzen Land und die meisten der ganzen Welt ebenfalls gezeigt. Zwar beeilten sich alle Moderatoren heuchlerisch, es als eine typische Sumpfblüte des Revolverjournalismus anzukündigen, womit man sich natürlich nicht identifiziere. Aber sie zeigten es eben dann doch.
Die Aktien von XB Motors fielen rapide auf den Kurs 450.
Wilma Worth rief Angelo an. »Wie ist das, bin ich nun Ihre Lieblingsreporterin, oder nicht?«
»Die Jahresversammlung ist in zehn Tagen«, beschied sie Angelo. »Die sollten Sie nicht versäumen.«
Aus London rief Betsy an. »Wie ist das möglich, daß diese Batterien explodieren?«
»Sehr geehrte Miß Betsy«, sagte Angelo sarkastisch. »Ihr lieber Herr Vater hat sich eigenhändig in sein höchstpersönliches wertes Knie geschossen. Nein, wirklich, Betsy. Er selbst, sich selbst. Nicht etwa ich.«
1994 1
Zum erstenmal in ihrer Geschichte konnte die Jahresversammlung von XB Motors Incorporated, einstmals Bethlehem-Motors, nicht im Konferenzraum des Verwaltungsgebäudes gleich neben dem Chefzimmer abgehalten werden. Angelo Perino als Generaldirektor hatte sie in die Cobol Hall einberufen. Dort waren über vierhundert Stühle für die Aktionäre aufgestellt, deren Zahl inzwischen 631 betrug. Fast alles Kapital war vertreten, persönlich durch die Aktionäre oder durch Vollmachten. Außerdem standen zweihundert Plätze für die Medien und hundert weitere für neugierige Zuschauer aller Art bereit.
Bei der Eröffnung der Versammlung um 10 Uhr am Mittwoch, dem 16. Februar, waren sämtliche Hardemans am Vorstandstisch anwesend - Loren und Roberta, Betsy, Anne und Alicia. In einer Seitenloge saßen Cindy, Van und Anna, John Perino und John Hardeman. Ebenso verfolgten die Geschehnisse George, Viscount Neville, und Fürst Igor Aljechin als interessiertes Publikum.
Tom Mason hatte bei den Aktionären Platz genommen, ebenso Bill Adams.
Angelo führte den Vorsitz, mit Loren zu seiner Rechten. Der erste Punkt der Tagesordnung war die Anwesenheitsprüfung der Aktionäre und ihrer Vollmachten zur Feststellung der Stimmrechte. Das dauerte immerhin eine gute halbe Stunde.
Schließlich konnte Angelo das Ergebnis bekanntgeben, gegen das es keine Einsprüche gab. »Meine Damen und Herren«, sagte er dann, »es liegt Ihnen allen das Protokoll der letzten Jahresversammlung einschließlich des Kassenberichts vor. Falls kein Einspruch erhoben wird, unterbleibt die ausdrückliche Verlesung, und die Berichte wer-
den als akzeptiert und genehmigt erachtet. Werden Einsprüche erhoben? Dies ist nicht der Fall. Dann ist so beschlossen.«
Er fuhr fort: »Bevor wir zu den weiteren Tagesordnungspunkten übergehen, schlage ich vor, ein kurzes Stück eines Videobandes vorzuführen, falls sich kein Einspruch dagegen erhebt.«
Das war wieder nicht der Fall, und die bestellten Vorführer standen bereit. Hinter dem Vorstandstisch entrollte sich eine große Leinwand, und das Licht wurde gedämpft. Das Bild erschien. Es war die Aufzeichnung jener Sendung des Fernsehmagazins Hinter den Kulissen. Der Stallion fuhr über die Leinwand, prallte auf die Mauer und explodierte. Das Licht kam wieder.
»Meine Damen und Herren«, sagte Angelo, »hier ist der XB Zero-Zero-Zero — der Stallion E - in zwei Modellen. Das erste ist der Wagen, wie er auf den Markt kommen wird, das zweite der gleiche, aber ohne Karosserie.«
Die beiden angekündigten Autos kamen in die Halle gefahren, gesteuert von zwei attraktiven Models in kurzen Röckchen, im Lichtkegel starker Scheinwerfer. Sie fuhren bis zum Vorstandstisch, wo sie dann anhielten.
»Mit Zustimmung aller Beteiligten«, erklärte Angelo, »falls sich kein Widerspruch erhebt, unterbreche ich die Sitzung für eine halbe Stunde, damit alle Anwesenden in der Lage sind, sich die beiden Autos anzusehen und Ausschau nach flüssigen Batterien zu halten, die bei einer Kollision explodieren könnten.
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