Der Clan
diesem Videoband arrangiert?«
»Eine große Gummiblase voll Wasser, mit einer kleinen Sprengladung darin«, erläuterte Roberta ohne Umschweife. »Gemacht haben sie es oben in Kanada.«
»Ja, so etwas in der Art haben wir auch vermutet.«
»Loren hat einfach nur versucht, sein Erbe zu schützen und zu verteidigen«, meinte Roberta.
»Indem er die Firma ruinierte? Was hat er denn schon groß geerbt außer seinen Aktien? Er ist doch sowieso ein reicher Mann, und mein Mann hat ihn noch reicher gemacht. Das müßt ihr doch endlich akzeptieren, Roberta. Keine Spielchen mehr!«
»Was soll ich denn tun?«
»Sie können Loren an die Riviera schleppen oder sonst wohin, weit weg, und ihn dort bei Laune halten. Wir erwarten Ihre Kooperation.«
Roberta lächelte verbittert. »Haben Sie uns nicht schon genug angetan?«
Cindy fuhr geschickt durch eine S-Kurve. »Betsy«, sagte sie, »hat sich einmal eingehend den Nachlaß von Nummer eins angesehen. Da gab es einen Posten von drei Millionen unter dem Titel Auffüllung des Treuhänderfonds<. Wissen Sie etwas darüber, Roberta?«
»Keine Ahnung, höre ich zum erstenmal.«
»Aber Betsy s Anwalt hat es herausgefunden. Vor seinem Tod hat Nummer eins Betsy einmal erklärt, daß er eine Menge Geld in einen Treuhänderfonds für Sie eingezahlt habe, der Ihnen zur Verfügung stehen sollte, wenn Sie bestimmte Auflagen erfüllten. Als er starb, hatten Sie keine Zeit und Gelegenheit mehr, diesen Bedingungen nachzukommen, und so fiel das Geld an sein Vermögen zurück. Erinnern Sie sich jetzt?«
Robertas Kiefer mahlten, aber sie schwieg.
»Sie sollten drei Millionen erhalten, wenn Sie sich von Loren scheiden ließen. Damit er wieder heiraten und noch einen Harde-man-Erben zeugen konnte, was mit Ihnen nicht mehr möglich war. Die dafür geeignete Frau sollten Sie ihm finden und ihm außerdem einen Scheidungsgrund verschaffen. Aber das muß jetzt doch Ihr Gedächtnis etwas auffrischen, oder?«
»Das könnten Sie nicht beweisen.«
»Wieso denn nicht? Steht doch alles klipp und klar in den Nachlaßakten.«
»Wenn Loren das herausfände ...«
»Findet er nicht heraus, Roberta«, sagte Cindy. »Er ist gerade auf einer Fahrt mit Angelo und Betsy unterwegs, damit sie ganz ungestört privat miteinander reden können, genauso wie wir beide hier. Sie wollen eine Menge Dinge zur Sprache bringen. Aber der Vorschlag von Nummer eins, daß Sie sich scheiden lassen - den Sie akzeptiert haben -, wird dabei nicht erwähnt werden.«
»Wieso nicht?« fragte Roberta nun doch mit etwas dünner Stimme.
»Weil wir eine Aufgabe für Sie haben. Sorgen Sie dafür, daß er zufrieden und glücklich ist und halten Sie ihn von seinen kleinen Rachespielen ab. Wenn er noch einmal irgend so etwas Dämliches produziert, ist das besagte Aktenstück nur eines der Geheimnisse, die dann aus der Schublade in die Öffentlichkeit kommen. Sie wissen, wie Sie mit ihm umgehen müssen und wie Sie ihn sich gefügig machen können. Und wir wissen es auch.«
Roberta nickte. »Sicher, das kann ich. Aber ihr müßt ebenfalls damit aufhören, ihn ständig zu demütigen.«
»Wer hat ihn denn gedemütigt? Höchstens doch er sich selbst! Er ist doch immer noch im Vorstand. Seine Tochter ist Vizepräsidentin. Und der Name Hardeman steht noch immer am Werkstor.«
Sie lenkte durch eine weitere scharfe Kehre.
Roberta starrte abwesend und schweigend geradeaus. Dann atmete sie tief durch. »Wer hat uns abgesägt?« fragte sie.
»Niemand. Ihr euch selbst, Roberta. Ihr ganz allein euch selbst.«
5
Der versammelte Vorstand traf an der Teststrecke ein. Sie setzten sich zu einem Lunch und warteten auf hereinkommende Wagen, damit sie auch selbst alle einige Runden drehen konnten.
»Komm mit«, sagte Betsy zu Angelo. »Ich habe mein ganzes
Gewicht in die Waagschale geworfen und einen Wagen bekommen. Mein Vater sitzt schon drin und wartet.«
Loren saß auf dem Rücksitz eines leuchtend roten E, aber zusammengesunken und trübsinnig. Betsy fuhr und sah grimmig und aggressiv aus. Angelo saß ausdruckslos auf dem Beifahrersitz und wartete ergeben darauf, was kommen würde.
»Ich habe noch etwas gut bei dir, Vater«, sagte Betsy.
»Ich wüßte wirklich nicht, was«, brummte Loren.
»O doch. Nummer eins hatte eine Videokassette von dir und Roberta, wie sie dir Striemen auf den Hintern prügelt.«
»Ganz unmöglich.«
»Für Nummer eins war nichts unmöglich, wenn er sich einmal etwas vorgenommen hatte. Wer sollte das besser wissen als
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