Der Clan
zur Nummer vier erklärt. Träume ruhig weiter davon, kleine Betthure. Dein Nachkömmling wird nicht mal einen Fuß in die Tür von Bethlehem-Motors kriegen, geschweige denn einmal Chef werden. Ich hinterlasse alles einem eigenen Fonds. Du und Anne, ihr werdet Treuhänderinnen davon, aber gegen Loren und meine anderen Treuhänder bleibt ihr immer in der Minderheit.«
»Da legst du dich aber mit Roberta an. Was machst du mit der?«
»Mit der habe ich einen Deal gemacht. Sie manipuliert Loren wie eine Marionette und macht ihm klar, daß er einen Erben braucht, sie ihm aber keinen gebären kann. Sobald sie sich ein richtiges Mädchen für diese Zweck ausgeguckt hat, läßt sie sich von Loren scheiden. Er hat das Mädchen zu heiraten und zu schwängern und sich von ihr die tatsächliche Nummer vier werfen zu lassen, der dann nämlich auch ein echter Hardeman ist. Sobald das geschehen ist, zahlt der Fonds Roberta in der vereinbarten Höhe aus.«
»Hast dir alles genau zurechtgelegt, was, du altes Dreckstück?«
Nummer eins grinste. »Ich habe mir gut gemerkt, daß du damals vor vier Jahren Angelo angebettelt hast, er soll sich von seiner Frau trennen und dich nehmen. Aber er hat seiner Frau inzwischen noch zwei weitere Kinder gemacht.«
»Alles genau zurechtgelegt ...«
»Na, sicher doch. Was glaubst du denn? Die Anwälte kommen noch diese Woche.«
»Du hast aber doch was übersehen, Urgroßväterchen«, sagte Betsy.
»So? Was wäre das denn?«
»Mich«, sagte Betsy.
Und schon hatte sie ihm eines seiner Kissen unter dem Rücken weggezogen und ihm auf das Gesicht gedrückt, ehe er noch wußte, wie ihm geschah. Er bäumte sich auf, aber er war hundert Jahre alt und sie sechsundzwanzig. Es war ein ungleicher Kampf, zumal sie Kondition genug hatte, am Nachmittag drei Tennissätze spielen zu können, ohne aus der Puste zu kommen.
Etwas Gutes geschah. Gut für sie. Sie fühlte, wie er sich versteifte und offenbar einen Herzinfarkt erlitt. Vielleicht brauchte er ja nun gar nicht an dem Kissen über seinem Gesicht zu sterben, das ihn am Atmen hinderte. Vielleicht ... Sie ließ das Kissen vorsichtshalber noch fünf Minuten lang wo es war. Als sie es wegnahm, hatte sich Nummer eins blau verfärbt, und seine Augen starrten leblos an die Decke. Um ganz sicher zu gehen, wartete sie noch einmal zehn Minuten lang und hielt weiter das Kissen über sein Gesicht, aber lose genug, daß es keine Male hinterließ.
3
Sie nahm die Kassette aus dem Videorecorder und wischte ihre Fingerabdrücke von dem Gerät ab.
Er hatte dieses Band natürlich nicht selbst aufgenommen. Jemand anderer, im Haus oder außerhalb, hatte das für ihn besorgt. Bei einer Untersuchung genügte es also nicht, nur das Band beiseitezuschaffen, auf dem sie mit Angelo zu sehen war. Sie begann hinter den Büchern zu suchen und tatsächlich, dort war noch ein halbes Dutzend weiterer Videokassetten. Sie hätte ganz gern das eine gesehen, auf dem Roberta und ihr Vater ihre erotischen Exerzitien vollführten und sie ihm seinen blanken Hintern mit dem Ledergürtel vertrimmte, bis es ihm kam. Aber dazu war nun keine Zeit mehr. Sie konnte nicht gut hier sitzen bleiben und Videokassetten anschauen. Und übrigens auch nicht riskieren, sie zu behalten.
Sie trat hinaus auf den Balkon des Schlafzimmers des Alten. Das ganze Haus war still und fast dunkel. Sie blieb noch eine Weile so stehen, um festzustellen, ob irgend jemand draußen war. Als sie sich sicher wähnte, warf sie die Kassetten nacheinander hinunter auf den Rasen.
Nach ein paar Minuten sammelte sie sie unten ein und ging damit bis zum Strand. Einem plötzlichen Einfall folgend, zog sie ihre Tennissachen aus und ging splitternackt mit den Kassetten in der Hand über den Strand. Hätte sie wirklich jemand gesehen, hätte sie einfach gesagt, es sei ihr einfach danach gewesen, nackt am dunklen Strand spazierenzugehen. Bei ihr hätte das auch niemanden übermäßig gewundert.
Falls sie nicht irgendwo ein Strandfeuer fand, wollte sie sich im Dunklen hinsetzen, die ganzen Bänder aus den Kassetten ziehen, alles zerschlagen und zerreißen und in die Brandung werfen. Kein Mensch konnte das dann noch reparieren oder abspielen.
Hundert Meter weiter südlich fand sie tatsächlich, was sie suchte, die letzte glimmende Glut eines Strandfeuers vom Tage. Sie sammelte etwas Treibholz und Palmrinde und fand auch irgendwo einen Rest Benzin. Damit fachte sie das Feuer wieder an, hielt es aber klein, und zog nun das erste Band
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