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Der Clan der Otori – Der Ruf des Reihers

Titel: Der Clan der Otori – Der Ruf des Reihers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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vergießen – vielleicht bei der Hundejagd. Das ist seine große Leidenschaft.«
    Takeo lächelte. »Wir sind hier so weit von Lord Saga entfernt, dass er nicht über alles Bescheid weiß. Er wird nicht wissen, dass ich wegen meiner verkrüppelten Handkeinen Bogen mehr spannen kann.« Zum Glück , kam er nicht umhin zu denken, denn mit dem Bogen war ich nie sehr geschickt.
    Â»Nun, dann in einem anderen Wettstreit. Ihre Frau wird in ihrem Zustand gewiss zu Hause bleiben müssen?«
    Â»Natürlich. Aber meine Tochter wird mich begleiten.« Shigeko hob den Kopf und sah ihren Vater an. Ihre Blicke trafen einander und sie lächelte.
    Â»Lady Shigeko ist noch nicht verheiratet?«, fragte Kono.
    Â»Nein, noch nicht«, antwortete Takeo.
    Â»Lord Saga ist seit kurzem Witwer.« Kono klang kühl und unbeteiligt.
    Â»Tut mir leid, das zu hören.« Takeo fragte sich, ob er es ertrüge, seine Tochter einem solchen Mann zur Frau zu geben – dennoch konnte es eine vorteilhafte Verbindung sein, und wenn sie den Frieden in den Drei Ländern sicherte …
    Shigeko sprach mit klarer und fester Stimme. »Ich freue mich auf die Begegnung mit Lord Saga. Vielleicht akzeptiert er mich bei dem Wettstreit als Ersatz für meinen Vater.«
    Â»Lady Shigeko ist eine Meisterin im Bogenschießen«, fügte Hiroshi hinzu.
    Takeo erinnerte sich voller Erstaunen an Gembas Worte: In Miyako wird es einen Wettstreit geben … deine Tochter sollte auch mitkommen. Sie muss ihre Fertigkeit vervollkommnen, zu Pferd mit dem Bogen zu schießen. Wie hatte Gemba das wissen können?
    Er schaute zu Gemba, der etwas weiter weg neben seinem Bruder Kahei saß. Gemba erwiderte seinen Blick nicht, doch auf seinem runden Gesicht erschien ein schwaches Lächeln. Kahei verbarg sein Missfallen hinter einer grimmigen Miene.
    Doch es bekräftigt den Rat der Meister , schoss es Takeo durch den Kopf. Ich werde Miyako besuchen. Es wird keinen Krieg geben.
    Kono wirkte ebenso überrascht wie Takeo, wenn auch aus einem anderen Grund. »Mir war nicht bewusst, dass die Frauen in den Drei Ländern so begabt sind – oder so kühn«, sagte er schließlich.
    Â»Vielleicht kennen Sie uns immer noch genauso wenig wie Lord Saga«, erwiderte Shigeko. »Ein Grund mehr für uns, die Hauptstadt zu besuchen, denn so lernen Sie uns besser verstehen.« Ihre Worte waren höflich, aber die Autorität dahinter war nicht zu überhören. Sie zeigte weder Unbehagen angesichts der Begegnung mit dem Sohn des Entführers ihrer Mutter, noch schien sie von ihm eingeschüchtert zu sein. Takeo betrachtete sie mit kaum verhüllter Bewunderung. Das lange Haar fiel ihr lose über die Schultern, sie saß kerzengerade da, und im Kontrast zu dem blassen Gelb und dem Gold ihres mit leuchtenden Ahornblättern bestickten Gewandes wirkte ihre Haut fast durchscheinend. Takeo musste an seine erste Begegnung mit Lady Maruyama Naomi denken: Damals hatte sie ihn an Jato, sein Schwert, erinnert, denn ihre strenge Schönheit hatte über ihre Kraft hinweggetäuscht. Die gleiche Kraft erkannte er nun in seiner Tochter, und im Innersten verspürte er eine Erleichterung. Was immer ihm zustoßen mochte, er hatte eine Nachfolgerin. Noch ein Grund mehr, dafür zu sorgen, dass sie die Drei Länder als Ganzes erbte.
    Â»Ich freue mich sehr darauf!«, rief Kono. »Ich hoffe, aus der Gastfreundschaft Lord Otoris entlassen zu werden, um vor Ihrem Besuch nach Miyako zurückkehren und Seiner Göttlichen Majestät über alles berichten zu können, was ich hier erfahren habe.« Er beugte sich vor und sagte mit einer gewissen Leidenschaft: »Ich kann Ihnen versichern, all meine Berichte werden zu Ihren Gunsten ausfallen.«
    Takeo verneigte sich leicht zum Zeichen der Zustimmung und fragte sich, wie ernst Kono seine Worte meinte und wie viel davon Schmeichelei war – und welche Intrigen Kono und Zenko gemeinsam gesponnen hatten. Er hoffte, dass Taku mehr wüsste, und fragte sich, wo er steckte und warum er nicht am Essen teilnahm. Hatte Zenko seinen Bruder an diesem Abend bewusst ausgeschlossen, weil er sich über dessen Anwesenheit und Überwachung ärgerte? Außerdem wollte er unbedingt etwas über Maya erfahren. Unwillkürlich fragte er sich, ob Takus Fehlen irgendwie mit ihr zu tun hatte – vielleicht war sie in Schwierigkeiten, war

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