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Der Clan der Otori – Der Ruf des Reihers

Titel: Der Clan der Otori – Der Ruf des Reihers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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sie.
    Â»Nein, die Welt erschafft sich selbst. Sie ist viel herrlicher, als du glaubst.«
    Â»Sie kann nicht herrlicher sein als Gott.«
    Â»Gott, die Götter und all unsere Glauben sind von Menschen geschaffen worden«, sagte er, »und viel unwichtiger als die Welt, in deren Mitte wir leben.« Er war nicht mehr zornig auf sie, sah aber auch keinen Anlass, sich noch länger von ihr aufhalten zu lassen und diese sinnlose Diskussion fortzusetzen.
    Â»Deine Herren warten auf dich. Kehre zu ihnen zurück. Und ich verbiete dir, ihnen irgendetwas über meine Vergangenheit zu enthüllen. Du dürftest inzwischen begriffen haben, dass ich mit dieser Vergangenheit abgeschlossen habe. Ich habe mich davon losgesagt. Mein jetziges Leben macht mir eine Rückkehr unmöglich. Du hast meinen Schutz genossen und ich werde ihn dir weiter gewähren, aber er ist nicht bedingungslos.«
    Trotz der Wärme lief ihm bei seinen Worten ein kalter Schauder über den Rücken. Was hatte er damit gemeint, was hatte er mit ihr vor? Sie hinrichten lassen? Wie an fast jedem Tag erinnerte er sich daran, wie er Jo-An getötet hatte, den Ausgestoßenen, der sich ebenfalls als einen Abgesandten des Geheimen Gottes betrachtet hatte. Doch er wusste, egal, wie sehr er diese Tat bedauerte, er würde es ohne Zögern wieder tun. Gemeinsam mit Jo-An hatte er seine Vergangenheit und den Glauben seiner Kindheit getötet, und beides konnte nicht wiederauferstehen.
    Seine Worte hatten auch Madaren kleinlaut werden lassen. »Lord Otori.« Sie verneigte sich bis zum Boden, als wäre ihr plötzlich eingefallen, welchen Rang sie in dieser Welt hatte: nicht als seine Schwester, sondern als jemand, der tiefer stand als die Dienerinnen des Haushalts – wie Haruka, die halb verborgen auf der Veranda gewartet hatte und nun, als er wieder hineingehen wollte, in den Garten trat.
    Â»Alles in Ordnung, Lord Takeo?«
    Â»Die Dolmetscherin hatte noch ein paar Fragen«, sagte er. »Dann schien ihr auf einmal unwohl zu sein. Sieh zu, dass sie sich bald erholt und dann das Haus so schnell wie möglich verlässt.«

KAPITEL 32

    Terada Fumio hatte den Winter in Hagi bei Frau und Kindern verbracht. Kurz nach dem Treffen mit den Fremden besuchte Takeo ihn zu Hause, auf der anderen Seite der Bucht.
    In den geschützten Gärten, erwärmt von den heißen Quellen, die den Vulkan umgaben, blühten schon die Azaleen und Pfingstrosen sowie andere exotischere Pflanzen, die Fumio für Eriko von fernen Inseln und abgelegenen Königreichen mitgebracht hatte: Orchideen, Lilien und Rosen.
    Â»Irgendwann solltest du mich begleiten«, sagte Fumio, als er bei ihrem Spaziergang durch den Garten Herkunft und Geschichte jeder Pflanze erklärte. »Du hast die Drei Länder niemals verlassen.«
    Â»Wozu, wenn du die Welt zu mir bringst«, entgegnete Takeo. »Trotzdem täte ich es eines Tages gern – sollte ich mich je zurückziehen oder abdanken.«
    Â»Erwägst du so etwas?« Fumio musterte ihn forschend aus seinen lebhaften Augen.
    Â»Warten wir ab, was in Miyako geschieht. Vor allem hoffe ich, die Probleme gewaltlos lösen zu können. Saga Hideki hat einen Wettkampf vorgeschlagen. Meine Tochter ist entschlossen, mich dabei zu vertreten, und sie undalle anderen sind schon jetzt davon überzeugt, dass die Sache zu meinen Gunsten ausgeht.«
    Â»Du willst die Drei Länder bei einem einzigen Wettkampf aufs Spiel setzen? Es wäre weit besser, wenn du dich auf einen Krieg vorbereiten würdest!«
    Â»Wie im letzten Jahr beschlossen, werden wir uns auf einen Krieg vorbereiten. Für die Reise zur Hauptstadt brauche ich bestimmt mehr als einen Monat. In dieser Zeit wird Kahei unsere Truppen an der Grenze im Osten zusammenziehen. Ich werde den Ausgang des Wettkampfes – ob wir gewinnen oder verlieren – respektieren, allerdings nur unter bestimmten Bedingungen, die ich mit Saga besprechen werde. Unsere Streitkräfte halten sich dort nur für den Fall auf, dass man unsere Bedingungen nicht erfüllt oder uns hintergeht.«
    Â»Wir sollten die restliche Flotte von Hagi nach Hofu beordern«, sagte Fumio. »So können wir das Meer im Westen kontrollieren und falls nötig in Kumamoto zuschlagen.«
    Â»Ja, die größte Gefahr besteht darin, dass Zenko meine Abwesenheit ausnutzt, um offen zu rebellieren. Aber seine Frau wird nach Hagi kommen

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