Der Clan der Otori – Der Ruf des Reihers
und seine Söhne sind schon hier. Meiner Meinung nach wird er nicht so dumm sein, ihr Leben zu gefährden. Kaede stimmt mir zu und sie wird sich nach Kräften bemühen, Einfluss auf Hana zu nehmen. Du und dein Vater â ihr müsst mit der Flotte nach Hofu segeln. Macht euch auf einen Angriff von See gefasst. Taku hält sich in Hofu auf und wird euch regelmäÃig über alle Ereignisse in Kenntnis setzen. Und ihr könnt die Fremden mitnehmen.«
»Sie sollen nach Hofu zurückkehren?«
»Sie werden dort ein Handelshaus einrichten. Ihr könnt ihnen dabei helfen und ein Auge auf sie haben. Das Mutomädchen Mai wird sie auch begleiten.«
Takeo berichtete Fumio von seiner Vermutung, in Kumamoto könnten bereits andere Fremde sein, wies ihn auf den Spiegel sowie darauf hin, dass weitere Waren über jene Stadt ins Land gelangen könnten.
»Ich werde versuchen, so viel wie möglich herauszufinden«, versprach Fumio. »In diesem Winter habe ich Don João gut kennengelernt und allmählich verstehe ich seine Sprache. Zum Glück ist er nicht gerade verschwiegen, besonders wenn er ein paar Krüge Wein geleert hat.
Da wir vom Wein reden«, fügte er hinzu. »Lass uns ein paar Schalen trinken. Mein Vater möchte dich selbstverständlich auch gern sehen.«
Takeo verdrängte seine Befürchtungen für ein paar Stunden und genoss in Gesellschaft seines Freundes und des alten Piraten Fumifusa den Wein, das von Eriko zubereitete Essen mit frischem Fisch und Frühlingsgemüse sowie den schönen Garten. Als er zum Haus am Fluss zurückkehrte, war er immer noch ruhig und fröhlich, und seine Laune besserte sich noch mehr, als er beim Betreten des Gartens Shizukas Stimme vernahm.
»Hast du Miki nicht mitgebracht?«, fragte er, als er sich im oberen Zimmer zu ihr gesellt hatte. Haruka brachte ihnen Tee und lieà sie dann allein.
»Ich war unentschieden«, antwortete Shizuka. »Siewollte dich unbedingt wiedersehen. Sie vermisst dich und ihre Schwester. Aber sie ist in einem Alter, in dem sie unglaublich schnell lernt. Das nicht zu nutzen wäre unklug gewesen. Und da du den ganzen Sommer fort sein wirst und Kaede von dem neuen Baby in Anspruch genommen sein wird ⦠Auf jeden Fall schadet es ihr nicht, Gehorsam zu lernen.«
»Ich hatte gehofft, sie vor meinem Aufbruch zu sehen«, erwiderte Takeo. »Geht es ihr gut?«
Shizuka lächelte. »Wunderbar. Sie erinnert mich an Yuki in dem Alter. Voller Selbstvertrauen. In Mayas Abwesenheit ist sie regelrecht aufgeblüht. Es hat ihr gutgetan, aus dem Schatten ihrer Schwester herauszutreten.«
Die Erwähnung von Yuki versetzte Takeo in eine Art Tagtraum. Als Shizuka dies merkte, sagte sie: »Gegen Ende des Winters hat Taku sich gemeldet. Er hat mir berichtet, Akio sei mit deinem Sohn in Kumamoto gewesen.«
»Das stimmt. Ich möchte hier nicht offen darüber reden, aber seine Anwesenheit in Zenkos Residenzstadt könnte einiges bedeuten, und wir beide müssen darüber sprechen. Hast du die Unterstützung der Ãltesten der Muto?«
»Ich habe von einigen Abweichlern erfahren«, antwortete Shizuka. »Nicht im Mittleren Land, aber sowohl im Osten als auch im Westen. Ich bin erstaunt, dass Taku nicht nach Inuyama zurückgekehrt ist, denn von dort könnte er den Stamm im Osten besser kontrollieren. Ich sollte selbst dorthin reisen, aber ich möchteKaede jetzt nicht allein lassen, vor allem, da du so bald aufbrichst.«
»Taku ist von dem Mädchen besessen, das sich um Maya kümmern sollte«, sagte Takeo und merkte, wie die Wut wieder in ihm hochkam.
»Ich habe Gerüchte darüber gehört. Ich fürchte, meine zwei Söhne sind eine groÃe Enttäuschung für dich, nach allem, was du für sie getan hast.«
Sie klang gefasst, doch Takeo merkte, dass ihr die Sache zutiefst unangenehm war.
»Ich habe vollstes Vertrauen zu Taku«, sagte er. »Aber eine solche Ablenkung kann zu Sorglosigkeit führen. Bei Zenko liegt der Fall anders, aber im Augenblick habe ich ihn im Griff. Trotzdem scheint er entschlossen zu sein, die Führung der Mutofamilie für sich zu beanspruchen, und das wird zu einem Konflikt mit dir, Taku und natürlich mit mir selbst führen.«
Er schwieg kurz, dann sagte er: »Ich habe versucht, ihn zu beschwichtigen. Ich habe ihm gedroht und ich habe ihm befohlen, aber er lässt
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