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Der Clan der Otori – Der Ruf des Reihers

Titel: Der Clan der Otori – Der Ruf des Reihers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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gekannt als jeder andere noch lebende Mensch.«
    Und kann sich glücklich schätzen, nicht von ihm getötet worden zu sein , dachte Taku.
    Â»Interessant ist auch diese Prophezeiung, nicht wahr?«, fuhr Kono fort. »Soweit ich weiß, hat Lord Otori keine Söhne.«
    Â»Er hat drei Töchter«, sagte Taku.
    Zenko lachte, es war ein kurzes, verschwörerisches Prusten. »Offiziell«, sagte er. »Es gibt noch andere Gerüchte über Takeo … Aber ich will nicht indiskret sein!«
    Kono hob die Augenbrauen. »Oho!«, sagte er.
    Jetzt brennt es wirklich lichterloh, wie Kenji gesagt hätte , dachte Taku. Was soll ich nur ohne dich tun, Onkel?

KAPITEL 14

    Miyoshi Kahei hatte Takeo gemeinsam mit seinem ältesten Sohn, Katsunori, bis nach Hagi begleitet. Es war seine Heimatstadt und er freute sich über die Gelegenheit, seine Verwandten zu besuchen. Takeo wiederum musste sich mit Kahei unbedingt darüber beraten, wie der wachsenden, vom Kaiser und dessen General ausgehenden Bedrohung aus der Hauptstadt Miyako zu begegnen und wie der Winter am besten zur Vorbereitung zu nutzen wäre.
    Am Ende der Regenzeit fiel es schwer, an den Winter zu denken, denn der heißeste Teil des Sommers stand noch bevor. Andere Angelegenheiten hatten erst einmal Vorrang vor dem Krieg: die kommende Ernte, die gewohnte Angst vor der Pest und anderen, durch die Hitze verursachten Krankheiten und die Frage, wie man sie verhüten konnte, die Speicherung von Wasser für den Fall einer späten Sommerdürre. Doch wenn Takeo sich erlaubte, an das Wiedersehen mit Kaede und seinen Töchtern zu denken, hatten alle diese Dinge plötzlich keine Bedeutung mehr.
    Am Ende eines Tages mit Sonnenschein und Regenschauern, der an die Hochzeit des Fuchses in der alten Sage erinnerte, ritten sie über die Steinbrücke. Takeoklebten die Kleider am Leib. Auf dieser Reise war er so oft bis auf die Haut nass geworden, dass er vergessen hatte, wie es war, trocken zu sein. Selbst in den Herbergen war es klamm gewesen und hatte nach Feuchtigkeit und Schimmel gerochen.
    Der Himmel über dem Meer war von einem klaren Blau und begann sich im Westen, wo die Sonne unterging, gelb zu färben. Die Berge hinter ihnen waren von schweren Wolken verhangen, und das ferne Grollen des Donners ließ die Pferde trotz ihrer Erschöpfung zusammenzucken.
    Das Pferd, das Takeo ritt, hatte nichts Besonderes an sich und er vermisste sein altes Pferd Shun und fragte sich, ob er je seinesgleichen fände. Er würde mit Mori Hiroki und auch mit Shigeko über Pferde reden. Wenn sie tatsächlich in den Krieg zögen, bräuchten sie mehr … Doch er wollte nicht in den Krieg ziehen.
    Miyoshi Kahei und sein Sohn verabschiedeten sich von ihm vor den Toren des Schlosses. Er glitt im inneren Schlosshof aus dem Sattel. Die Pferde wurden fortgeführt und er ging durch die Gärten, begleitet nur von Sunaomi. Im Schloss war man schon von seiner Ankunft unterrichtet worden. Kaede erwartete ihn auf der langen Veranda, die die Residenz umgab. Das Geräusch des Meeres erfüllte die Luft und auf den Dächern gurrten Tauben. Kaede strahlte vor Freude.
    Â»So früh haben wir dich gar nicht erwartet! Was für ein Wetter zum Reiten! Du bist bestimmt erschöpft. Und du bist völlig durchnässt.«
    Die Freude, die ihr liebevolles Schimpfen in ihmweckte, war so groß, dass er am liebsten für immer so dagestanden hätte. Dann wich sie dem Verlangen, Kaede in die Arme zu nehmen, sich in ihr zu verlieren. Doch zuerst musste er ihr und Shizuka die Neuigkeiten erzählen.
    Shigeko kam aus der Residenz gerannt. »Vater!«, rief sie und fiel auf die Knie, um ihm die Sandalen auszuziehen. Dann bemerkte sie den Jungen, der aus Schüchternheit ein paar Schritte zurückgeblieben war.
    Â»Ist das unser Cousin?«, fragte sie.
    Â»Ja, Sunaomi wird eine Weile bei uns leben.«
    Â»Sunaomi!«, rief Kaede aus. »Aber warum? Geht es seiner Mutter gut? Ist irgendetwas mit Hana?«
    Takeo merkte, dass sie sich um ihre Schwester sorgte, und fragte sich, wie viel er ihr von seinem Verdacht gegen sie offenbaren konnte.
    Â»Sie ist wohlauf«, antwortete er. »Ich erzähle dir später, warum Sunaomi zu Besuch ist.«
    Â»Natürlich. Kommt herein. Du musst sofort ein Bad nehmen und trockene Kleider anziehen. Lord Takeo, bilden Sie sich denn ein, Sie wären immer noch achtzehn? Sie

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