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Der Clan der Otori – Der Ruf des Reihers

Titel: Der Clan der Otori – Der Ruf des Reihers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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vernachlässigen Ihre Gesundheit!«
    Â»Ist Shizuka da?«, fragte er, als Kaede ihn auf der Veranda zum hinteren Teil der Residenz führte, wo man um eine heiße Quelle ein Becken angelegt hatte.
    Â»Ja. Was ist denn passiert?« Kaede sah zu ihm auf und sagte: »Shigeko, bitte Shizuka, so bald wie möglich zu uns zu kommen. Und sag den Dienerinnen, sie sollen Kleider für deinen Vater bringen.«
    Shigeko wirkte ernst, als sie sich verneigte und ging. Takeo vernahm ihren leichten Schritt auf den Dielen. Erhörte, wie sie mit ihren Schwestern sprach. »Ja, Vater ist zurück. Aber ihr könnt noch nicht zu ihm. Kommt mit. Wir müssen Shizuka suchen.«
    Sie waren allein. Das Licht sickerte von Blumen und Büschen. An den Teichen und Bächen leuchtete hier und da eine späte Iris. Im Abendnebel verschmolzen Himmel und Meer. Rund um die Bucht flackerten Feuer und Lampen im Dunkeln auf. Kaede schwieg, als sie ihm aus den Kleidern half.
    Â»Muto Kenji ist tot«, sagte er.
    Sie holte mit einem Bambuseimer Wasser aus dem Becken und begann, ihren Mann zu waschen. Er sah, wie ihr Tränen in die Augen traten und über die Wangen liefen. Ihre Berührung war zugleich wohltuend und fast unerträglich. Jede Stelle seines Körpers schien zu schmerzen. Er sehnte sich danach, in ihren Armen zu liegen, aber zuerst musste er mit Shizuka sprechen.
    Â»Das ist ein furchtbarer Verlust«, sagte Kaede. »Wie ist es dazu gekommen? Ist er an seiner Krankheit gestorben?«
    Takeo hörte sich sagen: »Höchstwahrscheinlich. Er war jenseits der Grenzen unterwegs. Wir haben keine genauen Details. Taku ist nach Hofu gekommen, um mir davon zu berichten.«
    Er wäre lieber länger im heißen Wasser geblieben, stieg aber heraus und zog sich schnell an. »Ich muss mit Shizuka unter vier Augen sprechen«, sagte er zu Kaede.
    Â»Hast du etwa Geheimnisse vor mir?«
    Â»Es geht um Stammesangelegenheiten«, sagte er. »Kenji war das Oberhaupt der Mutofamilie. Shizukamuss seinen Nachfolger bestimmen. Das darf nicht mit Außenstehenden besprochen werden.«
    Er merkte, dass ihr dies nicht gefiel und dass sie bei ihm bleiben wollte.
    Â»Es gibt noch vieles, worüber wir beide reden müssen«, sagte er, um sie zu besänftigen. »Nachher sind wir allein miteinander. Ich muss dir von Sunaomi erzählen. Außerdem hat mich Lord Fujiwaras Sohn aufgesucht …«
    Â»Na schön, Lord Takeo. Dann werde ich Anweisung geben, dass man dir ein Essen zubereitet«, sagte sie und ging.
    Als er in den Hauptraum der Residenz zurückkehrte, war Shizuka schon dort. Er überging die Grußformeln und kam direkt zur Sache. »Du ahnst bestimmt, warum ich hier bin. Ich bin gekommen, um dir mitzuteilen, dass dein Onkel tot ist. Taku hat mir die Nachricht in Hofu überbracht und ich dachte, du solltest es so schnell wie möglich erfahren.«
    Â»Eine solche Nachricht ist nie erfreulich«, erwiderte Shizuka förmlich, »doch sie kommt nicht unerwartet. Ich danke dir für deine Aufmerksamkeit, Cousin. Du erweist meinem Onkel damit Ehre.«
    Â»Ich denke, du weißt, was er mir bedeutet hat. Wir haben keinen Leichnam, aber wir werden ihn mit einer Zeremonie ehren, hier oder in Yamagata, was immer du für das Angemessenste hältst.«
    Â»Ich hatte gedacht, er wäre in Inuyama gestorben«, sagte sie langsam. »Dort hat er sich doch aufgehalten, oder?«
    Außer Taku und ihm selbst hatte niemand von Kenjis Mission gewusst. Nun bereute er, Shizuka nicht früher davon erzählt zu haben. »Komm näher«, sagte er. »Ich muss dir alles erzählen, was ich weiß, weil es Folgen für den Stamm hat.«
    Bevor Shizuka einen Schritt tun konnte, brachte eine Dienerin Tee. Shizuka schenkte ihm ein. Während Takeo trank, erhob sie sich, sah sich rasch im Raum um, öffnete die Türen des Schrankes, trat dann auf die Veranda und schaute darunter.
    Sie kehrte zu Takeo zurück und ließ sich vor ihm nieder, Knie an Knie. »Hörst du jemanden atmen?«
    Er horchte. »Nein, wir sind offenbar allein.«
    Â»Deine Töchter sind inzwischen geschickte Lauscher und sie können sich im kleinsten Winkel verbergen.«
    Â»Danke. Ich möchte nicht, dass meine Frau oder meine Töchter mithören. Ich habe Kaede erzählt, Kenji hätte sich jenseits der Ostgrenze behandeln lassen wollen und sei an der Lungenkrankheit

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