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Der Clan der Otori – Der Ruf des Reihers

Titel: Der Clan der Otori – Der Ruf des Reihers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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Kampf.
    Taku selbst wollte in der Nähe Zenkos und Konos bleiben, vielleicht sogar mit Kono nach Westen reisen, um dort eine Begegnung mit Sugita Hiroshi, seinem ältesten Freund, zu arrangieren. Wichtig war, dass Kono ein wahres Bild von den Drei Ländern mit in die Hauptstadt zurücknahm und dem Kaiser und dessen General verdeutlichte, dass Lord Otori in Maruyama und Inuyama uneingeschränkte Unterstützung genoss und Zenko allein dastand.
    Diese Beschlüsse stellten ihn einigermaßen zufrieden und er ging zu den Ställen, um zu schauen, wie sich sein altes Pferd Ryume vom Ritt erholt hatte. Was er vorfand, erfreute ihn – sein Bruder hatte seine Fehler, doch in seinem Wissen über Pferde und in ihrer Pflege suchte er seinesgleichen. Ryume war gebürstet worden, Mähne und Schweif waren nicht mehr mit Schlamm verkrustet, das Fell nicht verfilzt. Er wirkte trocken, gut gefüttert und zufrieden. Trotz seines Alters war Ryume immer noch ein erstklassiges Pferd, und die Pferdeknechte bewunderten ihn offenherzig und behandelten Taku daher mit noch größerer Ehrerbietung.
    Er streichelte das Pferd und fütterte es mit Möhren, als Zenko die Ställe betrat. Die Begrüßung war herzlich, denn eigentlich mochten sie einander, und eine aus der Kindheit stammende Verbundenheit hatte bisher ein offenes Zerwürfnis verhindert.
    Â»Du reitest immer noch Rakus Sohn«, sagte Zenko und rieb die Stirn des Pferdes. Taku erinnerte sich an Zenkos Eifersucht, als sie im Frühling nach dem Erdbeben mit zwei schönen Fohlen nach Hagi zurückgekehrt waren, eines für Hiroshi und eines für ihn selbst. Die Tiere zeigten, wie sehr Takeo ihn und Hiroshi mochte, und sie unterstrichen seine Kühle gegenüber Zenko.
    Â»Ich schenke ihn dir«, sagte er spontan. »Er ist noch nicht zu alt, um Nachwuchs zu zeugen.« Von seinen Kindern abgesehen hätte er seinem Bruder nichts Kostbareres anbieten können. Er hoffte, seine Großzügigkeit würde Zenko milder stimmen.
    Â»Danke, aber ich werde ihn nicht annehmen«, sagte Zenko. »Er war ein Geschenk Lord Otoris an dich und ich bin der Ansicht, dass er zu alt für die Zucht ist.«
    Â»Genau wie Lord Otori«, bemerkte er auf dem Rückweg zur Residenz, »der sich seine Söhne bei jüngeren Männern holen muss.«
    Taku merkte, dass dies scherzhaft gemeint sein sollte, doch es klang verbittert. Mein Bruder fasst wirklich alles als Beleidigung auf , dachte er.
    Â»Für dich und deine Frau ist das eine große Ehre«, sagte er freundlich, doch Zenkos Miene war düster.
    Â»Ist es eine Ehre oder sind sie jetzt Geiseln?«, wollte er wissen.
    Â»Das hängt allein von dir ab«, erwiderte Taku.
    Zenko antwortete etwas Unverbindliches und wechselte das Thema.
    Â»Ich nehme an, du begibst dich für die Begräbniszeremonien zum Dorf der Mutofamilie?«, sagte er, als sie sich drinnen gesetzt hatten.
    Â»Ich glaube, Lord Otori möchte in Hagi eine Zeremonie abhalten. Unsere Mutter ist dort, und da es keinen Leichnam für die Bestattung gibt …«
    Â»Keinen Leichnam? Wo ist Kenji denn gestorben? Und woher wissen wir, dass er tot ist? Es wäre ja nicht das erste Mal, dass er verschwindet, weil er eigene Ziele verfolgt.«
    Â»Er ist tot, da bin ich mir sicher.« Taku warf seinem Bruder einen Blick zu und fuhr fort: »Er war nicht bei bester Gesundheit. Vielleicht ist er an der Lungenkrankheit gestorben, aber er war in einer äußerst gefährlichen Mission unterwegs, und bei einem erfolgreichen Abschluss war seine sofortige Rückkehr nach Inuyama verabredet. Dies erzähle ich dir im Vertrauen. Offiziell wird es heißen, er sei an der Krankheit gestorben.«
    Â»Dann haben die Kikuta ihn getötet?«, fragte Zenko nach langem Schweigen.
    Â»Wie kommst du darauf?«
    Â»Ich trage zwar den Namen unseres Vaters, Bruder, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass ich genauso zum Stamm gehöre wie du. Ich habe Kontakte zu den Muto – und auch zu den Kikuta, da wir gerade davon reden. Alle Welt weiß, Akios Sohn ist Kenjis Enkel. Ich kann mir gut vorstellen, dass Kenji ihn noch einmalsehen wollte – er war ein alter Mann, den die Gesundheit langsam im Stich ließ. Angeblich hat Akio weder ihm noch Takeo je Kotaros Tod verziehen. Ich ziehe nur Schlüsse aus den Tatsachen. Etwas anderes bleibt mir nicht übrig, da Takeo mir nicht

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