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Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels

Titel: Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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bewundere und respektiere nur einige ihrer Lehren.«
    Es gab so viel zu bereden, so viel einander zu erzählen, und alles, was sie übereinander erfuhren, verstärkte nur ihr Begehren. Als das Begehren gestillt war, redeten sie weiter den ganzen Tag und als das graue Licht langsam verblasste und die Nacht kam, vertiefte das ihr Gefühl, von der Welt abgesondert zu sein, als ob sie zu einem verhexten Haus jenseits der Zeit gebracht worden wären. Der Regen strömte weiter herab. Sie schliefen kaum, ganz ineinander vertieft, in Körper und Geist, bis Erschöpfung und Leidenschaft alle Grenzen zwischen ihnen verschwimmen ließen und es ihnen vorkam, als seien sie ein Mensch geworden.
    Als der Regen schließlich am Nachmittag des zweiten Tages nachließ, weckte die Stille sie wie aus einem berauschten Traum und rief sie zurück zu ihren getrenntenLeben, zu einem Scheiden voller Schmerz und Freude. Sachie und Bunta kamen mit vielen Entschuldigungen ob ihrer Verspätung vor Einbruch der Nacht zurück, verstummten aber, als sie sahen, dass Shigeru noch da war. Der junge Mann ging sofort hinaus und versorgte die Pferde. Sachie kam herein und bereitete ihnen eine Mahlzeit. Sie hatten kaum daran gedacht zu essen und verspürten jetzt großen Hunger. Sachie hatte Eier und Wintergemüse gekauft und machte eine Brühe aus Sojabohnenpaste und Sauermilch. Danach kochte sie Reis und versprach Reiskuchen für die Rückreise. Zum Schlafen zog sie sich in den Raum zurück, den Shigeru zuvor benutzt hatte, verriet ihre Gefühle weder durch ihren Gesichtsausdruck noch durch ihr Verhalten, spürte aber zweifellos, was zwischen den beiden geschehen war – schon die Luft schien seidig und schwer von ihrer Leidenschaft zu sein.
    Â»Nie wird sie irgendjemandem etwas sagen«, versicherte Lady Maruyama Shigeru.
    Â»Und der Pferdeknecht?« Aber eigentlich war es ihm gleichgültig, er war einfach dankbar dafür, eine weitere Nacht mit ihr zu verbringen und nicht heftig schaudernd nur ein paar Schritte entfernt zu liegen wie zuvor. Er schob die Hände unter die seidige Masse ihres Haars und hielt ihren Kopf in den gebogenen Handflächen.
    Â»Er ist ein diskreter und schweigsamer junger Mann. Sachie wird ihn auf Geheimhaltung einschwören. Ich bin in meiner eigenen Domäne. Ich kann tun, was mir gefällt! Niemand wird mich zur Rede stellen oder verraten.«
    Â»Doch Iida kann überall Spione haben – selbst AraisGeliebte arbeitet für den Stamm und deshalb möglicherweise für Iida. Wie können wir jemals wissen, wem wir vertrauen dürfen?«
    Â»Ich weiß das alles, doch im Moment habe ich das Gefühl, niemand kann uns etwas anhaben«, flüsterte sie.
    Als er sich in sie ergoss, empfand er das Gleiche. Doch er wusste, dass diese neugeborene Leidenschaft nur größere Gefahr für sie beide bedeuten konnte.

KAPITEL 40 

    Auf der Rückreise war Shigeru in einem Zustand der Erschöpfung, doch getragen von Gefühlen der Hoffnung und des Glücks, die ihm vor einer Woche für immer unerreichbar erschienen wären. Er wusste, dass sie in der Ungewissheit und Gewalttätigkeit ihrer Welt einander vielleicht nie wieder sehen würden, aber was zwischen ihnen bestand, war ewig, es konnte ihm nie genommen werden. Er spürte wieder ihren Kopf in seinen Händen, die seidige Berührung ihres Haars, hörte ihre Stimme – Nimm. Trink  – und sah, wie ihr Gesicht leuchtete beim Lachen.
    Das Wetter blieb veränderlich mit jähen heftigen Schauern und Windstößen, die das Laub von den Ästen rissen und es in Verwehungen am Fuß der Bäume anhäuften. Während die Blätter fielen, öffnete sich der Wald, die kahlen Äste leuchteten im weichen Herbstlicht. Mehrmals sah Shigeru Hirsche auf dem Pfad vor sich, ihre schwarzen Schwanzstummel zitterten, während sie von ihm wegsprangen, und nachts hallte der einsame Ruf von Gänsen am Himmel über ihm durch die feuchte Luft. Aber für Shigeru sang der Herbstwind nicht von kalt gewordener Liebe, sondern von einer neuen und starken Liebe, einer, die nie erlöschen würde, solange er lebte. Er wusste nicht, wann sie sich wiedertreffen würden, aber jetzt waren sie Verbündete, mehr als Verbündete: Sie waren aneinander gebunden. Er wartete darauf, dass sie ihm eine weitere Nachricht schickte.
    Sie schrieb einmal vor dem Winter, ihr

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