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Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels

Titel: Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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hatte, hellte sich seine Stimmung auf. Er ging schnell, rannte häufig, bemerkte kaum den Regen, der ihn peitschte und durchnässte, sein Herz hämmerte vor Anstrengung, vor Freude.
    Er sah sofort, dass Sachie und der Pferdeknecht nochnicht zurückgekommen waren. Nur das eine Pferd, die hübsche Stute, war im Unterstand. Sie drehte den Kopf, als er näher kam, und wieherte leise. Er platschte durch die Pfützen, nahm die Sandalen ab und sprang auf die Bretter der Veranda.
    Er hörte das Geräusch eines Schwerts, das aus der Scheide glitt, legte die Hand an Jato und rief, doch er wollte weder seinen noch ihren Namen nennen. Als er in den Tempelbereich trat, wurde die Tür links von ihm aufgeschoben und sie kam heraus mit dem gezogenen Schwert in der Hand. Einen Moment starrten sie einander wortlos an. Ihre normalerweise weiße Haut war gerötet und ihre Augen glänzten vor Gefühl.
    Â»Ich … bin zurück«, sagte er.
    Â»Ich habe nicht erwartet, dass Sie es sind.« Sie schaute auf ihr Schwert und senkte es. »Sie sind durchweicht.«
    Â»Ja. Der Regen.« Er zeigte nach draußen, wo der Regen in einem dichten Vorhang fiel.
    Â»Sachie und Bunta werden im Dorf geblieben sein«, murmelte sie leise. Ȇberlassen Sie mir Ihre nassen Kleider.«
    Schon sammelten sich Wasserpfützen um ihn auf dem Boden, da es stetig aus seinen Sachen tropfte. Er nahm das Schwert aus der Schärpe und legte es hinter den Eingang zu dem Raum mit den Matten. Sie legte ihr Schwert daneben, dann trat sie zu ihm, das Gesicht ruhig, doch die Bewegungen entschlossen. Er roch ihr Parfüm, ihr Haar und dann ihren Atem. Sie stand dicht vor ihm und griff nach dem Knoten in seiner Schärpe. Sorgsam band sie ihn auf und schaute dann Shigeru insGesicht, während sie ihm das Obergewand von den Schultern streifte. Ihre Hände berührten die kalte Haut an seinem Hals und er erinnerte sich an die zarten Daunen der Vögel. Sie führte ihn in den Raum, löste ihren Gürtel und zog Shigeru hinunter auf die scharlachroten Kissen. Er dachte, ich darf das nicht tun, aber er hatte keine Wahl und dann dachte er: Alles andere wird mir versagt; dieses eine begehrte Ziel werde ich erreichen. Er erinnerte sich an alles, was er bei Frauen fürchtete, ihre Verletzlichkeit, ihre Schwäche, aber sie empfing ihn nicht passiv oder schwach, sondern schenkte sich ihm und nahm ihn, seine ganze Kraft und sein Begehren, mit ihrer eigenen Kraft und Macht. Unter dem seidenen Untergewand war ihr Körper schlank und muskulös und begehrte den seinen so sehr, wie seiner ihren begehrte, es war erstaunlich und köstlich zugleich.
    In dem verlassenen Tempel klammerten sie sich aneinander wie Flüchtlinge. Solange es regnete, waren sie ungestört, niemand würde kommen, solange der Regen fiel. Sie waren Herrscher in einem Palast über den Wolken, in einer Welt jenseits der Zeit, wo alles möglich war.
    So ist es, wenn man sich verliebt, dachte er voll Verwunderung, denn nie hatte er erwartet, das zu erleben, nach dem Rat seines Vaters hatte er sich immer dagegen gewappnet. Jetzt erkannte er, dass es unmöglich war zu widerstehen, und lachte laut.
    Sie wurde von der gleichen Heiterkeit ergriffen und reagierte spielerisch wie ein Kind. Sie brachte Tee und servierte ihn nicht wie eine große Dame, sondern wie eine Bedienstete.
    Â»Ich sollte Ihnen dienen«, sagte er. »Sie sind die Anführerin Ihres Clans und ich bin enteignet. Ich bin nichts.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Du wirst immer Lord des Otoriclans sein. Aber wir werden einander dienen. Hier«, sie bediente sich nun der vertraulichen Sprache: »Nimm. Trink«, und die knappen Worte, die aus ihrem Mund kamen, brachten ihn wieder zum Lachen.
    Â»Ich liebe dich«, sagte er.
    Â»Ich weiß. Und ich liebe dich. Zwischen uns ist eine Bindung aus einem früheren Leben – vielleicht aus vielen Leben. Wir sind schon alles füreinander gewesen – Eltern und Kind, Bruder und Schwester, beste Freunde.«
    Â»Wir werden Mann und Frau sein«, sagte er.
    Â»Nichts kann es verhindern.« Sie streichelte ihn und fügte heiter hinzu: »Das sind wir bereits. Ich wusste, dass ich dich liebe, sobald ich dich in Terayama sah. Ich erkannte dich auf eine Art, als hätte ich dich bereits bestens gekannt, aber vergessen. Mein Mann lebte noch und ich konnte meine Liebe zu dir nicht eingestehen. Aber ich

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