Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels

Titel: Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
Vom Netzwerk:
vielleicht in einer Geheimsprache, glaubt Kitano. Und Iida hofft, ihre Domäne entweder durch Heirat oder durch Gewalt an sich zu bringen. Er ist noch dabei, seine Truppen neu zu formieren, doch er wird jeden Vorwand von Untreue zum Eingreifen nutzen.«
    Shigeru seufzte tief. »Versuchen Sie mir etwas über Lady Maruyama zu sagen?«
    Â»Lord Otori, der Pferdeknecht Bunta berichtet mir. Nur mir. Wenn Sie so wollen, ist das der Beweis meiner Loyalität. Bunta hat mir über Ihr erstes Treffen berichtet und über das nächste.«
    Das hatte er die ganze Zeit gefürchtet. Sie waren beobachtet worden: Der Stamm wusste Bescheid, Iida wusste es. Er konnte nicht sprechen, seine Muskeln und sein Blut waren wie erstarrt.
    Â»Bis jetzt habe ich nie davon gesprochen«, fuhr Shizuka fort. »Niemand weiß etwas«, fügte sie nach einem Moment hinzu. »Aber sie sollten einander nicht wiedertreffen. Es ist äußerst gefährlich geworden. Weil Bunta nur mir berichtet, habe ich es geheim halten können, aber viel länger ist das nicht möglich. Sie sollten einander noch nicht einmal schreiben, wenn Lady Maruyamas Tochter als Geisel in Inuyama ist.«
    Er glaubte jetzt, dass sie die Wahrheit sprach, und erkannte plötzlich, wie sehr er jemanden wie sie brauchte mit allen ihren Stammesfähigkeiten, ihrer langen Verbindung zu Arai, ihrer Verwandtschaft mit Muto Kenji. Ihr Erscheinen war der unerwartete Zug, der tatsächlich das ganze Spiel öffnete.
    Â»Es gibt Dinge, die ich gern über die Kikuta herausfinden würde.« Er zog den Schreibtisch zu sich und griff nach dem Tuschstein, dann sagte er: »Ich brauche Wasser. Warte hier. Ich werde Wein holen. Und möchtest du etwas essen?«
    Sie schüttelte den Kopf. Er stand auf und ging zur Tür, schob sie auf und ging durch den nächsten Raum zur Küche. Chiyo war neben dem Herd eingenickt. Er sagte zu ihr, sie solle Wein wärmen und dann ins Bett gehen.
    Sie war voller Entschuldigungen. »Lord Otori hat einen Besucher? Das habe ich nicht gewusst.«
    Â»Mach dir keine Sorgen«, sagte er. »Ich nehme den Wein selbst mit.«
    Verständnis blitzte in ihren Augen auf. »Ihr Besucher ist eine Frau? Ausgezeichnet, ausgezeichnet. Sie wollen nicht gestört werden, ich werde dafür sorgen!«
    Er klärte sie nicht auf, sondern lächelte vor sich hin, als er mit dem kleinen Keramikkrug und den Bechern zurückkam.
    Â»Ich fürchte, Chiyo glaubt, du bist zu irgendeinem amourösen Zweck gekommen«, sagte er und stellte das Tablett auf den Boden.
    Shizuka füllte seinen Becher, dann füllte er ihren. »Ineinem anderen Leben vielleicht. Es gibt viele Arten von Liebe«, sagte sie fast kokett. »Lassen Sie uns auf die Liebe der Freundschaft trinken.«
    Er musste über die Seltsamkeiten seines Lebens nachdenken: Da saß er nun mit einer Frau vom Stamm und versprach ihr Freundschaft. Der Wein war warm und würzig und schickte ihm eine muntere Botschaft durch den Körper.
    Shigeru goss Wasser in das fischförmige Schälchen und mischte die Tusche. Dann griff er nach dem Pinsel. »Erzähl mir vom Stamm.«
    Shizuka Muto holte tief Luft. »Sie dürfen nie jemandem ein Wort davon erzählen. Wenn der Stamm das je entdeckt, bringt er mich um. Ich weiß, dass mein Onkel Ihr Freund geworden ist. Vor allem er darf nie wissen, was ich hier mache.«
    Â»Dir muss klar sein, dass ich Geheimnisse bewahren kann«, entgegnete Shigeru.
    Â»Ich halte Sie für die verschlagenste Person, die ich außerhalb des Stamms kenne.« Shizuka lachte und fügte rasch hinzu: »Das ist ein Kompliment.«
    Er goss mehr Wein ein. Er hatte sich schnell abgekühlt.
    Â»Wir arbeiten in Gruppen und bilden Netze«, sagte sie, während er die Einzelheiten aufschrieb. »Jedes Mitglied steht nur mit seinem oder ihrem Vorgesetzten in der Hierarchie in Verbindung – untereinander dürfen die Stammesangehörigen nicht über Wichtiges reden. Schon den Kindern wird das beigebracht, es wird uns zur zweiten Natur. Die Information fließt nur in eine Richtung – hinauf zum Meister der Familie.«
    Â»Kikuta und Muto?«
    Â»Das sind die führenden Familien, angeblich gleichberechtigt, doch gegenwärtig sind die Kikuta mächtiger. Ich stamme von beiden Familien ab. Mein Vater war Muto – er starb, als ich ein Kind war – und meine Mutter

Weitere Kostenlose Bücher