Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels
Kikuta.«
»Deine Mutter war Kikuta? In welchem Jahr wurde sie geboren?«
»Sie wird in diesem Jahr vierzig.«
Vor vierzig Jahren â konnte sie das Kind seines Vaters gewesen sein? Nur wenn entweder Shigemori oder Shizuka sich in den Jahren irrten. Es war ohne Weiteres möglich, die meisten Leute hatten keine klare Vorstellung, wann sie geboren waren ⦠Namen wurden oft geändert, Daten gewechselt.
»Ich kann Ihnen Kopien der Ahnentafeln bringen«, sagte Shizuka. »Blutsbande sind dem Stamm sehr wichtig. Wir führen gern genau Protokoll darüber, wer wen heiratet und welche Fähigkeiten jede Verbindung an die Nachkommen weitergibt. Warum sind Sie besonders an den Kikuta interessiert?«
»Ich glaube, ich könnte einen Halbbruder unter ihnen haben«, sagte Shigeru und teilte zum ersten Mal das Geheimnis seines Vaters mit einem anderen Menschen.
»Das ist ungewöhnlich«, sagte sie, als er fertig war. »Ich habe nie auch nur ein Gerücht darüber gehört.«
»Dann glaubst du nicht, dass ein Kind geboren wurde?«
»Wenn, dann muss seine Mutter die Tatsache, dass der Vater nicht vom Stamm war, erfolgreich verschwiegen haben.«
»Kannst du das herausfinden? Ohne es jemandem zu verraten?«
»Ich werde es versuchen.« Sie lächelte. »Es ist fast unheimlich, dass Sie einen Verwandten unter den Kikuta haben sollten!«
»Und Bunta â ist er mit dir verwandt?«
»Nein, er stammt aus der Imaifamilie. Die meisten Männer der Imai arbeiten als Pferdeknechte und Diener, genau wie die Kudo. Die fünfte Familie, die Kuroda, sind irgendwo in der Mitte. Sie haben viele besondere Fähigkeiten des Stamms â bestimmt hat Kenji sie ihnen vorgeführt â und eine typische Besonderheit, die sie zu hervorragenden Attentätern macht. Momentan ist der beste unter ihnen Kuroda Shintaro, der gegenwärtig von den Tohan beschäftigt wird.«
»Jemand hat vor zwei Jahren versucht, mich umzubringen«, sagte Shigeru. »Waren die Männer vom Stamm?«
»Einer gehörte dazu. Die anderen waren Tohan, die sich als herrenlose Krieger verkleidet hatten. Iida hatte der Kikutafamilie viel für diesen Versuch bezahlt und war wütend, als er misslang. Seitdem hat Kenji den Muto befohlen, Sie in Ruhe zu lassen. Er hat einen gewissen Einfluss auf die anderen Familien, aber nicht auf die Kikuta.«
»Warum hat Kenji mich unter seinen Schutz genommen? Manchmal kommt es mir vor, als wäre ich sein gezähmtes Tier.«
Shizuka lächelte. »Daran ist etwas Wahres. Kenji ist ein ungewöhnlicher Mensch: auÃerordentlich talentiert, aber ein Einzelgänger. Sehr bald wird er Mutomeister.Schon jetzt ist er praktisch das Familienoberhaupt, denn niemand wagt ihm zu widersprechen. Ihre Freundschaft fasziniert ihn und schmeichelt ihm. Er ist der Ansicht, Sie gehören ihm. Er sagt, er habe Ihnen das Leben gerettet, aber er hat mir nie die ganze Geschichte erzählt. Er bewundert Sie so sehr, wie er überhaupt jemanden bewundern kann. Ich glaube, er hat Sie wirklich gern. Aber ich muss Sie warnen, seine erste Loyalität wird immer der Mutofamilie und dem Stamm gelten.«
»Kannst du Botschaften nach Maruyama bringen?«
»Ich könnte jetzt eine für Sie befördern, aber wie ich schon sagte, Sie und Lady Maruyama sollten nicht mehr versuchen, einander zu schreiben.«
»Dieser Attentatsversuch ist eine Katastrophe für uns.« Shigeru verbarg seine Gefühle nicht länger. »Wir hatten gehofft, im nächsten Jahr die Erlaubnis zu unserer Heirat zu bekommen.«
»Denken Sie nicht einmal daran«, sagte Shizuka. »Das würde Iida zornig machen und sein Misstrauen nur noch verstärken.«
Anscheinend hatte er einen Vorteil bekommen, aber verloren, was er sich am meisten wünschte, war einen Schritt vorgegangen und zwei zurückgeworfen worden. »Was kann ich dann schreiben?«, sagte er. »Ich kann nur sagen: âºLeb wohl für immer.â¹Â«
»Verzweifeln Sie nicht. Seien Sie weiter geduldig. Ich weiÃ, das ist Ihre gröÃte Stärke. Iida wird gestürzt werden. Wir werden unseren Kampf gegen ihn fortsetzen.«
»Es ist schon spät. Wo schläfst du heute Nacht?«
»Ich gehe zu dem Mutohaus, in dem die Brauerei ist.«
»Komm morgen hierher. Ich werde einen Brief für dich bereithaben.«
»Lord Otori.«
Sie
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