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Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels

Titel: Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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hatte: eine Stammesfrau, die nach Belieben verschwinden und wieder erscheinen konnte. Warum war Muto so zu ihm gekommen und hatte sich anscheinend in seine Gewalt begeben? Und was könnte er von ihr erfahren?
    Er setzte sich mit gekreuzten Beinen auf den Boden und legte das Schwert neben sich. »Setz dich auf«, sagte er. »Warum bist du hier?«
    Â»Es gibt vieles, worüber ich mit Ihnen reden möchte«, erwiderte sie, setzte sich auf und schaute ihn direkt an. »Ich bin hierhergekommen, weil Ihr Haus sicher ist. Es gibt hier keine Spione, keine Angehörigen des Stamms. Ihre Bediensteten sind Ihnen sehr treu – wie die meisten in Hagi.«
    Â»Hat dein Onkel dich geschickt?«, fragte er.
    Sie nickte. »Ein Teil meines Auftrags ist von ihm. Ich werde Ihnen zuerst seine Nachrichten übermitteln. Es hat eine unglückliche Entwicklung gegeben, über die Sie seiner Meinung nach Bescheid wissen sollten. Vor zwei Wochen wurde ein Attentatsversuch auf Iida Sadamu unternommen.«
    Â»Was ist geschehen?«, fragte Shigeru. »Er ist vermutlich misslungen. Aber wer stand dahinter?«
    Â»Hatten Sie nichts damit zu tun?«
    Â»Bin ich unter Verdacht?«
    Â»Der Möchtegernattentäter war aus der Familie Ihrer Frau, der Yanagi.«
    Shigeru erinnerte sich an den Irren, der aus dem Wald geritten war. Er wusste sofort, dass es derselbe Mann gewesen sein musste.
    Â»Er wollte offenbar die Ausrottung seines Clans rächen«, fuhr Shizuka fort. »Mein Onkel und ich glauben, dass er von sich aus handelte, aus Zorn und Verzweiflung. Es war ein ungeschickter Versuch. Er plante einen Überfall auf der Straße bei Iidas Rückkehr nach Inuyama für den Winter. Er kam gar nicht erst in Iidas Nähe. Er wurde festgenommen und fünf Tage lang gefoltert, aber er sagte wenig außer, dass er der Letzte der Yanagi sei. Er war ein Krieger, doch Iida nahm ihm alle Privilegienund der Mann starb schließlich an der Schlossmauer. Iida nahm sofort an, dass er in Ihren Diensten gestanden hatte. Das hat sein Misstrauen geweckt, jetzt wird er eine Art Wiedergutmachung von den Otori fordern.«
    Â»Ich bin in keiner Weise beteiligt«, rief Shigeru, er war entsetzt über die Auswirkungen der unbesonnenen Tat, von der er keine Ahnung gehabt hatte. »Wie kann man mich dafür verantwortlich machen?«
    Â»Viele Menschen würden Iida gern töten. Er wird immer Ihre Hand dahinter sehen. Und außerdem deutet noch etwas auf Sie: Kitano Masaji berichtete, dass dieser Mann mit Ihnen geredet habe, als Sie Misumi verließen. Er sagte, Sie müssten ihm eine geheime Botschaft oder ein Zeichen gegeben haben.«
    Â»Ich habe ihn für einen Irren gehalten und versucht, Kitano daran zu hindern, ihn umzubringen!«
    Â»Ein schlimmer Fehler. Der Mann entkam Kitanos Männern und ritt direkt zu der Hauptstraße zwischen Kushimoto und Inuyama, wo er Iida angreifen wollte. Mein Onkel rät, dass Sie sich sehr unauffällig verhalten, das Mittlere Land nicht verlassen und möglichst in Hagi bleiben sollen.«
    Â»Ich reise nur, um landwirtschaftliche Forschung zu betreiben und religiösen Pflichten nachzukommen«, sagte Shigeru. »Und beides muss im Winter vernachlässigt werden.« Er deutete auf die Schreibmaterialien und die Kisten mit Schriftrollen, die den Raum füllten. »Ich habe Beschäftigungen genug, bis der Frühling kommt.« Dazu schenkte er ihr sein offenherziges Lächeln, doch als er wieder sprach, war sein Ton bitter. »Das musst du deinem Onkel sagen – und natürlich Iida.«
    Sie entgegnete: »Sie sind immer noch böse auf mich. Auch darüber muss ich mit Ihnen reden. Ich handelte auf Befehl meiner Familie, als ich Sie verriet und den Mann, den ich liebe, den Vater meiner Söhne. Vom Standpunkt des Stamms aus tat ich meine Pflicht. Es ist nicht das Schlimmste, was ich auf seinen Befehl hin gemacht habe. Aber ich schäme mich deshalb tief und bitte Sie, mir zu verzeihen.«
    Â»Wie kann ich dir verzeihen?« Er versuchte seinen Zorn zu beherrschen. »Der Verrat und der Tod meines Vaters, meines besten Freundes, Tausender meiner Männer, der Verlust meiner Stellung – und das, nachdem du Arai und mir geschworen hast, wir könnten dir vertrauen.«
    Ihr Gesicht war weiß, ihre Augen trüb. »Glauben Sie mir, die Toten verfolgen mich. Deshalb möchte ich mich ändern.«
    Â»Du musst

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