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Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels

Titel: Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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Schlange.
    Â»Dafür ist es gemacht«, erklärte ihr Shimon.
    Â»Oder um sich selbst damit zu töten«, sagte der Hausierer und als er die erstaunten Augen der Kinder sah, konnte er nicht widerstehen, das auszuschmücken. »Krieger glauben, dass es unter bestimmten Umständen ehrenvoll ist, sich das eigene Leben zu nehmen. Sie schneiden sich mit einem solchen Schwert den Bauch auf!«
    Â»Das ist eine schreckliche Sünde«, murmelte Sara, nahm Marutas Hand und malte ihr mit dem Finger das Zeichen der Verborgenen darauf. »Möge er uns nicht nur vor dem Tod, sondern auch vor der Sünde des Tötens beschützen!«
    Die Männer flüsterten ihre Zustimmung, doch Tomasu sagte: »Es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass wir töten. Wir haben hier keine Feinde und keine Waffen.« Dann schien er die Missbilligung seiner Mutter zu spüren. »Ich bete auch, dass wir beides nie haben werden«, sagte er ernsthaft.
    Sara goss allen Tee ein und sie beendeten den Abend mit einem letzten Gebet um die Ankunft des Friedensreiches. Der Hausierer gab Madaren die Puppe und Maruta rote Schnüre für ihr Haar. Shimon bat um Nadeln und erhielt fünf.
    Am nächsten Morgen, bevor er aufbrach, bestand der Hausierer darauf, das Hanftuch dazulassen. »Deine Frau soll dir ein neues Gewand machen.«
    Â»Das ist zu wertvoll«, protestierte Shimon. »Wir haben so wenig für dich getan.«
    Â»Es ist schwer«, entgegnete der Mann. »Du ersparst mir die Mühe, es weiter zu tragen. Ich bin dir dankbar und wir sind beide Gläubige, Brüder.«
    Â»Ich danke dir«, sagte Shimon und nahm es freudig. Nie hatte er etwas so Wertvolles besessen. »Wirst du hierher zurückkommen? Du kannst jederzeit gern bei uns bleiben.«
    Â»Ich werde versuchen wiederzukommen, aber erst in vielen Monaten. Nächstes Jahr oder im Jahr danach.«
    Â»Wohin gehst du von hier aus?«, fragte Shimon.
    Â»Ich wollte versuchen, nach Hinode zu kommen, aber ich glaube, diesen Plan gebe ich auf. Ich will nächstes Jahr im Westen sein. Wenn dein Sohn mir den Weg zurück zum Fluss zeigen kann, zum Inugawa, dann kann ich mit dem Schiff nach Hofu, bevor der Winter kommt.«
    Â»Reist du durch die ganzen Drei Länder?«
    Â»Ich bin überall gewesen; ich war sogar in Hagi.« Der Hausierer nahm das Traggestell und Shimon half ihm, es auf seinem Rücken zu befestigen.
    Â»Ich habe noch nie von Hagi gehört«, gestand er.
    Â»Es ist die Hauptstadt der Otori, die von Iida in der Schlacht von Yaegahara besiegt wurden. Davon musst du gehört haben.«
    Â»Ja, davon haben wir gehört«, antwortete Shimon. »Wie schrecklich diese Kämpfe zwischen den Clans sind!«
    Â»Möge er uns vor ihnen beschützen«, sagte der Hausierer. Er schwieg einige Momente, dann schien er sich zu schütteln. »Nun, ich muss gehen. Nochmals vielen Dank und gebt Acht auf euch.«
    Beide Männer schauten sich nach Tomasu um. Shimon sah beifällig, dass er bereits bei der Arbeit war, er sammelte Laub vom Boden, um es auf den leeren Feldern zu verteilen, die schon weiß vom Raureif waren. Shimon wollte ihn gerade rufen, als der Hausierer bemerkte: »Er gleicht dir nicht. Ist er nicht dein Sohn?«
    Â»Doch«, hörte Shimon sich sagen und er fügte sogar hinzu: »Er gleicht dem Vater meiner Frau.« Plötzlich wurden ihm die Neugier und Redseligkeit des Mannes unangenehm. »Ich werde dir selbst den Weg zeigen.« Er fürchtete, wenn Tomasu mit dem Hausierer ginge, käme er vielleicht nie mehr zurück.

KAPITEL 44 

    Nachdem ihre Tochter Mariko im Alter von sieben Jahren als Geisel nach Inuyama gekommen war, reiste Maruyama Naomi zweimal im Jahr in Iida Sadamus Stadt, die jetzt als Hauptstadt der Drei Länder anerkannt wurde. Manchmal überwand sie bei ruhigem Wetter ihre Angst vor dem Meer und nahm von Hofu aus ein Schiff, öfter reiste sie über Yamagata und blieb häufig mehrere Tage dort, um den Tempel in Terayama aufzusuchen, dann folgte sie der Hauptstraße nach Inuyama. Sie ritt durch ihre eigene Domäne bis zur Westgrenze des Mittleren Landes, aber von dort aus reiste sie in einer Sänfte und achtete darauf, sich als zarte Frau zu präsentieren, die den Kriegsherrn nicht bedrohte. Schließlich verfügte er jetzt über ihre Tochter und würde sie auf jede nur mögliche Weise dazu benutzen, die Herrschaft über ihre

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