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Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels

Titel: Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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verschwand er im Wald, seiner Mutter hatte er gesagt, er wolle Pilze suchen. Als Shimon müde von einem weit entfernten Feld zurückkam, wo sie die letzten Bohnen geerntet hatten, hörte er die Stimme seiner Frau durchs Tal schallen.
    Â»Tomasu! Komm nach Hause!«
    Er ließ sich schwer auf die Holzstufe vor dem Haus fallen. Er fühlte sich ganz steif, seine Gelenke schmerzten. Die Nachtluft war kalt, bald würde der Winter kommen.
    Â»Ich schwöre, ich reiße ihn in acht Stücke«, knurrte Sara, als sie ihrem Mann Wasser zum Waschen brachte.
    Â»Uuh!« Er wusste, dass sie ihre Drohung nie wahr machen würde.
    Â»Er hat gesagt, er sucht Pilze, aber das ist nur eine Ausrede!«
    Ihre ältere Tochter kam zum Haus gelaufen. Ihre Augen glänzten erregt, ihre Wangen glühten rot von der kalten Luft. »Vater! Vater! Tomasu kommt und hat jemand bei sich!«
    Ãœberrascht stand Shimon auf. Seine Frau legte die Hand über die Augen und starrte zum Berg.
    Das Licht verblasste zu Dämmerung. Tomasu tauchte aus der Düsternis auf, er führte einen kleinen, untersetzten Mann, der einen schweren Packen in einem Bambusgestell auf dem Rücken trug. Als sie den letzten Bewässerungsgraben überquerten, rief Tomasu: »Ich habe ihn auf dem Berg gefunden! Er hatte sich verirrt!«
    Â»Nicht nötig, das der ganzen Welt zu erzählen«, murmelte Shimon, aber schon kamen Leute aus ihren Häusern und starrten den Fremden an. Shimon schaute kurz zu ihnen hinüber. Er hatte sie sein Leben lang gekannt, sie waren die einzigen Menschen, die er gekannt hatte mit Ausnahme des letzten Fremden, der aus dem Wald gekommen war und so viel Leid verursacht hatte. Shimon wusste natürlich, welche Familien Verborgene waren und welche nicht, aber für einen Außenstehenden waren sie nicht zu unterscheiden.
    Tomasu brachte den Mann an die Schwelle. »Ich habe ihm gesagt, wir geben ihm etwas zu essen, er kann die Nacht über bei uns bleiben und morgen zeige ich ihm dem Pfad nach Hinode. Er kommt aus Inuyama.«
    Das Gesicht des Jungen leuchtete vor Freude über das Ungewohnte. »Ich habe auch Pilze gefunden.« Er gab das Bündel seiner Mutter.
    Â»Ich bin eurem Sohn dankbar«, sagte der Mann, ließ den Packen von der Schulter rutschen und stellte ihn auf die Stufe. »Ich war auf dem Weg nach Hinode, aber ich bin nie zuvor hier in der Gegend gewesen. Ich hatte mich völlig verirrt.«
    Â»Hierher kommt sonst niemand«, antwortete Shimon vorsichtig. Der Fremde schaute sich um. Eine kleine Menschenmenge hatte sich vor dem Haus versammelt. Die Leute starrten ihn mit tiefem, unverhohlenem Interesse an, hielten aber einen gewissen Abstand zu ihm. Shimon sah sie plötzlich durch die Augen des anderen Mannes: ihre alte, geflickte Kleidung, die nackten Beine und Füße, die dünnen Gesichter und mageren Körper. »Du wirst verstehen warum. Das Leben ist hart hier.«
    Â»Aber selbst das härteste Leben braucht ein wenig Entspannung, ein bisschen Verschönerung«, sagte der Mann und sein Ton wurde schmeichelnd. »Lasst mich euch zeigen, was ich in meinem Packen habe. Ich bin Hausierer. Ich habe Nadeln und Messer, Faden und Schnur, selbst ein paar Tuchstücke, neu und nicht so neu.« Er drehte sich um und winkte den Dorfbewohnern. »Kommt und seht!«
    Er begann die Bündel auszupacken, die das Bambusgestell füllten.
    Shimon lachte. »Vergeude nicht deine Zeit! Du schenkst diese Dinge doch bestimmt nicht her, oder? Wir haben nichts übrig, womit wir tauschen könnten.«
    Â»Keine Münzen?«, fragte der Mann. »Kein Silber?«
    Â»Beides haben wir nie gesehen«, entgegnete Shimon.
    Â»Nun, ich nehme auch Tee oder Reis.«
    Â»Wir essen vor allem Hirse und Gerste. Unseren Tee machen wir aus Zweigen aus dem Wald.«
    Der Hausierer hielt beim Auspacken inne. »Ihr habt nichts zu tauschen? Wie wär’s mit einer Übernachtung, einer Schale Hirse und einer Tasse Zweigentee?« Er lachte in sich hinein. »Es klingt wie Reichtümer für einen Mann, dem eine kalte Nacht auf dem harten Boden bevorstand.«
    Â»Natürlich bist du uns willkommen«, sagte Shimon. »Aber wir erwarten keine Bezahlung.« Zu seiner Tochter, die reglos den Hausierer angestarrt hatte, sagte er: »Maruta, bringe unserem Gast Wasser. Tomasu, trage die Sachen unseres Gastes hinein. Frau, wir sind einer mehr beim

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