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Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels

Titel: Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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Abendessen.«
    Er spürte ein kurzes Bedauern, als sein Magen ihn erinnerte, was ein zusätzlicher Esser bedeutete, doch dieses Gefühl schob er beiseite. Ging es bei einer der alten Lehren nicht um die Bewirtung Fremder, die verkleidete Engel sein konnten?
    Er scheuchte die anderen Dorfbewohner weg und überhörte ihre gemurmelten Bitten, die Nadeln, das Tuch, die Messer, alle diese Kostbarkeiten wenigstens anschauen zu dürfen, doch insgeheim fragte er sich, ober vielleicht ein paar Nadeln für die Frauen, etwas Hübsches für die Mädchen erobern könnte …
    Seine Frau gab die Pilze zur Suppe. Im Haus war es rauchig und warm. Draußen wurde es mit jeder Minute kälter und Shimon dachte wieder daran, dass sie in dieser Nacht den ersten Frost haben würden.
    Â»Du hättest tatsächlich gefroren, wenn du draußen geblieben wärst«, bemerkte er, während seine Frau die Suppe in die alten Holzschalen goss.
    Das jüngste Kind, Madaren, sprach unschuldig das erste Gebet über dem Essen. Sara streckte die Hand aus, um sie zum Schweigen zu bringen, doch der Hausierer beendete leise mit ihr das Gebet und sprach dann das zweite.
    Lange herrschte Schweigen, dann flüsterte Shimon: »Du bist einer von uns?«
    Der Hausierer nickte. »Ich habe nicht gewusst, dass hier welche sind. Ich habe nie von diesem Dorf gehört.« Geräuschvoll schlürfte er seine Suppe. »Seid dankbar, dass niemand von eurer Existenz weiß, denn Iida Sadamu hasst uns und viele in Inuyama mussten sterben. Selbst im Westen, in Noguchi und in Yamagata im Mittleren Land. Wenn Iida je die Drei Länder vollständig erobert, wird er uns auslöschen.«
    Â»Wir sind keine Bedrohung für Lord Iida oder sonst jemand«, sagte Sara, »und hier sind wir sicher. Mein Mann und Isao, unser Führer, sind respektiert, sie helfen jedem. Jeder mag uns, niemand wird uns hier etwas tun.«
    Â»Ich bete, dass er euch beschützt«, sagte der Hausierer.
    Shimon bemerkte die Fragen in den Augen seinerTöchter. »Wir sind sicher unter seinem Schutz«, sagte er schnell, weil er befürchtete, dass sich die Fragen in Angst verwandeln könnten. »Wie die kleinen Küken unter den Flügeln der Mutterhenne.«
    Als das karge Mahl beendet war, bestand der Hausierer darauf, ihnen seine Waren zu zeigen. »Ihr müsst etwas auswählen. Es wird die Bezahlung sein, wie ich schon sagte.«
    Â»Es ist nicht nötig«, erwiderte Shimon höflich, aber er war neugierig, was der Mann sonst noch bei sich hatte, und dachte immer noch an die Nadeln. Sie waren so nützlich, so leicht verloren oder zerbrochen, so schwer zu ersetzen.
    Sara brachte eine Lampe. Sie zündeten selten Lampen an, gewöhnlich gingen sie schlafen, sobald es dunkel wurde. Das ungewöhnliche Licht, die kostbaren Gegenstände erregten sie alle. Die kleinen Mädchen schauten mit glänzenden Augen zu, wie der Hausierer Vierecke aus gewebtem Tuch mit hübschen Mustern auspackte, dazu Nadeln, eine kleine Puppe, aus Holz geschnitzt, rote Lacklöffel, Stränge gefärbten Fadens, einen Ballen Hanftuch, mit Indigo gefärbt, und mehrere Messer, von denen eins mehr einem kurzen Schwert glich, auch wenn es einen einfachen Griff und keine Scheide hatte.
    Shimon konnte nicht entgehen, dass Tomasus Augen davon angezogen wurden; und als der Junge sich ins Licht beugte, um es genauer zu betrachten, schien sich seine rechte Hand zu biegen, als würde sich das Schwert bereits an die Linie in der Handfläche schmiegen.
    Der Hausierer beobachtete den Jungen mit leichtem Stirnrunzeln. »Es gefällt dir? Besser nicht!«
    Â»Warum hast du so ein Mordinstrument bei dir?«, fragte Sara leise.
    Â»Leute bieten mir Sachen zum Tausch an.« Er griff vorsichtig nach dem Schwert und packte es wieder ein. »Ich werde es irgendwo verkaufen.«
    Â»Warum haben wir keine Waffen?«, flüsterte Tomasu. »Dann wären wir nicht so schutzlos gegenüber denen, die uns töten wollen.«
    Â»Der Geheime ist unsere Verteidigung«, sagte Shimon.
    Â»Es ist besser, selbst zu sterben, als anderen das Leben zu nehmen«, fügte Sara hinzu. »Das haben wir dich dein Leben lang gelehrt.«
    Der Junge errötete ein wenig unter der Zurechtweisung und antwortete nicht.
    Â»Hat das Messer jemand getötet?«, fragte Maruta und wich leicht zurück, als wäre es eine

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