Der Clan der Vampire (Venedig 1 & 2)
wartete, bis Elisabetta ihr Korsett am Rücken gelockert hatte. Dann streifte sie es von ihrem Körper. Sie trug nur noch ihr Unterkleid und ihre Unterwäsche. Ihr Haar war bereits von den Haarnadeln befreit worden, die es hochgehalten hatten und hing jetzt lose über ihre Schultern.
„Das ist alles für heute Nacht.“ Sie begegnete Elisabettas Blick im Spiegel. „Und vergiss nicht: Ein Wort von dem, was heute Abend hier geschehen ist und du wirst nie wieder eine Anstellung in Venedig finden.“
Elisabetta verneigte sich. „Ja, Signora.“
Als die Zofe schließlich ihr Schlafgemach verließ, stieß Isabella einen leisen Seufzer aus. Alles, was sie tun konnte, war zu träumen. Zumindest hatte sie heute ein Leben gerettet. Sie hoffte, dass es das wert gewesen war.
„Endlich! Ich dachte, sie würde nie verschwinden.“ Die tiefe Stimme kam hinter den Vorhängen hervor.
Erschrocken wirbelte sie auf ihrem Stuhl herum und sah Raphael di Santori aus seinem Versteck hervortreten. Keuchend presste sie eine Hand an ihre Brust und griff verzweifelt nach ihrem Morgenrock. „Signore, das ist unverschämt! Wie sind Sie hier hereingekommen?“
Er deutete auf das Fenster. „Ich bin hereingeklettert. Und keine Sorge, niemand sah mich. Mir ist bewusst, dass Sie Wert auf Diskretion legen.“
Isabella drückte ihren Morgenrock gegen ihren Oberkörper, um so viel sie nur konnte zu verdecken. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Nur ein Halunke würde das Schlafgemach einer Dame ohne Einladung betreten. „Ich würde es noch mehr zu schätzen wissen, wenn Sie sich genauso diskret wieder entfernen würden.“ Sie machte eine betonende Pause. „Augenblicklich.“
Raphael trat einen Schritt näher. „Das kann ich nicht.“
„Natürlich können Sie das“, beharrte sie. „Wenn Sie es geschafft haben, hereinzuklettern, werden Sie es sicherlich schaffen, wieder hinauszuklettern.“
Er lächelte ein schiefes Lächeln und funkelte sie mit seinen blauen Augen an. Sie hatte noch nie einen Mann mit solchen hypnotischen Augen gesehen. „Was ich sagen wollte, ist, dass ich es nicht tun werde. Denn Sie, Signora, haben mich angelogen.“
Sie schoss von ihrem Stuhl hoch. „Angelogen?“ Wessen beschuldigte er sie? Und welche Rolle spielte es überhaupt? Er war in ihr Haus eingebrochen.
„Sie haben Ihr Leben riskiert, um meines zu retten. Warum haben Sie mich in dem Glauben gelassen, dass Ihr Diener mich gerettet hat?“
„Oh, das.“
„Ja, das.“
Bevor sie wusste, was er vorhatte, überquerte er den Abstand zwischen ihnen und ergriff sie bei den Schultern. „Verstehen Sie nicht, in welcher Gefahr Sie sich befanden? Sie hätten mit mir ertrinken können! Wie konnten Sie nur so leichtsinnig mit Ihrem eigenen Leben umgehen? Ist Ihnen nicht bewusst, wie schwer ich bin? Haben Sie überhaupt darüber nachgedacht?“
Mit jedem Wort schien er wütender zu werden. Sie konnte nicht verstehen, warum. Immerhin waren sie beide in Sicherheit. „Aber wir haben doch beide überlebt.“
„Was auch immer für ein Glücksfall dafür verantwortlich ist! Sie hätten fast Ihr Leben für mich gegeben, für einen Fremden. Sie wissen nicht einmal, ob ich wert war, gerettet zu werden.“ Seine Augen wurden mit jeder Sekunde dunkler und seine Stimme mit jedem Wort unnachgiebiger.
„Ich konnte Sie nicht ertrinken lassen. Jedes Leben ist es wert, gerettet zu werden.“
Warum diese schwarzhaarige Schönheit ihn so wütend machte, wusste Raphael nicht. Doch genau das tat sie. In dem Moment, als er von dem Gondoliere gehört hatte, dass sie diejenige gewesen war, die in das eisige Wasser gesprungen war, hatte er das Gefühl gehabt, als drückte ihm eine eiskalte Hand sein Herz ab. Zum ersten Mal in seinem Leben war pure Angst durch seinen Körper gerast. Angst um eine andere Person. Angst davor, was ihr hätte passieren können.
Und als der Gondoliere ihm gestanden hatte, wie lange Isabella unter Wasser geblieben war und wie schwer es gewesen war, sie nach oben zu ziehen, war alles, woran er denken konnte, ihr ihren störrischen Hintern zu versohlen. Und ihr damit eine Lektion zu erteilen, damit sie nie wieder wagte, sich so in Gefahr zu bringen.
„Verdammt noch mal, Weib, wäre ich Ihr Gemahl, würde ich dafür sorgen, dass Sie nie in einen eisigen Kanal springen und Ihr Leben riskieren würden.“ Ja, wenn Raphael ihr Mann wäre, dann gäbe es eine ganze Menge Dinge, die er tun würde, angefangen mit –
„Und wie würden Sie das
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