Der Clan der Vampire (Venedig 1 & 2)
„Isabella Tenderini.“ Dann fegte sie aus dem Raum, den Kopf hoch erhoben, verzweifelt versucht, ihre Würde zu bewahren. Als sie die Tür hinter sich schloss, folgte ihr sein Lachen. Unverschämter, arroganter Schurke!
Raphael konnte nicht aufhören zu lachen. Oh, diese Frau hatte Feuer in sich. Sie ließ ihn sich wieder lebendig fühlen. Verdammt, er war noch am Leben! Und er hatte Hunderte von Fragen. Hatte ihn einer ihrer Diener aus dem Wasser gezogen? Aber was noch wichtiger war: Wer war diese verführerische Frau, die ihn ausgezogen hatte?
Und nicht nur das, jetzt, da ihr berauschender Duft seinen Geruchssinn nicht mehr beeinträchtigte, bemerkte er, dass seine eigene Haut nicht nach dem trüben Gewässer des Kanals roch, wie er erwartet hätte. Jemand hatte ihn gebadet. Seine Augen suchten das großzügig eingerichtete Zimmer ab. Sein Blick fiel auf das Himmelbett und die unendlichen Möglichkeiten, die er damit verband. Langsam, mein Guter, warnte er das harte Fleisch zwischen seinen Beinen und fuhr fort, sich in dem Gemach umzusehen. Es war eindeutig ihr Schlafgemach.
Seine Augen fielen auf die Schüssel mit Wasser und den Schwamm und er lächelte in sich hinein. Isabella war also diejenige gewesen. Sie hatte den Schwamm in ihren eleganten Händen gehalten und seinen Körper damit gewaschen. Hatte sie seine Hoden in ihren Händen gewiegt? Hatte sie seinen Schwanz in ihre Hand genommen, als sie diese intime Aufgabe durchgeführt hatte?
Kein Wunder, dass sie wie eine Debütantin errötet war. Jetzt verstand er warum. Sie hatte seinen Körper intim berührt, intimer, als er seit langem berührt worden war, und nun war es ihr peinlich. Gefiel ihr, was sie gesehen hatte? Hatte sie ihn vielleicht sogar gestreichelt, ihn liebkost? Waren ihre Lippen dorthin gefolgt, wo ihre Hände ihn zuerst erforscht hatten?
Bei Gott, bei dem Gedanken an all die Dinge, die sie mit ihm gemacht haben könnte, während er bewusstlos war, wurde er hart. Es störte ihn nicht im Geringsten, dass sie seine Verletzlichkeit ausgenutzt hatte. Nein – es erregte ihn nur noch mehr. Alles, woran er denken konnte, war, ob sie es wieder tun würde.
Als Witwe war sie mit den fleischlichen Freuden vertraut. Sie war keine scheue Jungfrau, sondern eine erwachsene Frau, die ihre eigenen körperlichen Bedürfnisse kannte. Er hatte die Leidenschaft, die sie verborgen hielt, unter ihrer Haut aufkochen gespürt. Herauszufinden, wie er diese Begierden befreien konnte und dafür sorgen würde, dass sie sie auf ihn entfesselte, würde seine größte Herausforderung sein. Ja, das wollte er tun: sie in sein Bett locken (oder in ihres) und sie dazu bringen, sich ihm hinzugeben.
Er hatte schon eine Weile keine Herausforderung mehr gehabt. Die meisten Frauen fielen ohne viel Aufhebens in seine Arme und sein Bett, sobald er sie anlächelte und ihnen zuzwinkerte. Trotz des Kusses, den sie ihm erlaubt hatte zu stehlen, würde sie keine leichte Beute sein. Ihr strenger Tadel hatte ihm dies deutlich gemacht. Sie hatte sich wieder unter Kontrolle gebracht. Und er würde alles tun, um ihr diese Kontrolle zu rauben, so wie ein Jäger einen Zweig mit seinen Füßen zertrampelte. Weil er es konnte. Und weil sie das erlesenste Häppchen war, das er seit langer Zeit gekostet hatte.
4
Raphael fand den eleganten Salon, in dem Isabella auf ihn wartete, nachdem er sich angezogen hatte. Die Kleidung ihres verstorbenen Mannes passte ihm nicht nur perfekt, der Mann hatte dazu noch Geschmack. Und genau so perfekt, wie er in die Hose, das Hemd und den Wams des Mannes geschlüpft war, würde Raphael auch in seine Witwe gleiten. Er war sich sicher, sie würde ihm genauso perfekt passen.
Isabella stand mit dem Rücken zu ihm vor dem Kamin, als er eintrat. Ihr Haar war nun in ihrem Nacken zu einem festen Knoten gebunden. Sie trug ein Kleid, das für jede Adelige in Venedig passend gewesen wäre. Wenn sie vorgeben wollte, dass sie anständig war, würde er das zulassen, doch später würde er enthüllen, was unter ihrem respektablen Äußeren lag: eine leidenschaftliche Frau.
„Signora Tenderini“, grüßte er sie.
Ein sichtbares Schaudern ging durch ihren Körper. Hatte sie ihn nicht hereinkommen hören? Vielleicht war er so daran gewöhnt, sich den Menschen leise zu nähern, dass er es kaum bemerkt hatte. Er machte sich eine mentale Notiz, sie nicht nochmals zu erschrecken.
Isabella drehte sich um und sah ihn an. Ihre Züge waren angespannt, als hätte sie
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