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Der Clan der Wildkatzen

Der Clan der Wildkatzen

Titel: Der Clan der Wildkatzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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konnte, wer zu einer Gruppe gehörte und wer nicht, die ihren eigenen Clan nicht kannte und keine Ahnung hatte, wie wichtig Duftmarken waren?
    » Ich verstehe das einfach alles nicht«, sagte Mara und rollte sich auf Beraals Pfoten zusammen. » Aber es wäre toll, wenn du es mir erklärst.«
    » Ja, aber das wird wohl eine Weile dauern. Mara, hast du gerade meine Gedanken gelesen?«
    » Ja. Aber das kann ich nur, wenn du in meiner Nähe bist und dich entspannst und nicht darauf vorbereitet bist.«
    Abwesend leckte Beraal der Kleinen über den Kopf. Das würde aber eine lange Unterhaltung werden. Zuerst mussten sie über die Katzengesetze sprechen, und dann hatte sie selbst einige Fragen zu Maras Fähigkeiten als Sender, um schließlich– sie seufzte voller Sorge– auf die Sache mit den Wilden Katzen von Nizamuddin zu kommen.
    » Wir haben so viel Zeit wie du möchtest«, sagte Mara. » Meine Großfüße kommen erst morgen früh wieder, und wenn, versteckst du dich einfach unter dem Schrank.«
    Beraal dachte darüber nach. Für die Nacht saß sie in diesem Haus fest, und so unwohl ihr dabei auch zumute war, wähnte sie sich in Sicherheit, solange die Großfüße sie nicht entdeckten. Den Bauch hatte sie angenehm voll mit Milch und Ei und Mara putzte ihr so wunderbar tröstend die Vorderpfoten.
    » Also gut, Mara«, sagte sie. » Können wir dann anfangen?«
    Und so saßen die schwarzweiße Katze und das orange Kätzchen da, erzählten sich Erinnerungen und stellten sich Fragen, und es dauerte lange, bis die Müdigkeit sie schließlich übermannte. Wenn die Großfüße hereingekommen wären, hätten sie es sicherlich schwer gefunden, eine Katze von der anderen zu lösen. Erschöpft vom vielen Reden hatte sich Mara an Beraals Pfoten gekuschelt und das orange Fell war untrennbar mit dem der älteren Katze verschlungen. Doch die Großfüße kamen nicht herein und abgesehen vom leisen, zweistimmigen Schnarchen herrschte absolute Stille im Raum.

4
    Kampf am Brunnen
    B eraal ging die Straße entlang, die parallel zum Kanal verlief, und musste einmal stehen bleiben, um schlammigem Spritzwasser auszuweichen, als ein Großfußradfahrer durch eine Pfütze preschte. So früh am Tag war es schwierig, die schwarzweiße Katze zu sehen, da sie mit den gesprenkelten Schatten verschmolz– eine nützliche Tarnung, wenn sie Ratten jagte.
    Vom Schrein hallte der Gesang des Muezzins heran; in der Moschee würde bald das erste Gebet des Tages beginnen. Beraal hatte die Ohren aufgestellt, lauschte in die Nachbarschaft hinein und hörte sich das morgendliche Rumpeln und Klappern an. Den Gestank vom fauligen Wasser des Kanals und das Grunzen der vielen Schweine, die sich am Ufer angesiedelt hatten, beachtete sie nicht. Ein zweites Mal blieb sie stehen und wartete, bis zwei ausgelassene Welpen vorbeigelaufen waren, deren aufgeregtes Kläffen schließlich in der Ferne verklang.
    In den kleinen Straßen von Nizamuddin kam Beraal schnell voran, doch sie war auch vorsichtig. Die Großfüße waren unberechenbar. In jüngeren Jahren war sie einmal von einem Rudel Großfußjungen gefangen worden, die sie einen ganzen Nachmittag lang in einer leeren Plastikkiste eingesperrt hatten. Zusätzlich hatten sie Beraal mit Stöcken gepikt, um sie zu erschrecken. Einer hatte ihr eine Plastikflasche an den Schwanz geknotet, und zwar so stramm, dass sie Stunden gebraucht hatte, um den Schwanz freizunagen, und dann hatte es Monde gedauert, bis die Wunden verheilt waren. So eine Erfahrung wollte sie nicht noch einmal machen, und deshalb hatte sie ihre Schnurrhaare, ihre Ohren und ihren Schwanz so weit wie möglich ausgestreckt. Auf diese Weise befand sie sich in einem Zustand höchster Wachsamkeit, als sie durch die Fleischergasse ging, vorbei an Duftöl-Geschäften und an den Massen von Bettlern und Rosenblütenverkäufern am Schrein von Nizamuddin.
    Einmal wich Beraal zurück, als eine Gruppe Großfußkinder plötzlich lachend durch die Straße rannte, aber sie hatte zu langsam reagiert, und eins verpasste ihr im Vorbeigehen einen Tritt. Die Katze miaute schrill, eilte jedoch weiter. Der Tritt hatte ihr zwar keine Rippe gebrochen, aber er schmerzte noch, als sie den Friedhof betrat.
    Beraal ruhte sich ein paar Sekunden im Eingangsbereich aus. Der Großfußfakir, der hier wohnte, mochte Katzen, und Abol und Tabol würden mit den Katzen vom Kanal irgendwo zwischen den Gräbern sein. Sie begannen gern den Tag hier, patrouillierten jeden Abend an der Seite des

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