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Der Clan der Wildkatzen

Der Clan der Wildkatzen

Titel: Der Clan der Wildkatzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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tippte vorsichtig auf das orange Fellknäuel. Der Geruch hätte ihr sagen müssen, was es war– es roch nach Großfuß. Das galt allerdings auch für Mara. Und der Geschmack… Jetzt wo sie darüber nachdachte, hatte es schon erstaunlich wenig nach Blut und Fleisch geschmeckt, eher nach trockener Wolle und nicht nach Fell. Sie hatte also gerade einen ihrer größten Jagderfolge gegen einen zerrissenen orangefarbenen Spielzeugaffen errungen, der ein braunes Glasauge hatte.
    Die Jägerin musste mehrmals heftig schlucken, um diesen Schlag zu überwinden. Bislang hatte nichts geklappt, was sie gegen Mara versucht hatte. Und dieses Kätzchen– das musste Beraal sich gegen ihren Willen eingestehen– hatte einfach etwas Bezauberndes an sich.
    Mara tippte gegen etwas Kleines und rollte es vom Bett in Beraals Richtung. Instinktiv schlug die Katze danach, und als der Ball gegen die Wand prallte und dann wieder zu ihr zurückrollte, war sie vollkommen gefesselt davon. Sie ging hinterher und versetzte ihm einen ordentlichen Tatzenschlag. Mara reckte sich, sprang vom Bett, lief dem Ball hinterher und stupste ihn mit der Nase zu Beraal. Und nach kurzer Zeit spielte die Jägerin glücklich und mit heraushängender Zunge mit dem Ball und versuchte, ihn an Mara vorbeizustoßen.
    » Du bist gut!«, sagte sie, während Mara den Ball geschickt hinter Stuhlbeinen entlangschob und dabei die Pfoten benutzte, um ihn immer knapp außer Beraals Reichweite zu halten.
    » Du auch!«, erwiderte Mara, ließ den Ball los, stellte sich auf die Hinterpfoten und rieb liebevoll das Gesicht an Beraals Schnurrhaaren.
    Beraal zögerte und sah das Kätzchen an. Mara hatte die Augen geschlossen und schnurrte, genau wie eben. Die Kriegerin betrachtete Maras schutzloses Genick. Es wäre so leicht , dachte sie, der Sache jetzt ein Ende zu bereiten . Und dann seufzte sie, holte tief Luft und begann Mara zu putzen, so wie sie es früher bei ihren eigenen Kätzchen getan hatte. Sie fing bei den Ohrenspitzen an und leckte ganz bis nach unten über Rücken und Bauch bis zu den orange-weißen Kringeln am Schwanz. Außer dem Schnurren zweier Katzen war nichts weiter zu hören.
    Einige Zeit später zeigte Mara der großen Katze die Milchschüssel, die Beraal gut gefiel, und das Katzenklo, das sie ganz brauchbar fand, allerdings nicht so schön wie die weichen Blumenbeete oder so bequem wie den Sand, der an Baustellen in großen Haufen lag. Höflich schaute sie zur Seite, als Mara es benutzen musste, und nutzte die Zeit, um sich ihre Situation genau durch den Kopf gehen zu lassen.
    » Mara«, sagte sie, als das Kätzchen fertig war, » wie rieche ich eigentlich für dich?«
    Mara ging auf Beraal zu und schnupperte an deren Fell. » Du riechst gut, so wie draußen«, sagte sie. » Wie das Laub und die Rinde der Bäume und kühn wie ein Jäger, wachsam, aber auch nett.«
    Beraal blickte das Kätzchen nachdenklich an. » Ich rieche nicht fremd für dich? Anders als dein Clan?«
    Mara tippte auf eins ihrer Spielzeuge, während sie über die Antwort nachdachte. » Du riechst nicht wie meine Mutter, aber wahrscheinlich riechen alle Katzen ein bisschen anders.«
    » Was ist mit deiner Familie?«, erkundigte sich Beraal. » Rieche ich anders als sie? Haben Katzen deines Clans nicht einen eigenen Geruch?«
    Sie fuhr zurück, als Mara unfreiwillig ihren Kummer ausstrahlte. » Ich habe keine Familie.«
    Beraals Schwanz schwang von einer Seite zur anderen. Sie war verwirrt. Das Kätzchen sah die ältere Katze an, kam zu ihr und berührte ihre Schnurrhaare. » So ist das alles passiert«, sagte sie, und Beraal schwieg, während Mara erzählte, was sie im Regenrohr mit den Hunden erlebt hatte und wie ihre Mutter verschwunden war. Das erklärt so einiges , dachte Beraal, vor allem warum Mara so eigenartig ist .
    » Du weißt gar nicht, was ein Clan ist, oder?«, fragte Beraal.
    Mara konzentrierte sich darauf, am Teppich zu zerren.
    » Kennst du den Unterschied zwischen Drinnenkatzen und Draußenkatzen?«
    Mara weigerte sich, darauf zu antworten, allerdings zuckten ihre Ohren leicht.
    » Verstehst du, warum ich mich vorhin an dich angepirscht habe und warum jede Katze aus dem Nizamuddin-Clan versuchen wird, dich umzubringen, Mara?«
    Das Kätzchen legte die Ohren an. » Nein. Das war nicht sehr nett von dir.«
    Beraals Schnurrhaare knisterten vor Verzweiflung. Wie sollte sie so etwas Wesentliches wie den Instinkt zum Töten erklären? Einer Katze, die nicht einmal unterscheiden

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