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Der Clan der Wildkatzen

Der Clan der Wildkatzen

Titel: Der Clan der Wildkatzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Fakirs und schliefen nachmittags oft auf den Grabsteinen.
    Der Fakir war der einzige Großfuß, dem alle Katzen von Nizamuddin vertrauten. Sein Heim und der kleine Schrein, um den er sich kümmerte, waren neutraler Boden. Wilde Katzen aller Clans– Schreinkatzen, Marktkatzen und sogar Besucher vom weit entfernten Mausoleum oder aus einem anderen Stadtviertel– kamen häufig hierher oder gingen zum nahen Baoli, einem verlassenen antiken Stufenbrunnen, den nur selten Großfüße aufsuchten.
    Miao hatte einmal gesagt, im Schrein seien die Katzen seit Jahrhunderten willkommen, und Miao wusste mehr über die Geschichte der Wilden Katzen von Delhi als alle anderen Katzen von Nizamuddin, sogar mehr als Qawwali. Der Nizamuddin-Clan und seine Verbündeten waren einer der ältesten von Delhis vielen Clans. Beraals Schnurrhaare konnten nicht recht glauben, dass Generationen und Generationen von Katzen seit Jahrhunderten in Nizamuddin gelebt hatten. Aber wie die anderen Katzen wusste sie, dass sie am Schrein willkommen und vor den gelegentlichen Grausamkeiten der Großfüße sicher war.
    » Ich habe dich gestern Nacht gar nicht gesehen«, sagte Katar zur Begrüßung und ließ sich leise aus einem riesigen Baum fallen. » Wir hatten viel Glück bei der Jagd am Kanal und haben eine ganze Kolonie Ratten entdeckt.«
    » Habt ihr sie alle erwischt?«, fragte Beraal. Wie Katar hegte sie eine besondere Abneigung gegen Ratten. Beute war Beute, aber weil die Ratten so scheußlich waren und in so schmutziger Umgebung wohnten, stellten sich ihr die Schnurrhaare auf.
    » Die meisten.« Katar streckte die Pfote aus und rieb ihr kurz den Kopf. » Eine hat Hulo ziemlich übel gebissen, aber du weißt ja, wie er ist. Er hat ihr mit einem Pfotenhieb den Kopf abgehauen und schien sein eigenes Blut gar nicht zu bemerken. Wie ist es bei dir gelaufen? Hat dir der Eindringling einen Kampf geliefert, bevor du ihn getötet hast?«
    Beraal wollte gerade antworten, als Katar die Ohren aufstellte. Der Fakir war aus seinem Häuschen gekommen, das sich am Rande des Friedhofs befand, und rief sie lächelnd zu sich.
    Mit aufgestelltem Schwanz lief Beraal auf ihn zu und hatte den Schmerz in den Knochen fast vergessen. Katar war etwas scheuer und blieb zurück. Beraal aber genoss es, wenn der Fakir ihr die Ohren kraulte und sanft das Fell streichelte– genauso sehr wie das Essen, das er ihnen gab, wann immer er konnte. Sie reckte sich, um sich zu bedanken, und schnurrte, während sie die Pfoten auf seinen Schoß stellte und Kopf und Schnurrhaare an seinen verfilzten Locken rieb.
    Ein wenig später brachen die beiden Katzen ins Innere des Friedhofs auf, wo sie auf Miao trafen. Sie lag ausgestreckt auf einem Grabstein. Weit über ihrem Kopf kreischten und schimpften Papageien und erzählten sich den neuesten Klatsch. Vom Schrein her stieg ein langsames Miauen in den Morgen auf: Qawwali und seine Brut brachten sich in Schwung. Beraal hörte abwesend zu, wie sie Hunden, die vermutlich durch die Fleischergasse zogen, Beschimpfungen zuriefen. Qawwali war ein Meister der uralten Tradition in Nizamuddin, Beleidigungen zu verteilen.
    » Der berühmte Sender ist also gar keine ausgewachsene Katze?«, fragte Miao, als sie sich zu ihr gesellt hatten.
    » Sie ist ein sehr kleines Kätzchen«, antwortete Beraal, » und ich habe euch allen etwas mitzuteilen.«
    Katar schlang seinen Schwanz um ihren. » Ein Kätzchen?«, fragte er. » Ich hätte nicht gedacht, dass ein Kätzchen so stark senden könnte. Bist du sicher, dass du die richtige Katze getötet hast?«
    Beraal zuckte mit den Schnurrhaaren. » Ich bin sicher, dass ich die richtige Katze gefunden habe«, sagte sie. » Und sie ist ein sehr junges Kätzchen, das keinen eigenen Clan hat.«
    Katars Rücken wölbte sich zum Buckel und in seine Schnurrhaare kam Bewegung. » Du hast sie gar nicht getötet, nicht wahr?«
    Miao und Katar sahen Beraal an und Miaos Schwanz bewegte sich langsam hin und her.
    Beraal putzte sich bedächtig die Schnurrhaare. » Nein, ich habe Mara nicht getötet und ich werde es auch nicht tun. Wartet…« Sie hob den Kopf, ehe die anderen Katzen sie unterbrechen konnten. » Ich weiß, sie ist eine Fremde, und sie ist sehr laut, aber sie hat etwas Besonderes an sich. Nicht nur weil sie ein Kätzchen ist, ihr wisst, ich habe schon einige erledigt. Auch ihre Fähigkeiten sind ungewöhnlich, und ich glaube, wenn man es ihr richtig beibringt, könnte man ihre Lautstärke senken.«
    » Vielleicht ist

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