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Der Clan der Wölfe 2: Schattenkrieger (German Edition)

Der Clan der Wölfe 2: Schattenkrieger (German Edition)

Titel: Der Clan der Wölfe 2: Schattenkrieger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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Hass auf eine Beute sein? Töten war eine Notwendigkeit, eine Tatsache des Lebens. Wer Beute machte, hatte keinen Grund für Hassgefühle. Ein hilfloses Geschöpf wie dieses winzige Malcadh hätte sich niemals wehren können. Warum also dieser Irrsinn?
    Faolan grub ein noch tieferes Loch in die Erde und bettete die Knochen des Malcadh hinein, damit sie dicht bei Donnerherz ruhten. Dann wandte er sich in Richtung Norden und lief zum Osthang zurück. Die Gaddernag -Versammlung an den Westhängen des Krummrückens hatte sich inzwischen wahrscheinlich aufgelöst und die Rudel waren in ihre eigenen Gebiete zurückgekehrt. Der Nebel wurde noch dichter, aber Faolan kannte den Weg. Es war ein tröstliches Gefühl, in den dunstigen Bodennebel eingehüllt zu sein. Eine wohltuende Einsamkeit umgab ihn und sein immer noch dicker Winterpelz hielt ihn schön warm. Ungestört hing er seinen Gedanken nach und stellte sich vor, wie Donnerherz und das kleine Wolfsmädchen gemeinsam die Sternenleiter erklommen. In seinen Wachträumen purzelte die Kleine nie von der Leiter und lief auch nicht wieder auf die Erde hinunter.

Die Sark hatte immer geglaubt, nichts könne sie nach ihrem langen Leben noch aus der Fassung bringen. Aber das war ein Irrtum. Zweimal an diesem Tag war ihr Weltbild schwer erschüttert worden. Das erste Mal durch die Nachricht von der Ermordung des Malcadh . Das zweite Mal durch das Erscheinen von Faolans Mutter! Den Geruch dieser Wölfin hatte sie sofort mit dem kühnen Fremdling in Verbindung gebracht, der damals über die Feuerwand gesprungen war. Morag und ihr zweiter Gefährte waren den ganzen Weg vom MacDonegal-Clan im äußersten Nordwesten bis hierher gekommen.
    Nur ein Wolf mit dem feinen Geruchssinn der Sark vom Sumpfmoor konnte die Geruchskette entschlüsseln, die Morag mit ihrem verlorenen Sohn verband. Es war völlig ausgeschlossen – jedenfalls in den Augen der Sark –, dass Faolans Mutter sich an den Geruch eines Welpen erinnerte, der vor zwei Jahren zur Welt gekommen war. Und doch schnüffelte Morag nervös an der Stelle herum, wo Faolan sich zusammengerollt hatte.
    „Kommen viele Wölfe zu dir?“, fragte Morag mit einem Anflug von Misstrauen in der Stimme.
    „Ja, einige.“
    „Meinst du, du kannst ihr helfen?“, fügte Brangwen hinzu.
    „Schwer zu sagen. Komm auf die andere Seite des Feuers, meine Liebe.“ Die Sark wollte Morag von Faolans Platz weglocken. Ihre Pfoten zitterten, als sie die Umschläge aus Borretsch und geschredderter Birkenrinde zusammenrollte. „Ich mache dir jetzt ein paar Umschläge, die im Bachwasser einweichen müssen, ehe du sie auflegst. Wenn sie aufgebraucht sind, kannst du dir selbst neue machen. Borretsch und zerkleinerte Birkenrinde, das wird reichen. Wenn du Moos dazugibst, musst du die Umschläge nicht mal einweichen.“ Auch die Stimme der Sark zitterte. Hoffentlich merkten die beiden Wölfe nichts. Aber da sie noch nie hier gewesen waren, hielten sie es wahrscheinlich für ihre normale Sprechweise.
    „Und wenn es nicht wirkt?“, bohrte Brangwen nach.
    Was in aller Welt sollte die Sark ihm darauf antworten? Wenn es nicht wirkt, wird sie blind . Dann wird sie nicht mehr jagen können und dem Rudel zur Last fallen. Ihr Fleischanteil wird sich verringern. Die Sark hatte auf Anhieb gesehen, dass diese Wölfin eine gute Jägerin gewesen war. Vielleicht eine schnelle Außenflankerin, denn sie hatte massige Schultern und muskulöse Hinterbeine. Doch jetzt hatte ihr Augenlicht nachgelassen und die Wölfin machte nur noch zögernde, tastende Schritte. Dadurch wirkte sie schwächer, als sie in Wahrheit war. Das war immer so bei Wölfen, die erblindeten. Auch wenn sie sonst kerngesund waren, veränderte sich ihr Verhalten. Es begann damit, dass sie sich viel langsamer und vorsichtiger bewegten als zuvor. Und je mehr die Welt um sie herum verblasste, desto mehr zogen sie sich zurück. Selbst die Muskeln schienen dahinzuschwinden und sie verkrochen sich in sich selbst, lebten in ihrer eigenen Welt. Am Ende blieb nur noch eine brüchige Hülle zurück, ein Schatten des einstigen Wolfs, ein lebender Toter. Es war wie ein langsames Dahinschwinden von Körper und Geist.
    „Wenn es nicht wirkt …“ Die Sark seufzte. „Das ist eine Frage, die ich nicht beantworten kann. Aber sollte es tatsächlich nicht wirken, empfehle ich euch den MacNab-Clan. Wie ihr vielleicht wisst, ist man dort sehr großzügig gegenüber Wölfinnen, die gute Dienste geleistet haben, aber vor der

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