Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Clan der Wölfe 2: Schattenkrieger (German Edition)

Der Clan der Wölfe 2: Schattenkrieger (German Edition)

Titel: Der Clan der Wölfe 2: Schattenkrieger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
Vom Netzwerk:
wegen Fuchs- oder Lachsfleisch zurück, sondern weil es gerächt werden wollte.

Zitternd vor Wut und Angst hatte Heep die Schrappe verlassen. Er fürchtete und hasste Faolan, seit der fremde Wolf damals über die Feuerwand gesprungen war. Damit hatte Faolan das erste Mal die Ordnung herausgefordert und diesen Ruf wurde er nicht mehr los. Heep konnte das nur recht sein. Bis jetzt war auch alles gut gelaufen. Allein der gesprengte Byrrgis  – besser hätte Faolan ihm gar nicht in die Pfoten arbeiten können. Aber plötzlich hatte sich der Knochen gewendet – wie ein alter Wolfsausdruck lautete – und Heep stand als hochmütiger Knochennager da. Dabei war der Knochen, den Faolan auf der Schrappe geschnitzt hatte, ein Skandal. Eine Beleidigung des Großen Lupus. Das wichtigste Sternbild am Nachthimmel in einen Knochen zu schnitzen und ihm die Gestalt eines Bären zu geben, war unerhört. Es war ein erneuter Verstoß gegen die Ordnung und Heep würde dafür sorgen, dass es sich herumsprach. Faolan war den Clans, besonders den MacDuffs, ohnehin ein Dorn im Auge. Sie betrachteten ihn mit tiefem Misstrauen. Vielleicht würde es Heep doch noch zum Vorteil ausschlagen, was auf der Schrappe geschehen war.
    Heep hatte sich sein Leben lang selbst bemitleidet. Von allen Gebrechen, mit denen ein Knochennager zu kämpfen hatte – fehlende Augen und Pfoten, missgebildete Kehlköpfe –, war seines das schlimmste. Nichts kam der Demütigung gleich, ohne Schwanz durchs Leben gehen zu müssen.
    Der Schwanz war der eindrucksvollste Körperteil eines Wolfs. Ein hochgehaltener, wedelnder Schwanz stand für Selbstvertrauen, Glück und Dominanz in einem Rudel. Steif ausgestreckt stellte er eine klare Drohgebärde dar, die einen bevorstehenden Angriff ankündigte. Ein halb eingeklemmter Schwanz war ein Zeichen der Unterwerfung und ein voll eingeklemmter bedeutete, dass der Wolf Angst hatte. Heep, der sein Leben lang den Demütigen gespielt hatte, besaß nicht einmal das wichtigste Instrument, um allen von Weitem zu zeigen, wie unterwürfig er war. Das erbitterte ihn am meisten.
    Es war so ungerecht. Manchmal wünschte er sich, er wäre auf seinem Tummfraw gestorben. Doch dann war dieser neue Wolf in sein Rudel getreten und hatte gegen jede einzelne Byrrgis -Regel verstoßen. Wie hätte er sich da nicht überlegen fühlen sollen, selbst ohne Schwanz?
    Es war die dunkelste Stunde in einer mondlosen Nacht. Heep hörte, wie Faolan sich regte. Wollte dieser Dummkopf etwa wieder umherstreunen? Merkwürdig, dass seine gespreizte Pfote keine deutlichere Spur hinterließ, besonders in Regennächten. Aber der silberne Wolf war gerissen und hatte wahrscheinlich eine Möglichkeit gefunden, seine Pfotenabdrücke zu tarnen. Es war nicht leicht, ihm zu folgen, und er war schnell wie der Wind. Erneut kehrten Heeps Gedanken zu seinem fehlenden Schwanz zurück und er suhlte sich regelrecht in Selbstmitleid. Ein Wolf mit einer verkrüppelten Pfote konnte seine Missbildung irgendwie verbergen. Aber was sollte Heep gegen den fehlenden Schwanz tun? Sich einen wachsen lassen? Dazu müsste schon ein Wunder geschehen.
    Lautlos stand er auf und schlich zum Gaddernag -Lager. Er würde Faolan folgen. Diesmal würde er sich nicht abhängen lassen. Die Nacht war stockdunkel, aber Faolans silberner Schwanz wehte in der Schwärze vor ihm her wie eine Fahne.
    Der Abend war anstrengend gewesen. Faolan hatte doppelt so lange gebraucht wie sonst, um den Bergrücken zu erreichen. „Welpenkamm“ nannte er diesen traurigen, düsteren Ort inzwischen. Auf der ersten Weghälfte hatte er ständig das Gefühl gehabt, dass ihm jemand folgte. Er hatte mehrere Umwege gemacht, wodurch er noch länger unterwegs gewesen war. Aber es hatte sich gelohnt. Er hatte noch ein paar winzige Knöchelchen gefunden und war damit schnell zu Donnerherz’ Pfote gelaufen. Jetzt wartete er sehnlichst auf die Dämmerung, den Moment, da die Schwärze der mondlosen Nacht vom grauen Zwielicht verdrängt wurde.
    Irgendwann im Morgengrauen kam ein Nordostwind auf, der dicken, feuchten Nebel mit sich brachte. Bald begann es zu nieseln. Faolan schaute auf die Knochen hinunter, bevor er sie in die Erde bettete.
    Stirnrunzelnd studierte er die Bissspuren. Das war rohe, sinnlose Gewalt. Etwas anderes konnte er sich nicht denken. Eine Gewalt, die aus den Knochen sickerte, die ihm aus dem wilden Zickzack der Bissspuren entgegenschlug. Was war das nur für ein Tier gewesen? Und welches Tier konnte so voller

Weitere Kostenlose Bücher