Der Clan der Wölfe 2: Schattenkrieger (German Edition)
Grizzlybär aufgebäumt hatte, um einen Elchbullen zu stellen, lag hilflos am Boden.
Als Faolan vom Byrrgis zurückkam, wartete Gwynneth auf ihn.
„Und? Wie ist es gelaufen?“
Faolan ließ den Schwanz sinken. „Also …“ Er zögerte, aber eigentlich konnte er gleich mit der Wahrheit herausrücken. „Ich bin ein paarmal gestolpert und im entscheidenden Moment bin ich gestürzt.“
„Gestürzt!“ Gwynneth blinzelte ihn mit ihren dunklen Augen an. Ihr Kopf verdrehte sich in einem grotesken Winkel, wie nur Eulen mit ihren zahlreichen winzigen Halsknöchelchen es zustande bringen. „Du?“
„Oh bitte, ich will nicht darüber reden. Aber du wolltest mir doch noch etwas sagen?“
Gwynneth ließ den Kopf jetzt fast ganz herumwirbeln, als wollte sie die nähere Umgebung absuchen. Faolan wurde ein wenig übel bei dieser Bewegung. Es war unglaublich, was diese Eulen mit ihren Hälsen anstellten. Daran würde er sich wohl nie gewöhnen.
„Ja, ja, das ist richtig. Aber ich muss unter vier Augen mit dir sprechen. Es ist etwas Ernstes.“
Faolan erschauerte bis ins Mark. „Gut“, sagte er und folgte der Maskenschleiereule hinter einen großen Felsblock.
„Also was ist?“, fragte er.
Gwynneth holte tief Luft. „Du weißt doch von dem …“, ihre Stimme versagte und sie schluckte, „… also von dem Welpen auf dem Bergrücken nördlich des Sumpfmoors.“
Faolan nickte.
„Die Sark hat mir erzählt, dass du das Malcadh auf dem Weg zu ihr gesehen hast und ganz außer dir warst.“
Faolan nickte wieder.
„Nun, Faolan, ich hatte leider das Pech, den Mord an diesem armen kleinen Wesen miterleben zu müssen.“
Mord! , dachte Faolan. Die schrecklichen Bissspuren an den Knochen – natürlich! Was sollte es sonst gewesen sein? Aber trotzdem – Mord! Dann hatte er also Recht gehabt: Die Geschichte des kleinen Welpenmädchens war noch nicht abgeschlossen.
Gwynneth blinzelte. „Das scheint dich nicht zu überraschen.“
„Nein, ich habe die Knochen gesehen. Aber du hast den Mörder gesehen!“
„Gehört, nicht gesehen. Wir Maskenschleiereulen besitzen ein ausgezeichnetes Gehör, wie du weißt. Sehen konnte ich nichts, wegen der dicken Wolkendecke an diesem Tag. Aber ich habe die Schreie gehört, als das Malcadh zerfetzt wurde. Und dann das Keuchen. Es war ein Wolfskeuchen und es waren Wolfstritte, als der Mörder weggelaufen ist. Natürlich hat er keine Abdrücke hinterlassen, denn dort gibt es fast nur Fels und Geröll. Aber woher weißt du von den Knochen?“
„Der Mörder war ein Wolf!“ Der Boden unter Faolans Pfoten wankte und sein Nackenfell sträubte sich zu einer bibbernden Halskrause. Ein nie gekannter Abscheu stieg in ihm auf. „Mir ging das kleine Wesen nicht aus dem Kopf. Ich wurde schließlich auch auf einem Tummfraw ausgesetzt und musste an mein eigenes Schicksal denken. Aber von einem Wolf ermordet zu werden …“
„Ja, das verstehe ich“, sagte Gwynneth leise.
„Ich wollte einen Drumlyn für das Malcadh machen.“
„Einen Drumlyn ? Das ist das alte Wolfswort für einen Knochenhaufen, nicht wahr?“
„Vielleicht, ich weiß es nicht genau. Ich kenne mich immer noch nicht so gut mit den Bräuchen und der Sprache der Rudelwölfe aus. Aber ich wollte das kleine Geschöpf ehren. Ich bin zurückgegangen, um noch mehr Knochen zu finden.“
„Sei vorsichtig, Faolan. Du musst wirklich aufpassen. Es wäre nicht gut, wenn dich jemand mit diesen Knochen ertappt. Ich weiß, in welchem Ruf du stehst. Die meisten Wölfe hier warten nur darauf, dass du einen Fehler machst. Als du über die Feuerwand gesprungen bist, hast du nicht nur die Ordnung herausgefordert, wie sie sagen, sondern auch sie selbst. Im Moment ahnen sie nichts von diesem Mord. Aber wenn sie es erfahren, geben sie vielleicht dir die Schuld daran. Ich bin nur eine Eule, aber ich weiß, wie Wölfe denken.“
„Wahrscheinlich besser als ich“, seufzte Faolan. „Manche Wölfe glauben allen Ernstes, dass ich aus der Dunkelwelt komme.“
„Genau! Sie sind unwissend und abergläubisch. Und das macht sie so gefährlich. Sie können falsch und hinterhältig sein, verstehst du. Ist es wegen deiner Schnitzarbeit?“
„Ja, einer hat gesagt, er könne die Hitze der Sonne spüren, die ich in den Knochen geschnitzt habe.“
„Das zeigt nur, dass sie nichts von Kunst verstehen, weil es über ihren Horizont geht. Sie können sich einfach nicht vorstellen, dass ein normaler Wolf etwas so Schönes zustande bringt.“
„Und
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