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Der Clan der Wölfe 2: Schattenkrieger (German Edition)

Der Clan der Wölfe 2: Schattenkrieger (German Edition)

Titel: Der Clan der Wölfe 2: Schattenkrieger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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welchem Holz ihr geschnitzt seid. Ich möchte dir gern einen Ratschlag geben, wenn du gestattest.“
    „Und welchen?“
    „Tempo ist nicht alles.“
    „Oh, in dieser Beziehung habe ich meine Lektion gelernt, Gwynneth. Ich remple keine Außenflankerin mehr an.“
    „Das weiß ich.“ Gwynneth hielt inne. „Hör mir zu, Faolan. Ich fliege nun schon länger durch die Hinterlande, als ich denken kann. Oft genug bin ich über einen Byrrgis hinweggeflogen und habe die Jagd aus einer Perspektive gesehen, die euch Wölfen verwehrt ist. Was zählt, sind die Signale – ein gespitztes Ohrenpaar, ein Schwanzzucken, ein schneller Schrittwechsel bei den Pulkern. Nicht Tempo ist das Zauberwort, sondern die richtige Verständigung. Nur so kann der Byrrgis wie ein Fluss über trockenes Land dahinströmen und schließlich die Beute verschlingen. Es ist eine lautlose Verständigung, kein Wort darf dabei fallen.“

Heep wusste, dass er keine Chance hatte, Faolan beim Byrrgis zu überholen. Aber vielleicht konnte er ihn überlisten? Faolan hasste das leise Klicken, das Heeps kaputter Backenzahn beim Schnitzen machte. Heep hatte gesehen, wie sich Faolans Nackenfell sträubte, sobald er zu nagen begann. Das Geräusch ging ihm sichtlich auf die Nerven, obwohl Heep nicht verstand, was so schlimm daran sein sollte. In seinen Ohren klang es auch nicht anders als die Schnitzgeräusche der anderen Knochennager.
    Aber es brachte ihn auf eine Idee. Eine geniale Idee! Er musste keinen Knochen schnitzen, um dieses Geräusch zu produzieren. Es ging auch ohne. Und das Glück war auf seiner Seite. Er durfte an derselben Flanke laufen wie Faolan, sogar direkt neben ihm. Einen besseren Platz hätte er gar nicht finden können, um diesen elenden Knochennager cag mag zu machen!
    Der Byrrgis war im Presspfotengang durch das hügelige Gelände aufgebrochen. Er wurde von den Kundschaftern angeführt und nach kurzer Zeit kam die Rentierherde in Sicht. Die Wölfe hielten sich windabwärts, sodass die Tiere ihren Geruch nicht aufnehmen konnten. Auf diese Weise kamen sie ein gutes Stück näher an die Herde heran, ehe sie entdeckt wurden. Je länger sie im Presspfotengang laufen konnten, um die Herde einzuholen, desto besser. Das sparte Kraft und ging viel schneller. Falls der Wind sich drehte, mussten sie ihre Strategie natürlich ändern.
    Faolan lief so konzentriert wie noch nie in seinem Leben. Endlich war er in einem Byrrgis  – nicht als Fährtenputzer oder ferner Beobachter auf einem Berghang, der sehnsüchtig auf die Wölfe hinunterstarrte. Es war auch kein Traum, nein, es war Wirklichkeit. Die harte Erde sauste unter ihm dahin und er spürte kaum noch, wie seine Pfoten den Boden berührten. Nur ein leichtes Prickeln lief ihm durch die Beine. Dagegen nahm er mit allen Sinnen die Vibrationen Hunderter von Pfoten wahr, die über die Erde trommelten. Es war wie ein Rausch, der ihn erfasste und ihn mit dieser Meute zusammenschweißte. Endlich gehörte er dazu.
    Faolan war froh, dass Gwynneth mit ihm gesprochen hatte, denn ihr Ratschlag erwies sich jetzt als nützlich. Gerade hatte er ein zweites Signal aufgefangen, das von einer Reihe von Wölfen an einen Breitendpulker weitergegeben wurde. Er wusste also, dass die ganze Formation aus über vierzig Wölfen sich gleich zusammendrängen würde. Der Byrrgis ist wie ein Fluss, der über trockenen Grund strömt. Wie die Sterne, die endlos am Himmel kreisen, bin ich Teil dieses Strömens hier unten auf der Erde. Zum ersten Mal ging Faolan auf, was Hwlyn bedeutete, und die seltsamen Bräuche der Hinterlandwölfe erhielten endlich eine tiefere Bedeutung. Die lautlosen Gesten – ein Flackern hier, ein Zucken da – rauschten durch seinen Körper wie ein uralter Gesang, während er dahinraste.
    Neue Signale liefen durch den Byrrgis . Faolan verstand die Sprache der Stille mit jedem Mal besser. Plötzlich fing er das Ohrenflackern eines anderen Breitendpulkers auf. Der Wind hatte gedreht und die Rentierherde witterte die Wölfe. Der Byrrgis steigerte sofort das Tempo. Aufschließen! Aufschließen! Das Signal erschallte so deutlich, als wäre es gesprochen worden. Faolan spürte, wie der Byrrgis zum Angriffstempo überging.
    Schön, wie schön das ist! , dachte Faolan. Die Bewegungen waren glatt, fließend, makellos. Wie beim Bilibu , schoss es ihm durch den Kopf. Die Wölfe glitten wie Spielsteine über das Land, was ihm beinahe magisch erschien und ihn an die Sternbilder erinnerte, die nachts über den

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