Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Clan

Titel: Der Clan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
weiterzuhelfen.«
    Mamma weinte natürlich, als ich nach Hause kam, und ebenso Gianni und mein Vater. Ich sah über Mammas Kopf hinweg Cindy an. Sie stand da, und auch ihr liefen die Tränen aus den Augen.
    Ich grinste ihr zu. »Wie ich sehe, hat Mamma dich schon unterrichtet, wie man zur Italienerin wird.«
    Sie schnitt eine Grimasse und wandte sich ab. Als sie sich wieder umdrehte, waren die Tränen versiegt. »Auch wie man Spaghettisauce macht«, sagte sie. »Wir waren seit heute morgen in der Küche, nachdem dein Vater uns versprochen hat, daß er dich nach Hause bringt.«
    Ich schaute zu ihm hinüber. »Das hättest du mir wenigstens sagen können, Papa.« Er lächelte. »Ich wollte erst noch die Berichte sehen, um sicherzugehen.«
    »Hilf ihm nach oben, Gianni«, sagte Mutter.
    »Si, Signora.«
    »Zieh ihn aus und leg ihn gleich ins Bett«, fuhr sie fort. »Er soll sich bis zum Abendessen ausruhen.«
    »Ich bin doch kein Kind, Mamma«, protestierte ich. »Ich komme schon selbst zurecht.«
    Mutter beachtete mich nicht. »Kümmre dich nicht um ihn«, sagte sie energisch. »Geh mit ihm.«
    Ich stieg die Stufen hoch, Gianni folgte mir.
    »Und laß ihn nicht im Bett rauchen«, rief uns meine Mutter nach.
    »Er wird sich noch selbst in Brand stecken.«
    Als ich dann im Bett lag, wußte ich, daß ich noch nicht so kräftig war, wie ich gedacht hatte. Ich war für Giannis Hilfe dankbar und schlief sofort ein.
    Cindy kam vor dem Essen herein, gerade im richtigen Augenblick, um zu sehen, wie Mutter mich zwingen wollte, ein volles Gläschen Fernet Branca zu schlucken.
    Ich brachte die Hälfte hinunter und erstickte fast an dem scheußlichen Geschmack, den das Zeug in meinem Mund zurückließ. Ich verzog das Gesicht. »Das genügt!«
    »Du wirst das austrinken«, drängte Mutter. »Es ist besser für dich als die ganzen Tabletten.«
    Ich stand widerspenstig mit dem Glas in der Hand da. Meine Mutter wandte sich an Cindy. »Sehen Sie zu, daß er das austrinkt«, sagte sie. »Ich muß in die Küche, um das Wasser für die pasta aufzustellen.« Sie ging zur Tür und blieb dort stehen. »Hören Sie, er muß es austrinken, bevor er zum Essen kommt!«
    »Ja, Mrs. Perino«, antwortete Cindy gehorsam. Mutter ging hinaus, und Cindy wandte sich mir zu. »Du hast deine Mutter gehört«, meinte sie lächelnd. »Also trink schon aus!«
    »Die hat’s in sich, wie? Nur leider glaubte sie es wirklich, wenn ich ihr erzähle, daß die beste Freundin eines Jungen seine Mutter ist.«
    »Ich hab’ noch nie jemand wie sie gekannt«, sagte Cindy mit einem Anflug von Neid. »Auch keinen Mann wie deinen Vater. Geld macht ihnen überhaupt keinen Eindruck. Jeder sorgt sich nur um den anderen. Und um dich. Das sind wirklich Menschen.«
    »Das Dreckzeug will ich aber trotzdem nicht trinken.«
    »Du trinkst es. Einfach, damit sie sich freut.«
    Ich goß den Rest des Fernet Branca in einem Schluck hinunter und gab ihr das Glas mit einer Grimasse. »Pfui Teufel, das schmeckt wirklich scheußlich!«
    Sie sagte nichts, sah mir nur weiter in die Augen.
    Erstaunt schüttelte ich den Kopf. »Meine Mutter hat dich richtig beeindruckt, wie?«
    »Du weißt nicht, wie glücklich du bist«, antwortete sie ernst. »Meine Familie hat mehr Geld als die deine, viel mehr. Aber meine Eltern schienen niemals auch nur zu bemerken, daß ich am Leben war.«
    Für mich war das überraschend - sie hatte noch nie von ihrer Familie gesprochen.
    Plötzlich fragte sie: »Hast du schon mal von Morris Mining gehört?«
    Ich nickte. Natürlich. Jetzt wußte ich, warum Geld bei ihr nie eine Rolle zu spielen schien. Morris war eins der Spitzenpapiere. Ich besaß sogar tausend Aktien der Gesellschaft.
    »Mein Vater ist Verwaltungsratsvorsitzender, mein Bruder Präsident. Er ist fünfzehn Jahre älter als ich. Ich war ein Spading und habe immer das Gefühl gehabt, daß meine Geburt den Eltern peinlich war. Jedenfalls verfrachteten sie mich, sobald sie konnten, in die besten Schulen. Ich war seit meinem fünften Lebensjahr nicht viel zu Hause.«
    Ich dachte an meine Kindheit und wie verschieden sie von der ihren gewesen war. Sie hatte recht, ich hatte Glück. Ich hob kapitulierend die Hände. »Na schön, mein Kind, ich gebe es zu. Ich liebe sie sehr.«
    »Das brauchst du mir nicht zu sagen. Ich weiß es. Du bist geradewegs nach Hause gegangen, als du Schmerzen hattest. Ich bin mein Leben lang fortgelaufen, wenn es mir schlechtging.«
    Es wurde an die offene Tür geklopft. Gianni trat

Weitere Kostenlose Bücher