Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Clan

Titel: Der Clan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
Kamin, während Gianni mein Bett hochkurbelte. Er stand auf und kam auf mich zu. Sein schneeweißer Stetsonhut hob sich von der dunklen Holztäfelung ab. »Diese Klimaanlage ist so verdammt gut«, sagte er, »daß ich manchmal zu frieren anfange. Und ich bin immer noch so sehr ein Mann des Ostens, daß ich mir gern die Hände an einem Holzfeuer wärme.«
    Ich lächelte ihm zu. »Tag, Onkel Jake.« Ich streckte die Hand aus. Er schüttelte sie. Sein Griff war so fest und freundschaftlich wie eh und je. »Tag, Angelo.«
    Er wandte sich an Gianni. »Freut mich, Sie wiederzusehen, Gianni.«
    Gianni verbeugte sich. »Ganz meinerseits, Eccellenza« Er ging zur Tür und ließ uns allein.
    Nachdem die Tür sich geschlossen hatte, kam Onkel Jake wieder zu mir, zog einen Stuhl vor den Schreibtisch, setzte sich und sah mich an. »Machst du deine Reisen immer so?« fragte er lächelnd.
    »Nein.« Ich lachte. »Nur wenn ich zu müde bin, um aus dem Bett zu steigen.«
    »Dein Vater hat mir erzählt, daß sie dich richtig erwischt haben«, sagte er, immer noch lächelnd. »Du hättest lernen sollen, wie man sich blitzschnell duckt.«
    »Ich habe mich geduckt«, sagte ich, »direkt in einen Tritt in die Zähne.«
    Er lächelte nicht mehr. Die schlaffen, schweren Lider über seinen großen Augen, die große, gebogene Römernase, die fast bis zur Oberlippe seines breiten dünnen Mundes hinunterreichte, und das spitze Kinn mit dem Grübchen - alles zusammen verlieh ihm das gefährliche, drohende Aussehen eines Jagdfalken.
    »Wer war es?« fragte er.
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich und machte absichtlich eine Pause.
    »Aber ich kann es mir denken.«
    »Sag es mir.«
    Ich berichtete alles von Anfang an, beginnend mit dem ersten Anruf, den ich vor drei Jahren von Nummer Eins erhalten hatte. Ich ließ nichts aus, weder Geschäftliches noch Privates, denn ich wußte, daß er es so haben wollte und daß es so sein mußte. Eineinhalb Stunden später kam ich ans Ende meines Berichts und schilderte das Gespräch, das ich am Morgen mit Vater geführt hatte. Er war ein guter Zuhörer und unterbrach mich nur wenige Male, um einen unklaren Punkt zu durchleuchten. Nun stand er auf und streckte sich. Für einen Mann Ende Sechzig war er in phantastischer Verfassung. Er sah eher wie ein Fünfziger aus. »Ich könnte einen Drink brauchen«, sagte er.
    »Ich auch.«
    »Was möchtest du haben?«
    »Einen Kanadischen on the rocks.«
    Er lachte. »Dein Vater hat mir gesagt, daß du das verlangen würdest, aber ich darf dir nur zwei Unzen Kognak geben.«
    »Vater hat immer recht.«
    Auf einen Knopfdruck öffnete sich in der Wand eine verborgene Bar. Er goß Kognak in zwei Gläschen und reichte mir eines davon. »Prost«, sagte ich. Der Kognak floß mir heiß durch die Kehle. Ein scharfer Schmerz, ich hustete und zuckte zusammen.
    »Du mußt ihn schlürfen, nicht runterstürzen«, meinte er. Er trank langsam, dann schaute er mich an. »Na schön, jetzt habe ich deinen Bericht gehört. Und was willst du eigentlich von mir?«
    »Hilfe«, antwortete ich einfach.
    »In welcher Form?«
    »Ich möchte, daß du zwei Dinge für mich tust. Wenn du kannst. Erstens herausfinden, woher Simpson das Geld bekam, um seine Kampagne gegen uns zu führen. Wenn er es rechtmäßig bekommen hat, gut und schön, dann reden wir nicht mehr davon. Wenn er es aber auf irgendeine Weise von jemandem aus unserem Unternehmen gekriegt hat, will ich das wissen. Zweitens brauche ich den Brief, den Loren III in seinem Tresor zu Hause aufbewahrt. Den sein Vater geschrieben hat, bevor er sich erschoß.«
    »Was erwartest du dir davon?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe bloß das Gefühl, es könnte der Schlüssel für alles sein.«
    »Du verlangst gar nicht viel, wie?« Und ohne auf meine Antwort zu warten, fuhr er fort: »Ein klein wenig Detektivarbeit und ein klein wenig Geldschrankknacken, sonst nichts.«
    Ich schwieg.
    »Wieviel Zeit haben wir?«
    »Bis Montag abend«, antwortete ich. »Ich brauche die Informationen für die Aktionärssitzung am Dienstagvormittag. Das ist unsere letzte Chance.«
    »Du weißt, daß du von mir verlangst, wissentlich bei einer gesetzwidrigen Handlung mitzuwirken«, sagte er. »Das habe ich noch nie getan. Ich war mein ganzes Leben Rechtsanwalt, und das einzige, was ich je getan habe, war, daß ich meine Klienten nach besten Kräften verteidigte, nachdem sie die Tat begangen hatten.«
    »Das weiß ich«, erklärte ich.
    »Und trotzdem verlangst du das von

Weitere Kostenlose Bücher