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Der Clark Darlton Reader

Der Clark Darlton Reader

Titel: Der Clark Darlton Reader Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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Lebensdauer dieser Menschen betrug – nach irdischer Zeit bemessen – mehr als fünfhundert Jahre. Das waren jedoch knapp hundert Jahre hiesiger Zeitrechnung, also 200 Nächte. Und alle paar Nächte nur startete ein Raumschiff, um einige „Auserwählte“ mit sich zu nehmen.
    Selten nur kehrte das Raumschiff zurück, niemals einer der Auserwählten. Ihr Verbleib war das Geheimnis der Weisen.
    Ladam begab sich zur Wohnung von Lariel.
    Dank der ewigen Sonne, deren Schein nur durch künstlich herbeigeführte Regenschauer unterbrochen wurde, bestanden die Häuser der Eldosianer aus Dächern, die von prächtigen Säulen getragen wurden. Breite Stufen führten unter dieses Dach, das durch Pflanzengeflecht in verschiedene Räumlichkeiten eingeteilt wurde.
    „Du kommst schon?“ wunderte sich Lariel. „Ein ganzes Zeitmaß zu früh. Hat Aleva dich gehen lassen?“
    Ladam schien verlegen.
    „Sie mußte ja, denn mich drängte die Wißbegierde.“
    „Ein neues Wort für Neugierde, was?“ Lariel schien sich zu amüsieren. „Wir können sofort zur Station hoch – wenn du willst.“
    Ein gemächlicher Spaziergang brachte die beiden ungleichen Männer zum Startfeld hinaus. Im Schein der dritten, inzwischen aufgegangenen Sonne standen dort die Linien der schlanken, steil in den Himmel ragenden Schiffe, deren Metall in allen Farben schimmerte. Ladam hatte diese Schiffe schon oft gesehen, aber sie so selbstverständlich hingenommen wie der Rest seiner Rassegefährten. Sie waren nun einmal da.
    An einem der Schiffe – es war ein kleineres – wurde gearbeitet.
    „Sie verladen Lebensmittel und Wasser für die Wissenschaftler in der Station. Im Augenblick gibt es dort viel zu tun, seit …“
    Lariel schwieg, als habe er zuviel gesagt.
    „Seit – was?“ drängte Ladam.
    „Du wirst es erfahren“, vertröstete der Alte.
    Als die äußere Luke sich hinter Ladam geschlossen hatte, überkam ihn für Sekunden ein Gefühl wahnsinniger Angst. Es war, als sei soeben die Tür zum Leben hinter ihm zugegangen, als gäbe es kein Zurück mehr. Dann aber wußte er, daß es noch einen Aufschub gab. Er flog ja nur zum Observatorium diesmal. Wenn die Luke sich erst mal hinter ihm schloß und er befand sich in einem der großen Sternschiffe – dann würde er seine Welt nicht mehr wiedersehen.
    Er spürte nichts, als die Rakete sich lautlos vom Boden abhob. Die Erde fiel einfach unter ihm weg, die Häuser wurden kleiner und kleiner und versanken schließlich im Grün und Blau der Landschaft. Das Meer wurde immer größer, der gewaltige Kontinent immer kleiner. Dann begann sich der Horizont von Eldos zu krümmen, der Planet wurde eine gewaltige, kaum zu übersehende Kugel.
    Ladam starrte ergriffen aus der runden Luke und konnte sich nicht sattsehen. Es war sein erster Flug in den Weltraum.
    Zwei brennende Sonnen standen am violett-schwarzen Himmel, sandten ihre das Leben erhaltenden Strahlen durch die Weite des trennenden Raums und wanderten mit seltsamer Gleichförmigkeit auf ihren unregelmäßig scheinenden Bahnen. Die Schwerkraft erzeugt merkwürdige Effekte. Aber davon wußte Ladam nichts.
    Vor ihnen im Raum hing ein silberner Punkt, der sich mit rasender Schnelligkeit vergrößerte. Das Observatorium!
    Die Station bestand aus einer großen Kugel, die Eldos in gleichmäßiger Bahn umkreiste. Diese Eigengeschwindigkeit, ihr vor undenkbaren Zeiten durch heute unbekannte Kräfte verliehen, hielten sie in immer gleichmäßigem Abstand von Eldos, dessen Gravitation kompensierend. Eldos erschien als ein riesenhafter Ball von grün-bläulicher Färbung. Langsam rotierte dieser Ball.
    Flammende Gase eilten aus den Bugdüsen dem Schiff voraus, bremsten dessen Flug. Dann umschwebte es die Station mehrere Male, bis es endlich zur Ruhe kam. Beide Körper hingen scheinbar reglos nebeneinander im All.
    Ein elastischer Tunnelgang wurde aus der Station ausgefahren und automatisch mit der geöffneten Außenluke der Zubringerrakete verbunden. Dann strömte zischend die Atemluft ein. Es gab keine Spezialanzüge mehr, mit denen man in das absolute Vakuum hinaustreten konnte.
    Ladam folgte seinem väterlichen Freund durch die Luftschleuse und stand für Sekunden zögernd vor dem ungeheuren Abgrund, der ihn von der Station trennte. Das Material des Ganges war völlig durchsichtig, es war, als sei es gar nicht vorhanden. Dann gab er sich einen Ruck und folgte Lariel. Sein Gewicht war fast gleich Null, er schwebte mehr, als er ging. Doch dieses Gefühl fast

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