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Der Clark Darlton Reader

Der Clark Darlton Reader

Titel: Der Clark Darlton Reader Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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bestimmt“, gab er zu. „Wir werden sterben, aber unsere Kinder werden leben, und ein neues Geschlecht wird entstehen. Ein Menschengeschlecht, das keine Kriege kennen wird. Wir und unsere Nachkommen werden nicht vergessen, daß wir von gleichem Ursprung sind, von der gleichen Familie abstammen. Der Mars ist groß und hat genügend Wasser und Lebensmöglichkeiten für uns alle. Im Lauf der Jahrhunderte wird das Leben noch schöner werden.“
    Jane sah Hal immer noch an, der nachdenklich auf die ferne Silhouette des Raumschiffes blickte.
    „Warum soll das Leben denn noch schöner werden? Kann es überhaupt noch schöner sein, als es jetzt ist?“
    Er schien zusammenzuschrecken, als sei er mit seinen Gedanken woanders gewesen. Fest schloß er sie in seine Arme.
    „Du hast recht, Jane. Das Leben ist so schön, weil wir eine ganze Welt für uns allein haben. Und um uns haben wir nur Freunde – wir kennen keine Feinde und keine Mißgunst. Deshalb ist das Leben so schön hier, weil es hier keine unnötigen Menschen gibt.“
    Irgendwo raschelte es im nahen Gebüsch.
    Vielleicht ein Kaninchen, dachte Hal.
    Aber dann hörte er sich entfernende Schritte und leises Flüstern.
    Eine Männer- und eine Frauenstimme.
    „Nein! Das waren keine Kaninchen“, sagte Hal leise und nahm Jane erneut in den Arm. „Das war die Zukunft!“
    Sie dachte immer noch angestrengt nach, als er sie küßte.

 
Das ewige Gesetz
     



1
     
    Die ebene Landschaft lag in einmaliger Schönheit unter dem purpurnen Licht der untergehenden Sonne. Nur in weiter Ferne, ganz hinten am Horizont, brach sich das Licht gegen die Gipfel bläulich schimmernder Berge, deren Schein wie eine lockende Verheißung winkte. Zur Rechten der weiten Ebene rollten die gleichmäßigen Wogen eines unendlich scheinenden Ozeans gegen den sanften Strand, leckten hier und da an vereinzelten, glatten Felsen und zogen sich dann schließlich wieder in ihr ursprüngliches Element zurück. Viele Meter vom Wasser entfernt war der Sand noch naß.
    Ein unbeschreiblicher Friede strömte aus der Ebene herauf, schwebte über dem blauen Meer und zog sich hin bis zu den fernen Bergen. Selbst als die große, gelbrote Sonne langsam unter den Horizont sank, blieb dieser Eindruck bestehen, denn es dunkelte nicht. Die Helligkeit nahm zwar ein wenig ab, aber dieser Dämmerzustand dauerte nur wenige Sekunden. Dann aber begann es an der entgegengesetzten Seite des Sonnenuntergangs zu flimmern und zu schimmern; der dortige Horizont färbte sich erst rosa, dann langsam violett, und schließlich strahlte das ganze Land in einem flammenden Rot, das sich allmählich in erträgliches Rot violett verwandelte.
    Die Sonne war untergegangen – und eine neue Sonne kam über dem Horizont hoch. Die Welt besaß mindestens zwei Sonnen, zwei ganz verschiedene Sonnen.
    Diese Welt konnte niemals die Erde sein.
    Und doch kamen dort hinter den Klippen jetzt zwei Menschen hervor, schritten langsam und scheinbar in ein angeregtes Gespräch vertieft über den glatten, weichen Sand. Ihre Kleidung bestand aus langen, wallenden Gewändern, wie sie einst die vornehmen Römer oder die alten Griechen getragen haben mochten. Das violette Licht der neu aufgehenden Sonne reflektierte in schillernden Farben von dem weißen Stoff. Lange und lockige Haare umrahmten die schmalen, edlen Gesichter, kluge Augen gingen lebhaft hin und her, schienen sich am Gespräch zu beteiligen. Sparsame Handgesten dagegen verrieten, daß die Hitze der neu aufflammenden Sonne die erste Müdigkeit in ihre Glieder gezaubert hatte.
    Geschickt wich der eine der beiden Männer einer heranrollenden Woge aus. Der andere stieß ein leises Lachen aus.
    „Das Meer ist heute schneller als du, Ladam. Soll ich nicht lieber an der linken Seite gehen?“
    Der jüngere machte eine abwehrende Handbewegung.
    „Dir gebührt der Ehrenplatz an der rechten Seite, Lariel. Ich wäre noch unwürdig, ihn an deiner Stelle einzunehmen. Es ist nicht die Müdigkeit, die mich scheinbar träge sein läßt, sondern der Gedanke, unsere schöne Welt bald verlassen zu müssen. Zwar weiß ich noch nicht, wann das sein wird, aber ich werde unter jenen sein, die der Meister auswählt. Du müßtest mehr wissen als ich, Lariel!“
    In der Stimme des jüngeren lag ein neugieriges Lauern.
    Der ältere dagegen gab wieder das leise Lachen von sich, das zugleich Belustigung wie Überlegenheit zeigte.
    „Nach der zweiten Nacht wird das Sternenschiff Eldos verlassen. Aber bis dahin hast du

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