Der Clark Darlton Reader
entsann er sich Talotas. „Komme mit mir; meine Frau ist verwundet.“
„Deine Frau?“ staunte James und folgte dem in das Haus eilenden Mike. Er fand ihn im Flur, wo er das xoanische Mädchen vorsichtig auf die Arme nahm und mit ihr die breiten Steinstufen hinaufstieg.
Anne warf sich mit einem Aufschrei James entgegen.
Keiner achtete in der ersten Wiedersehensfreude auf Mola, die still und traurig sitzen geblieben war und vor sich hin weinte. Dann aber löste sich James sanft von Anne und ging zu dem Mädchen hin, streichelte ihr über die Haare und ließ sich neben ihr nieder.
„Jules starb als Held, indem er uns das Leben rettete. Ich sah ihn fallen; und Talota rächte ihn, ehe ich es tun konnte.“
Mola schluchzte auf und schlug die Hände vor das Gesicht.
„Aber ich“, weinte sie kaum hörbar, „bin schuld an seinem Tode. Ich gab ihm in Xol den Schlaftrunk. Und ich war es auch, der Mike und dich hätte warnen können. Aber ich tat es nicht. Ich hatte Angst vor Arbil.“
Und sie erzählte den Aufhorchenden die Geschichte ihres Verrates.
„Man zwang mich“, schloß sie endlich, „und ich hatte am Anfang auch geglaubt, daß ihr die Feinde unserer Welt seiet. Aber dann lernte ich Jules richtig kennen …“
Erneut wurde ihre Stimme von einem Schluchzen erstickt.
James gab sich einen Ruck.
„Es ist zu spät, Mola. Jules ist tot.“ Ein Gedanke kam ihm. „Was geschieht mit euren Toten? Was ist, wenn jemand stirbt? Glaubt ihr an eine Wiedergeburt?“
Talota antwortete für ihre Freundin.
„Wir glauben, daß wir niemals sterben, sondern stets in dem Körper eines Neugeborenen wiederkehren.“
„Ihr glaubt – oder wißt ihr es?“
„Wir glauben nur, Herr.“
James atmete auf. Ihm war der Gedanke seltsam gewesen. Ker Ga lebte als dreijähriges Kind irgendwo auf Xo 2. Dreijährig deshalb, weil ja seit ihrer Abreise von der Erde tatsächlich mehr als 12 Jahre vergangen waren.
Mike drängte zum Aufbruch.
„Wollen wir nicht nach Xol zurück? Der Herrscher wird auf uns warten. Außerdem sehne ich mich nach unserem Haus. Jetzt wird ja wohl keiner mehr kommen und mich mit meiner schönen Talota entführen.“
Talota lächelte. Sie hatte den verbrannten Arm in einer Binde und schmiegte sich an den jungen Amerikaner.
„Keiner mehr!“ bestätigte sie und fügte freimütig hinzu: „Ich freue mich nicht nur auf das Haus – ich freue mich auch auf dich.“
Da wurde Mike rot wie ein Schuljunge und verlangte heftig sofortigen Aufbruch.
Drei Wochen später stand auf dem Raumflugfeld von Xol eine große Interstellardisk zum Abflug bereit. Herrscher Xola, eine Abordnung seiner Regierung und andere hohe Würdenträger waren erschienen, um Abschied von den Erdenmenschen zu nehmen, die den Sturz des bestehenden Regimes durch ihre Taten verhindert hatten. Der besondere Dank galt jedoch dem toten Durant, der aus Zufall die Hauptfigur des Dramas geworden war.
Xola 52 begleitete James Freema in den Kontrollraum der Disk, die an sich keine Scheibe, sondern ein regelrechtes Raumschiff war.
„Ich wünsche dir und deiner Frau eine glückliche Heimkehr zur Erde!“ sagte er feierlich und blickte dabei betreten auf Mike, der still und zufrieden neben Talota herging. „Ihr beide werdet allein fliegen müssen, da ich Talota die Reise nicht erlauben darf. Und dein Freund Mike …“
„… geht nicht ohne Talota. Ja, das ist es wohl“, ergänzte Mike.
„Du willst also hier bleiben, Mike?“ fragte James zum hundertsten Male seit jenem Tage, an dem sie nach Xol zurückgekommen waren.
„Ja. Ich bleibe auf Xo 2. Was soll ich auf der Erde? Mein Vater wäre gestorben, bis ich hinkäme. Und ist er es nicht, so grüßt ihn von mir und dankt ihm für alles!“
James zuckte die Schultern.
„Du bist Herr deiner Entschlüsse. An sich verstehe ich dich schon.“ Ein nachdenklicher Blick streifte das schöne Mädchen von Xol. „Vielleicht würde ich an deiner Stelle genauso handeln.“
Xola 52 zeigte auf einen Xoaner.
„Dies ist euer Pilot: Per Lo. – Und nun laßt uns Abschied nehmen. Ich habe dein Versprechen, Freund James, nicht in die Geschicke der intergalaktischen Geschehnisse einzugreifen. Halte es auch! Kri La ist tot, wenn du die Erde erreichst. Der neue Kommandant, Mla Ga, wird den Menschen nicht mehr ausweichen. Er wird ihnen endlich den Frieden bringen und … das Geheimnis der Raumfahrt. Ein neues Zeitalter wird anbrechen.“
James Freema umarmte den gütigen Herrscher und Freund. Dann
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