Der Clark Darlton Reader
unmöglich zu machen. Er glaubte fest daran, daß alles so geschehen würde, wie Smith es ihm geschildert hatte. Es würde schon so geschehen müssen!
„Ich glaube“, sagte er und wandte sich an seine Freunde, „wir können es ohne weiteres riskieren, einen anderen, schöneren Platz aufzusuchen. Auf die Dauer ist es hier zu langweilig.“
„Wir wollen ja auch nicht ewig hierbleiben“, stellte Walt fest, war aber im Grunde mit der Idee einverstanden. Ebenso Haller und Jane.
Sie starteten am Nachmittag, als die kleine Sonne sich dem Westhorizont näherte.
Das gleichmäßige Summen der Generatoren flößte Hal ein beruhigendes Gefühl ein. Zum Donnerwetter! Es war doch alles klar! Wenn sich das Schiff jetzt vom Boden abhob, könnte ihn kein Mensch daran hindern, in das Weltall hochzuschießen und Kurs auf die Erde zu nehmen.
Ohne jeden Zwischenfall glitt die Rakete ‚Smith 2955’ in den blauen Himmel hinein und schwebte langsam – auf jeden Handgriff Hal Perkins’ reagierend – über die braun-grüne Tundra dahin, immer der versinkenden Sonne nach.
Der Bildschirm zeigte jede Einzelheit des Marsbodens.
Allmählich ging die Tundra in das eintönige Rot einer riesigen Sand wüste über. Hal wußte, daß jenes Rot oxydierter Eisenstaub war. Er erhöhte die Geschwindigkeit, und die Sonne stieg wieder höher. Ein merkwürdiges Bild: die im Westen aufgehende Sonne!
Dann wurde es unten wieder grün. Pflanzen wuchs!
Mit erhöhter Aufmerksamkeit studierten die vier Freunde den Horizont. Gleichzeitig hielten sie den Atem an, als der Bildschirm ihnen ein prächtiges Schauspiel bot.
Ein Wald! Ein richtiger Wald!
An den Hängen eines sanften Hügelgebirges lag ein kleiner See mit unwahrscheinlich blauem Wasser, der ringsum von einem nicht sehr dichten Buschwald umgeben war. Zwei fast trockene Kanäle kreuzten sich hier und bildeten so eine regelrechte Oase.
Aber das allein war es nicht, was die vier Raumfahrer so in Erregung brachte. Es gab noch etwas anderes, das ihnen den Atem raubte und sie an ihrem Verstand zweifeln ließ.
Auf dem schmalen Felsplateau dort unten lagen die Reste eines Raumschiffes.
Es war eine Rakete, die in der Mitte durchgebrochen war, so als habe eine Riesenfaust zugeschlagen, um das Menschen werk zu vernichten.
Menschenwerk?
Hal starrte fassungslos zuerst auf das unter ihm dahingleitende Bild, dann auf Jane und Walt. Dann erst blickte er Haller an.
Der rieb sich über die Augen.
„Scheint so, daß wir nicht die ersten hier waren.“
„Glauben Sie, daß es ein Schiff von der Erde ist?“
Haller blickte erstaunt hoch.
„Von wo denn sonst?“
Walt Kennedy, der bisher nur geschwiegen und verdutzt überlegt hatte, mischte sich ein.
„Vielleicht sind das die Marsbewohner!?“
Hal schnaubte verächtlich und bemerkte höchst unlogisch:
„Quatsch! Wozu brauchen die eine Rakete?“
Inzwischen war ‚Smith 2955’ über das niedrige Gebirge dahingeglitten und kehrte in großem Bogen zu der entdeckten Oase zurück. Hal setzte ohne weitere Worte zur Landung an.
„Glaubst du, daß es sicher ist?“ erkundigte sich Jane.
„Warum soll es nicht sicher sein?“ fragte Hal zurück. „Wir haben ja für einen Notfall auch Waffen. Sieh sie noch mal durch und überprüfe sie. Du, Walt, kümmerst dich um die Schutzanzüge. Haller, beobachten Sie das Plateau, ob Sie Leben entdecken können. Vielleicht hat jemand die Katastrophe überlebt.“
Haller nickte nur und gab keine Antwort.
Das Raumschiff senkte sich langsam hinab, mit dem feuerspeienden Heck genau auf die noch freie Fläche des Plateaus zeigend. Schon berührten die ersten Flammenbündel des Treibstrahls die Felsen und färbten diese schwarz, als eine Bewegung durch Hallers Körper ging. Hal bemerkte das nicht, er war zu sehr mit der Landung beschäftigt und hatte keine Zeit, auf seine Umgebung zu achten.
Mit einem kaum spürbaren Ruck setzte das Schiff auf.
Es war zum zweiten Male auf dem Mars gelandet.
Jetzt erst sprach Haller, der den Piloten nicht hatte stören wollen.
„Leben! Dort an dem See habe ich Menschen gesehen. Sie kommen.“
„Menschen? Irren Sie sich auch nicht?“
„Es müssen Menschen sein! Sie tragen Raumanzüge.“
Es dauerte nur wenige Minuten, und sie hatten die dicken Pelze angezogen und die Waffen in die Hände genommen. Ohne jedes vorherige Diskutieren hatte auch Jane diesmal ihren Schutzanzug angelegt. Sie wollte dabeisein. Wozu auch eine Wache bei dem Schiff lassen?
Die kalte Marsluft
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