Der Clark Darlton Reader
erzählte, und von dessen jahrealter Behauptung, der Mars sei von Kaninchen bevölkert.
Mankow atmete befreit auf und lachte nun seinerseit.
Und erst in dieser Sekunde kam es Jane zu Bewußtsein, daß der Glashelm des anderen vorn geöffnet war und der Russe die Luft des Mars ohne besondere Schwierigkeiten einatmete.
Mankow bemerkte ihren fragenden Blick.
„Ich habe mich schon daran gewöhnt“, klärte er sie auf. „Als unsere Rakete platzte, blieb mir nichts anderes übrig, wenn ich nicht ersticken wollte. Es geht jetzt schon. Nur den Damen ist noch ein wenig kalt ohne die Atemluftheizvorrichtung des Raumanzuges.“
In Perkins’ Kopf wirbelten die Gedanken. Irgendwie schien ihm das plötzliche Auftauchen der Russen nicht in die Entwicklung der Zukunft zu passen. Davon hatte Smith auch nichts erwähnt. Doch dann fiel ihm ein, daß für einen Menschen, der im Jahre 2955 lebte, der Begriff der Nationalität ja etwas Veraltetes sein mußte. Hatte Smith nicht einmal den „ehemaligen Japaner“ erwähnt?
Vorsichtig betrachtete er Mankow. Der Russe schien ein vernünftiger und anständiger Mensch zu sein, ganz anders, als er sich die Russen vorgestellt hatte. Aber war es nicht schon immer ein Fehler der Menschen im allgemeinen gewesen, Angehörige der anderen Nationen einfach zu verurteilen und dabei über einen Kamm zu scheren?
„Ich glaube“, sagte er schließlich, „daß wir alles versuchen sollten, keinen auf dem Mars zurückzulassen.“
„Wie meinen Sie das?“ fragte Mankow.
„Wir nehmen Sie alle vier mit. Das muß eben gehen!“
„Unsinn! Das geht nicht! Soviel verstehe ich auch von den Raketen und ihrer Tragkapazität.“
„Wenn unser Schiff mit vier Personen bei Erdgravitation starten konnte, dann müßte es hier praktisch mit der dreifachen Ladung vom Boden abkommen, ohne mehr Treibstoff zu benötigen.“
Mankow sah Hal erstaunt an, ehe ein bewundernder Zug über sein Gesicht huschte.
„Donnerwetter, Mr. Perkins! Ich muß gestehen, daß ich Sie unterschätzt habe. Natürlich, Sie haben recht! Daran habe ich wirklich im Augenblick nicht gedacht. Ich und mein Land werden Ihnen zu großem Dank verpflichtet sein. Ebenso meine Leidensgefährten.“
„Was Ihr Land anbetrifft …“, begann Hal, wurde aber von Mankow schnell unterbrochen.
„Reden wir jetzt nicht davon! Ich weiß, was Sie sagen wollen.
Aber hier auf dem Mars sind weder Sie ein Amerikaner noch ist Haller ein Deutscher noch bin ich ein Russe. Wir sind einfach Menschen des Planeten Erde. Wenn wir unsere nationalen Streitigkeiten auch in das Universum übertragen wollten, wären wir alle nicht wert, überhaupt den Gedanken der Raumfahrt denken zu dürfen. Ich möchte das ein für allemal klarstellen: Wir sprechen Englisch, weil wir alle das verstehen; wir denken irdisch, weil der Planet des Sonnensystems unsere gemeinsame Heimat ist; und wir handeln als Freunde, weil es keine Gründe gibt, Feinde zu sein. Ich hoffe, daß wir uns verstanden haben.“
Hal nickte und reichte dem Russen die Hand, der sie fest nahm.
Es war wie in Schwur, die lächerlichen Streitigkeiten der irdischen Politiker zu vergessen und zu ignorieren. So wie der Angehörige der einzelnen Nation im Ausland sich als Vertreter seines Volkes fühlt, so fühlten sich diese acht Menschen auf dem Mars als Vertreter ihres Heimatplaneten und vergaßen die Belange ihrer Nation.
„Ich mache den Vorschlag, daß wir uns in unser Schiff begeben, damit die Damen ihren Raumanzug ausziehen und wir uns vernünftig unterhalten können. Sicher werden Sie auch Hunger haben.“
„Allerdings. Mit der Rakete wurden auch unsere Vorräte vernichtet.“
Zehn Minuten später saßen sich im Kontrollraum der, Smith 2955’ acht Menschen gegenüber, die der Weltraum und die gemeinsame Gefahr zu Freunden gemacht hatten, ehe sie sich überhaupt richtig kannten. Keinem wäre der Gedanke gekommen, dem anderen zu mißtrauen.
Walt Kennedy konnte es nicht abwarten.
„Wo gibt es die Kaninchen?“ erkundigte er sich gespannt.
„Hier! Überall! Erst gestern haben wir zwei geschossen und mit viel Genuß verzehrt. Aber was ist Ihnen denn?“
Walt Kennedy war mit einem erstickten Laut in seinen Stuhl zurückgesunken und hatte die Hände vor das Gesicht geschlagen. Hal hätte sich kaum gewundert, wenn jetzt zwischen den Fingern dicke Tränen hervorgerollt wären.
Man hatte Walts intelligente Kaninchen einfach gemordet und gegessen! Welch ein Schlag für den armen Walt Kennedy!
Hanns
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