Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Clark Darlton Reader

Der Clark Darlton Reader

Titel: Der Clark Darlton Reader Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
Vom Netzwerk:
dahinschlängelte. Ganz klar, daß dieses Tal von einer merkwürdigen Gleichmäßigkeit war und den Eindruck erweckte, es sei künstlich angelegt worden. Aber es war unmöglich, irgendwelche Spuren einer solchen Bautätigkeit zu finden. Es sah so aus, als habe die Natur dieses Kunstwerk geschaffen – denn ohne jeden Zweifel war das Tal ein Kunstwerk. Die Seitenwände, nicht besonders hoch oder steil, bestanden aus einer etwa zehn Meter hohen Böschung, die flach nach innen abfiel. Zu beiden Seiten erstreckte sich dann die endlose Tundra, die ruhig und leblos unter dem klaren, blauen Himmel lag. Kein Vogelgezwitscher, kein Insektengebrumme und auch sonst kein Laut. Nur eine herrliche, wohltuende und doch beängstigende Stille.
    Das einzige Geräusch verursachte der leise plätschernde Bach, wenn er sich um ein Hindernis herumwand oder eine Bodenschwelle herabstürzte.
    Hal beugte sich hinab und tauchte die Hand in das Wasser, nachdem er vorher den Handschuh ausgezogen hatte.
    Es war eisig kalt.
    Als er sich aufrichtete, lag auf seinem Gesicht ein nachdenklicher Zug. Er wandte sich an Walt.
    „Ohne jeden Zweifel ist dies Wasser. Aber ich finde es reichlich merkwürdig, daß es bei der nächtlichen Kälte nicht gefriert.“
    Kennedy nickte heftig und bestätigte, daß ihn das auch schon gewundert habe.
    „Sicher eine andere Zusammensetzung als das Wasser der Erde“, vermutete er. „Scheint ja fast unmöglich, aber warum soll es nicht so sein? Wir müssen damit rechnen, hier manches zu finden, das unglaublich scheint. Also auch … anderes Wasser. Vielleicht hat es sich an die hier ständig herrschende Kälte gewöhnt.“
    „Du wirst dich mit der Zeit auch daran gewöhnen“, gab Hal spöttisch zurück und wußte gleichzeitig, daß Kennedy irgendwie recht hatte.
    „Auf jeden Fall nehmen wir eine Probe des Wassers mit“, entschied Walt, und Hal nickte seine Einwilligung. Schnell hatten sie die kleine Metallflasche mit der klaren, kalten Flüssigkeit gefüllt und sorgfältig in den weiten Taschen des Pelzanzuges geborgen, wo sie vor Erschütterungen geschützt war.
    „Es wird nicht viel Sinn haben, jetzt weiter hier umherzulaufen“, bemerkte Hal dann mit einem Blick auf den sich endlos dahinziehenden Kanal und auf die weite Tundra, die hinter der Böschung lag. „Sicher wird es hinter dem Horizont auch nicht viel anders aussehen. Was meinst du: Kehren wir zum Schiff zurück, oder laufen wir weiter?“
    „Wir kehren zurück und stärken uns erst einmal. Dann stellen wir fest, ob Wasser und Pflanzen genießbar sind. Wenn ja, rüsten wir eine kleine Expedition aus und erforschen die nähere Umgebung. Ich kann das Gefühl nicht loswerden, daß es hier Leben gibt.“
    „In dieser Wüste?“ fragte Hal zweifelnd.
    „Na und? Stelle dir nur vor, ein Raumschiff vom Mars wäre auf der Erde gelandet – und ausgerechnet in der Sahara. Was meinst du, was die Marsianer von der guten, alten Erde denken würden?
    Sandwüste! Kein Wasser! Keine Pflanzen! Also ist der Planet tot und leer! Zu diesem Schluß würden sie sicher kommen, wenn sie genauso kurzsichtig wären wie du.“
    Hal nickte beifällig.
    „Ich gebe zu, daß du recht haben kannst. Allerdings rechne ich nicht mit intelligentem Leben hier.“
    „Und die Kanäle? Du siehst doch, daß sie existieren.“
    „Wer sagt dir denn, daß sie nicht ein Produkt der alljährlichen Schneeschmelze sind?“
    „Dazu sind sie zu regelmäßig und zu scharf abgegrenzt.“
    „Ich habe eine plausible Erklärung dafür, Walt. Höre gut zu: Dies Wasser hat einen niedrigeren Schmelzpunkt als unser irdisches Wasser. Das Eis der Polkappen schmilzt also im Marsfrühling leicht ab und muß irgendwohin. Es strömt mit aller Macht in die niedrig gelegenen Tundren und schneidet bei seinem schnellen Lauf ein schnurgerades Bett in den verhältnismäßig weichen Boden. So also war das vor vielen Tausend Jahren. Der Boden wurde durch das Wasser und die Verdunstung allmählich ‚lebendig’ und gleichzeitig hart, der Kanal veränderte sich nicht mehr. Wenn die Schnee- und Eisschmelze kommt, Walt, ist alles das, was du siehst, Wasser. Ein zwei Kilometer breiter Fluß, der an den Ufern übertritt und die Wüste bewässert. Die Vegetation blüht auf – und das kann man sogar auf der Erde sehen. Die riesigen grünen Flecke, die man für Kontinente hielt. Sie sind nichts anderes als eine grünende und blühende Tundrawüste. Die Plötzlichkeit der urzeitlichen Wassereinbrüche und die Weichheit

Weitere Kostenlose Bücher