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Der Clown ohne Ort

Der Clown ohne Ort

Titel: Der Clown ohne Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Martini
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meinem Bauch, und ich war weit weg, und ihr seid mitgegangen.
    Die Bäume blühten sommergrün, die Sonne schien tiefgelb, ich machte Kaffee und beobachtete, wie ihr schlafend gekuschelt habt. Ich seufzte und ging spazieren und hatte ein Déjà-vu, ein parisblauer Pfeil mit Goldspitze bin ich, und der Pfeil fliegt zu schnell, und ich sehe jeden Augenblick zu deutlich und komme nicht voran, ich weiß, ich fliege, aber es ist ganz still und ruhig jetzt. Ich denke an meine Kindheit, als Kerstin und ich unsere Traumwohnung zeichneten. Da stand eine alte Glasvitrine an der Wand und der Wohnzimmertisch glänzte so schön und hatte wunderbar verschnörkelte Intarsien. Über dem Tisch hing ein Kristalllüster und das Kristall strahlte mit, wie in unserer Wohnung. Wir hätten Schlösser malen sollen. Ich wunderte mich über den Streichelzoo im Görlitzer Park und fragte, ob man verrückt ist, wenn man als Einziger sich wundert. Du riefst an, fragtest, wo ich bin, und ich sagte: »In der Nähe, bin gleich da, Croissants?«, und du fandest, das sei eine gute Idee. Fünf Minuten später war ich bei euch, außer Atem, weil Sophie doch so weit oben wohnte, weil ich doch so viel rauchte, wenn ich trank, und du hast uns einen Früchtetee mit Waldhonig und Zitrone gemacht. Wir saßen den ganzen Tag auf dem Sofa, redeten und redeten, endlose Wortfäden schlierten in der Luft, und dann machten wir Knäuel und strickten uns eine Decke, und ich kam am nächsten Morgen mit Kopfschmerzen in triefend nassgeschwitzten Bettlaken wieder zu mir, und wir haben uns lange nicht gesehen.
    In der Alten Schönhauser trafen wir uns wieder, Milchlicht, und du sahst glücklich aus ohne mich. Ich fragte, wie es dir ginge, und du sagtest, nicht besonders gut, und ich sah, dass war nur jetzt, wegen mir. Wir sprachen kurz über das Wetter und den Frühling, wie schnell die Zeit verginge, und dein Haar war wieder lang geworden und ich verschwand kurz im Alten. Ich muss jetzt weiter, ich bin spät dran, habe ich gelogen, und du hast gesagt: »Es war wirklich schön, dich zu sehen«, und hast mich ganz melancholisch angestrahlt and ech hüng mich awenij erfeert, weal ech Sentimentalität erhöft hot. Blassgelb ist blassrosa manchmal. Ich beeilte mich, hinter die nächste Ecke zu kommen, ganz tief atmete ich, ganz tief, bis die Lunge fast platzt, setzte mich hin, Kribbeln in den Beinen, Zooom , und da standest du wieder vor mir, vorhin, und deine Haare waren wieder so lang. Alles ist gut jetzt, es ist vergangen, überkam mich ein Mut, der mit einem kleinen PLOPP wieder ging. Ich lief zur Gipsstraße und setzte mich in den Park, in dem wir vor drei Sommern geschlafen hatten, der siebte August war’s gewesen, Mutters Geburtstag.
    nacht
    nirgends
    Still sitze ich da, strahlend wie dieser Frühlingsmorgen, und die Luft ist klar und duftet süß, nach feuchter Erde, und Spatzen zwitschern froh von Dächern und Tauben gurren von irgendwoher, und kurz denke ich an Ratten und Mäuse, und dann wieder ist alles buntes Treiben und gut, obwohl gar nichts gut ist mit mir, und du rufst an, und ich bin weg und starre auf leuchtendes Plastik in kaltweißen Händen. Es ist vorbei, ich habe einen anderen, wir haben vor ein paar Tagen mit Was soll das? Es ist doch längst vergangen!? dachte ich, und das Plastik flog an ein Haus, und da stand irgendwas von Geheimnis und Kunststücken drauf, und ich ging hin und brach mir das Schienbein am Metallzaun, so Bruce-Lee-mäßig, und ich sehe blanken Knochen und mir wird wahnsinnig vor Schmerz und fast platzen Zähne und Blut schießt in den Kopf und alles wird Nebel.

Ich erzähle von Zufall und Pech später und denke an Plan und Glück und lange Haare und höre von Schrauben und Metallplättchen und zwölf Wochen und denke an lange Haare, an lange Haare denke ich, und der Sommer zieht vorbei und ich sehe jeden Augenblick zu deutlich und ich komme nicht voran, ganz still und ruhig ist es, eine ganz schlechte Auflösung hat die Zeit, grobkörnig glitzernder Staub ist das.

Ich will nur dass
    du mich in Ruhe
    lässt. Das habe ich
    jetzt wohl erreicht.
    Leb wohl
    hattest du nach Wochen geschrieben. Und ein paar Stunden später
    Weiß grad nicht wo
    mir der Kopf steht.
    Was ist richtig?
    Was ist falsch? Ich
    will mit dir
    zusammen sein. Es
    war
    Doch die Angst.
    Woher weiß ich
    dass nicht alles
    von vorn anfängt?
    Ich liebe dich.
    Weiß nicht mehr
    weiter. Ich wollte dir
    nicht wehtun.
    Und ich sehe jeden Augenblick zu deutlich und ich

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